VORWORT.
öl»/' jetzt zu sehen vermögen, schien allein in den Ländern am Rheine eine fortlaufende und ununterbrochene Entwicklungsreihe vom
fjjrj neunten bis zum sechzehnten Jahrhundert erhalten zu sein; in keiner anderen unter den Hauptprovinzen der deutschen Kunst-
/ geschichte setzt die Entwicklung so früh ein — und hier allein ist eine jede Etappe vom Schluss des ersten Jahrtausends ab durch
ie vorliegende Veröffentlichung will durch die erstmalige Mitteilung einer grossen Anzahl von bislang fast unbekannten Schöpfungen der
k\ Wandmalerei der kunsthistorischen Forschung eine Reihe neuer wichtiger Quellen zuführen. Die Fülle der im Rheinland erhaltenen
%| Zyklen von Wandgemälden machte ganz von selbst den Wunsch nach einer geschlossenen Sonderpublikation lebendig. Soweit wir bis
gleichmässig bedeutende Denkmäler von hoher künstlerischer Qualität vertreten. Nur die wenigsten unter ihnen waren bekannt, der Schatz war noch fast
ungehoben. Schon vor drei Jahrzehnten hatte ERNST AUS'M WEERTH drei der grösseren Zyklen, die Wandmalereien in Schwarzrheindorf, Brauweiler
und Ramersdorf, in Umrissen veröffentlicht und mit den Mitteln der farbigen Lithographie in einzelnen Proben auch einen Begriff von den koloristischen
Reizen dieser Kunstwerke zu geben gesucht. Diese drei Zyklen und einiges wenige aus den Kölner Kirchen waren die einzigen Denkmäler, die
Allgemeingut der Kunstgeschichte geworden waren.
Die sonstigen in früheren Jahrzehnten schon aufgedeckten Wandmalereien waren leider fast durchweg einer ziemlich weitgehenden und gewalt-
samen Erneuerung unterzogen worden, die nicht immer auf den Namen einer Restauration Anspruch erheben darf. Weiter aber ist zumal in den beiden
letzten Jahrzehnten bei der systematischen Durchforschung und Untersuchung der älteren kirchlichen Anlagen eine stattliche Zahl neuer Gemälde — ganzer
Zyklen und einzelner Darstellungen — aufgedeckt worden: fast jeder romanische Bau wies Spuren von polychromen Innendekorationen auf, die nicht
nur wegen ihrer Bedeutung für die kunstgeschichtliche Forschung, sondern auch wegen ihres künstlerischen Wertes, um ihrer vorbildlichen Wirkung
willen, in einer möglichst getreuen umfassenden Veröffentlichung festgehalten zu werden verdienten.
Die Provinzialkommission für die Denkmalpflege in der Rheinprovinz hatte schon im Jahre 1895 die Anfertigung von Kopien und Pausen der
mittelalterlichen Wandmalereien der Provinz beschlossen, und die Provinzialverwaltung hatte die sehr erheblichen Mittel für diesen Zweck bereitgestellt. Durch eine
Reihe von besonders geschulten und ausgebildeten Malern — die Herren BARDENHEWER, BATZEM, DOERINGER, EHRICH, GARTMANN,
MARTIN, OLBERS, SCHMITZ, SCHOQFS, VORLAENDER, WINKEL — sind seitdem von den sämtlichen älteren Wandmalereien grosse farbige
Kopien hergestellt worden, bei den etwa in letzter Zeit irgend einer Sicherung oder Wiederherstellung unterzogenen Gemälden natürlich in dem Zustande
vor jeder Restauration, dazu ist ein umfangreiches Photographienmaterial erworben und angefertigt worden. Die dem Denkmälerarchiv der Rheinprovinz ein-
verleibte Sammlung von zeichnerischen und farbigen Aufnahmen umfasst heute schon über 250 Blatt; einzelne Teile dieser Kollektion waren bei Gelegen-
heit der Kunsthistorischen Ausstellungen in Düsseldorf in den Jahren 1902 und 1904 ausgestellt.
Dieser Tafelband enthält zunächst die wichtigsten der romanischen Wandmalereien bis zu dem entscheidenden Stilwechsel in der zweiten Hälfte
des dreizehnten Jahrhunderts — ein späterer zweiter Tafelband soll dann die gotischen Malereien bis zu dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts bringen.
Bei der Auswahl ist nicht nur auf die kunsthistorische Bedeutung der einzelnen Denkmäler Rücksicht genommen, sondern es sind auch die praktischen
und lebendigen Bedürfnisse in Rechnung gezogen worden; als besonders lehrreich für die heutige Monumentalmalerei, nicht als direkte Vorbilder, aber
als Vorbilder in der Art der Flächenbehandlung und der Farbenverteilung, sind dabei einige vollständig erhaltene Systeme polychromer Innenausstattung
wiedergegeben worden.
