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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 17/18
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0523
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Rheinischer Meister, Mitte 14. Jahrhunderts Retabulum

Aus der Versteigerung bei Herm. Ball nnd Paul Graupe, Berlin am 25. September

ÄLTERE MALEREI IN DÜSSEI.DORF
Die Galerie Ilans Bammann zeigt eine beachtcns-
werte Auswahl älterer Kunst, zum Teil Werke, die
schon im Kölner Kunstverein ausgestellt waren:
Eine Flußlandschaft Jan van Goyens, Judith Ley-
ster’s »Lustige Gesellcn«, eine wegen der reali-
stisch klaren Auffassung merkwürdige, in der Art
Berchems schon gegen i65o gemalte Lagerszene
Pieter de Ilooghs, eine Landschaft mit Grotte von
Josse de Momper, von dem historischen Herri met
de Bles eine pliantastische »Felsenlandschaft mit
dem barmherzigen Samariter«. Interessant wegen
ilirer Zusammenhänge mit dem Braunschweiger
Monogrammisten, und mit Bles ist eine nach i53o
gemalte »Kreuztragung Christi in gebirgiger Land-
schaft«, dio Walter Colien dem Antwerpcner Cor-
nelis Matsys zuschreibt. Eine ausgezeichnete Gruppe
bilden ein Altarflügel Bartel Bruyns d. Ä. »Marter
der thebaischen Legion«, ein zu Teilen im Köl-
ner Wallraf-Richartz-Museum gehörendes Stück,
ferner ein vom Mainzer Meister W. B. um 1/190
archaisierend gemaltes »Bildnis eines Mannes auf
Goldgrund«, dessen abgetrennte Riickseite sicli auf
der Kölner Ausstellung befand, und ein Männer-
porlrät vor landschaftlichem Ilintcrgrund desllans
Maler von Schwaz. Ilervorragend schön ist ein
Frauenbildnis, gesicliertes Werk des MünchnerMa-
lers Hans Muelich (farbige Abbildung: Cicerone,
1930, Heft'8.).

Zuletzt sei noch ein Christuskopf, charakteristische
Arbeit dcs Jacopo de Barbari genannt. Einige Bil-

der fanden sclion imCicerone, 1 g3o, Ileft 9, beiBe-
sprec.hung des Ivataloges der Amsterdamer Kunst-
bandlung P.de Boer Erwähnung. — Die Galerie
Ilans Bammann ist als einzige Kunsthandlung des
Westens heute nocli in der Lage, solch erlesene
Beispiele älterer Malerei vorzufüliren. Lasch

DIE FALSCHEN ECIITEN VAN GOGIIS
Die Frage der vom Kunsthändler Wacker stam-
menden van Goghs wird immer verwickelter. Nacli-
dem de la Faille in dem Ergänzungsband zu sei-
nem großen van Gogh-Werk einige Bilder, die er
ursprünglich als echt katalogisiert, als unecht wie-
der abgeschrieben hat, mehren sich die Stimmen,
die ihn der Voreiligkeit zeihen, und speziell ver-
scliiedene holländische Kritiker, wio Bremmer und
Just Havelaar haben in den hiesigen Zeitungen ge-
gen dieses summarische Verdammungsurteil eine
lebhafte Aktion gefülirt. Besonders ist es ein Bild, in
dem sie-—entgegen le la Faille — unbedingt die
Iland und neuerdings auch den Fingerabdruck des
Meisterssehen wollen. Es sind diesdie unter Nr. 7/11
von de la Faille beschriebenen »Pappeln« (80 : 60),
die in dem genannten Ergänzungsband als eine
von einer echten Zeichnung van Goghs (Nr. 620)
inspirierte Fälschung hingestellt werdcn. Man hat
nämlich auf Veranlassung von Dr. Schretlen von
cinem Utrechter Daktyloskopen, C. M. Garnier,
die Fingerabdrücke, die in der noch nassen Farbe
vom Künstler angebracht sein müssen, zum Teil
um die dick aufgetragene Farbe glatt zu streichen,

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