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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 19/20
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0550
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als der rätselhafte Slephunus Hollandicus angedeu-
tet), von dem die schöne Medaille des Domprob-
stes Cornelis van Mierop zu sehen ist. M. D. H.

NEUERWERBUNGEN DES WIENER KUNST-
HISTORISCHEN MUSEUMS

Die Erwerbungen der Gemäldegalerie des kunst-
historischen Museums im verflossenen Halbjahre
beschränkten sich ganz auf die Malerei der nordi-
schen Länder.

Das früheste der deutschen Bilder ist eine kleine,
zartfarbige Darstellung des Verhöres Christi durch
den Hohenpriester, ein Teilstück eines Flügelalta-
res, österreichisch (?) um i4oo. Ein Geschenk
der Nichte A. Figdors, Frau Walz. Der spätgoti-
schen Malerei in Österreich gehören eine kleine
Kreuzigung (um 14 2 o) an und eine Tafel mit der
Kreuztragung (um i44o), auf deren Ilückseite
Apostelfiguren dargestellt sind. Von einem ober-
deutschen Meister (um i52o) rührt eine farben-
satte Darstellung aus einer Heiligenlegende her.
Das hedeutendste Stück unter den Erwerbungen
altdeutscher Kunst ist jedocli unstreitig die Auf-
erstehung Christi von A.Altdorfer (datiert i5i8),
die in der Phantastik der Szene an Grünewald er-
innert.

Unter den Erwerbungen auf dem Gebiet der nie-
derländischen Kunst findet sich eine vielfigurige
Darstellung der Kreuztragung Christi vom Braun-
schweiger Monogrammisten. Weiter wurde das
Gegenstück zu einer bereits seit längerem im Be-
sitz des Museums befindlichen Tafel von M. van
Heemskerck (der Überraschung von Mars und Ve-
nus durch Vulcan), die Überreichung des Schildes
des Achill durch Vulcan an Thetis, angekauft. Aus
der Bildnissammlung des Münzkabinetts wurde das
Bildnis einer Habsburgerin (nach G. Glück eine
Schwester Philipps III.) von Rubens in die Galerie
übernommen. Von Interesse ist auch eine kleine
Kopie des Sebastian-Fragments der Pala di San
Cassiano des Antonello da Messina, die D. Teniers
d. J. für das »Theatrum pictorium« desErzherzogs
Leopold Wilhelm anfertigte. Auch eine kleine
Landschaft von Jan Glauber wäre anzuführen. —
Von der kunstgewerblichen Abteilung wurde eine
wertvolle spätgotische Bildwirkerei erworben, eine
Schweizer Arbeit aus der Mitte des 15. Jahrhun-
derts, die wilde Männer und Fabeltiere zeigt. Fer-
ner gelangte aus der Silberkammer des Herzogs
von Cumberland eine Reihe von Objekten des i5.
bis 16. Jahrhunderts in den Besitz des Museums.

P.-N.

NEUERWERBUNGEN DER »ALBERTINA«
Über die Tätigkeit, welche die Leitung der Alber-
tina im verflossenen Jahre als Käuferin entfaltete,
mag die nachfolgende Zusammenstellung der wich-
tigsten Ankäufe Aufschluß geben. Im allgemeinen
handelte es sich um die Erwerbung von Arbeiten
moderner Kunst. Von alten Meistern ist bloß L.

Valkenborch (drei Ansichten von Salzburg und
eine von Rom, Federzeichnungen) vertreten. In
die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts fällt das
Miniaturenbildnis des Herzogs Albert von Sachsen-
Tetschen (Maria Theresias Eidam) von Füger.

Aus dcr Zeit des Vormärz stammen Aquarelle und
Zeichnungen von Scheffer von Leonhardshof, der
Künstlerfamilie lleinhold, Führich, Ludwig Rich-
ter, Gauermann, Franz Alt, Smitson.

Blätter von Kubin, Schiele, Schmutzer, B. Stef-
ferl, Wickenburg, Jungnickel, G. Ehrlich, Paris Gü-
tersloh, Carry Hauser, 0. Laske, Mayer-Märton u. a.
sind zu erwähnen.

An französischen Graphiken wurden erworben:
zwei lithographierte Landschaften von Isabey, die
Radierung »La Ronde« von Rodin, »La femme
accroupie« (Radierung) von Maillol; an Blättern
deutscher Künstler: Radierungen und Lithogra-
phien von L. Corinth, 0. Dix, Zille. Von öster-
reichern seien angeführt: 0. Kokoschka (mit fünf-
zehn lithographierten Postkarten aus seiner Früh-
zeit), Kubin, Dagobert Peche, weiter Bresslern-
Roth, Carry Hauser, Jungnickel, R. Sterrer, Mayer-
Märton, R. Philippi, B. Stefferl, Watzik. P.-N.

ERWEITERUNG DES ERFURTER MUSEUMS

Durch Verlegen der Büroräume in ein Nachbar-
haus konnte die Raumnot des Museums wesentlich
behoben werden, so daß eine Neuordnung des Be-
standes notwendig wurde. In fünf hinzugewon-
nenen Räumen fand die stark angewachsene m o -
derne Gemäldesammlung erwünschte Aus-
breitung. In chronologischer Folge gruppieren sich
dic modernen Bilder und Skulpturen: Die Kiinst-
ler der »Brücke«, dcr alte Rohlfs und Emil Nolde,
ferner die Meister des Bauhauses, wie Feininger
und Kandinsky; endlich Crodel, Driesch und die
Bildhauer Gerhard Marcks und Hans Walther sind
vertreten. Der Galerie Thüringer Malerdes
19. Jahrhunderts kam die Verschiebung inso-
fern zugute, als es durch Einziehen von Zwischen-
wänden möglich wurde, für die Arbeiten der Brü-
der Reinhold, Nerlys, Prellers, Kanoldts, Bren-
dels, Buchholz’ und des frühen Rohlfs in den ver-
kleinerten Räumen eine wirkungsvolle Anordnung
zu erreichen und Ausstellungsräume für Hand-
zoichnungen und Graphik dazu zu gewinnen.

Die kunstgewerbliche Abteilung desMuseums
wurde durch zwei hervorragende Leihgaben bedeu-
tend erweitert: durch die Sammlung des verstorbe-
nen Erfurter Kunstfreundes Jolin Benary mit ihrem
großen Reichtum an Emailgläsern und durch die
mehr als 3oo Thüringer Fayencen umfassende Fa-
yence-Sammlung Dr. Paul Heilands, die nun mit
dem städtischen Besitz an Fayencen vereinigt sind.
Schließlich ergriff das Museum Besitz von einem
Teil des zweiten Obergeschosses des Museumsge-
bäudes durch Einbau eines Rokoko-Stucksaales in
den ehemaligen Leseraum der Stadtbücherei. Der
Saal, eine Stiftung der Familie Spangenberg aus

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