Die wichtigsten Denkmäler sind mit der denkbar grössten Sorgfalt farbig reproduziert — bei grösseren Zyklen ist wenigstens eine Probe in Farben
gegeben worden. Mit einigem Befremden wird man vielleicht hier noch die Umrisszeichnungen antreffen. Das erschien bei allen den Schöpfungen am
Platze, die so stark, einzelne sogar schon zum zweiten Male, restauriert worden waren, dass sie in ihrer farbigen Gesamterscheinung ihren Wert als kunst-
historische Urkunde fast eingebüsst hatten, und ebenso bei denen, von denen nicht viel mehr als die Umrisse erhalten waren, und deren Bedeutung in
eben diesen Umrissen lag. Eine photographische Wiedergabe des heutigen Zustandes würde einen zum Teil unrichtigen Eindruck gegeben haben. Für
die farbige Wiedergabe sind je nach der Art der Vorlage der Farbenlichtdruck, der Dreifarbendruck und die mehrfarbige Lithographie gewählt worden,
dazu kam für die Umrisszeichnungen die einfarbige Lithographie, für die einfachen photographischen Wiedergaben der Lichtdruck. Alle Lichtdrucktafeln
sind von der Kunstanstalt ALBERT FRISCH in Berlin hergestellt, alle Lithographien von der Kunstanstalt L. SCHWANN in Düsseldorf, alle Dreifarben-
drucke in der Kunstanstalt UNIE in Prag.
Diesem Tafelband ist nur eine ganz kurze Beschreibung beigegeben, die die notwendigsten Angaben enthält und die Benutzung der Tafeln er-
leichtern soll. Bei dem unbequem grossen Format der Tafeln erschien es richtiger, dem Text ein handliches Quartformat zu geben. Dieser gleichfalls
reich illustrierte Textband, der noch im Laufe des Jahres 1905 erscheinen wird, enthält den ganzen wissenschaftlichen Apparat, eine genaue Beschreibung
der gesamten Reste, technische Untersuchungen, Erörterungen über die Wechselbeziehungen zwischen Stil und Technik, die Entwicklung des Bilder-
kreises und endlich den Versuch einer Geschichte der rheinischen Monumentalmalerei bis zur zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts, unter Berück-
sichtigung der Entwicklung der Nachbarländer.
Die Vorbereitung des gesamten Werkes hat erhebliche Zeit und ausserordentliche Mittel beansprucht. Die Mittel für die Herstellung der kostbaren
Originalaufnahmen hat, ihrer hohen Tradition getreu, die rheinische Provinzialverwaltung bereit gestellt, die mit immer gleicher Opferwilligkeit für die
Erforschung und Erhaltung der Denkmäler unserer Provinz eintritt. Die Veröffentlichung ist dann von der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde
in die Reihe ihrer Publikationen aufgenommen worden. Die ganze Publikation in diesem Reichtum mit den farbigen Tafeln ist aber erst ermöglicht
worden durch die Liberalität eines bekannten rheinischen Mäcens, dem die historischen und kunsthistorischen Bestrebungen der Rheinlande schon vielfache
Förderung verdanken, des Herrn Geheimen Kommerzienrats EMIL VOM RATH in Köln. Ihm gebührt auch an dieser Stelle aufrichtiger Dank. Sein
Name steht billig an der Spitze der gesamten Veröffentlichung.
BONN, im Dezember 1904.
PAUL CLEMEN.
öl»/' jetzt zu sehen vermögen, schien allein in den Ländern am Rheine eine fortlaufende und ununterbrochene Entwicklungsreihe vom
fjjrj neunten bis zum sechzehnten Jahrhundert erhalten zu sein; in keiner anderen unter den Hauptprovinzen der deutschen Kunst-
/ geschichte setzt die Entwicklung so früh ein — und hier allein ist eine jede Etappe vom Schluss des ersten Jahrtausends ab durch
ie vorliegende Veröffentlichung will durch die erstmalige Mitteilung einer grossen Anzahl von bislang fast unbekannten Schöpfungen der
k\ Wandmalerei der kunsthistorischen Forschung eine Reihe neuer wichtiger Quellen zuführen. Die Fülle der im Rheinland erhaltenen
%| Zyklen von Wandgemälden machte ganz von selbst den Wunsch nach einer geschlossenen Sonderpublikation lebendig. Soweit wir bis
gleichmässig bedeutende Denkmäler von hoher künstlerischer Qualität vertreten. Nur die wenigsten unter ihnen waren bekannt, der Schatz war noch fast
ungehoben. Schon vor drei Jahrzehnten hatte ERNST AUS'M WEERTH drei der grösseren Zyklen, die Wandmalereien in Schwarzrheindorf, Brauweiler
und Ramersdorf, in Umrissen veröffentlicht und mit den Mitteln der farbigen Lithographie in einzelnen Proben auch einen Begriff von den koloristischen
Reizen dieser Kunstwerke zu geben gesucht. Diese drei Zyklen und einiges wenige aus den Kölner Kirchen waren die einzigen Denkmäler, die
Allgemeingut der Kunstgeschichte geworden waren.
Die sonstigen in früheren Jahrzehnten schon aufgedeckten Wandmalereien waren leider fast durchweg einer ziemlich weitgehenden und gewalt-
samen Erneuerung unterzogen worden, die nicht immer auf den Namen einer Restauration Anspruch erheben darf. Weiter aber ist zumal in den beiden
letzten Jahrzehnten bei der systematischen Durchforschung und Untersuchung der älteren kirchlichen Anlagen eine stattliche Zahl neuer Gemälde — ganzer
Zyklen und einzelner Darstellungen — aufgedeckt worden: fast jeder romanische Bau wies Spuren von polychromen Innendekorationen auf, die nicht
nur wegen ihrer Bedeutung für die kunstgeschichtliche Forschung, sondern auch wegen ihres künstlerischen Wertes, um ihrer vorbildlichen Wirkung
willen, in einer möglichst getreuen umfassenden Veröffentlichung festgehalten zu werden verdienten.
Die Provinzialkommission für die Denkmalpflege in der Rheinprovinz hatte schon im Jahre 1895 die Anfertigung von Kopien und Pausen der
mittelalterlichen Wandmalereien der Provinz beschlossen, und die Provinzialverwaltung hatte die sehr erheblichen Mittel für diesen Zweck bereitgestellt. Durch eine
Reihe von besonders geschulten und ausgebildeten Malern — die Herren BARDENHEWER, BATZEM, DOERINGER, EHRICH, GARTMANN,
MARTIN, OLBERS, SCHMITZ, SCHOQFS, VORLAENDER, WINKEL — sind seitdem von den sämtlichen älteren Wandmalereien grosse farbige
Kopien hergestellt worden, bei den etwa in letzter Zeit irgend einer Sicherung oder Wiederherstellung unterzogenen Gemälden natürlich in dem Zustande
vor jeder Restauration, dazu ist ein umfangreiches Photographienmaterial erworben und angefertigt worden. Die dem Denkmälerarchiv der Rheinprovinz ein-
verleibte Sammlung von zeichnerischen und farbigen Aufnahmen umfasst heute schon über 250 Blatt; einzelne Teile dieser Kollektion waren bei Gelegen-
heit der Kunsthistorischen Ausstellungen in Düsseldorf in den Jahren 1902 und 1904 ausgestellt.
Dieser Tafelband enthält zunächst die wichtigsten der romanischen Wandmalereien bis zu dem entscheidenden Stilwechsel in der zweiten Hälfte
des dreizehnten Jahrhunderts — ein späterer zweiter Tafelband soll dann die gotischen Malereien bis zu dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts bringen.
Bei der Auswahl ist nicht nur auf die kunsthistorische Bedeutung der einzelnen Denkmäler Rücksicht genommen, sondern es sind auch die praktischen
und lebendigen Bedürfnisse in Rechnung gezogen worden; als besonders lehrreich für die heutige Monumentalmalerei, nicht als direkte Vorbilder, aber
als Vorbilder in der Art der Flächenbehandlung und der Farbenverteilung, sind dabei einige vollständig erhaltene Systeme polychromer Innenausstattung
wiedergegeben worden.
Die wichtigsten Denkmäler sind mit der denkbar grössten Sorgfalt farbig reproduziert — bei grösseren Zyklen ist wenigstens eine Probe in Farben
gegeben worden. Mit einigem Befremden wird man vielleicht hier noch die Umrisszeichnungen antreffen. Das erschien bei allen den Schöpfungen am
Platze, die so stark, einzelne sogar schon zum zweiten Male, restauriert worden waren, dass sie in ihrer farbigen Gesamterscheinung ihren Wert als kunst-
historische Urkunde fast eingebüsst hatten, und ebenso bei denen, von denen nicht viel mehr als die Umrisse erhalten waren, und deren Bedeutung in
eben diesen Umrissen lag. Eine photographische Wiedergabe des heutigen Zustandes würde einen zum Teil unrichtigen Eindruck gegeben haben. Für
die farbige Wiedergabe sind je nach der Art der Vorlage der Farbenlichtdruck, der Dreifarbendruck und die mehrfarbige Lithographie gewählt worden,
dazu kam für die Umrisszeichnungen die einfarbige Lithographie, für die einfachen photographischen Wiedergaben der Lichtdruck. Alle Lichtdrucktafeln
sind von der Kunstanstalt ALBERT FRISCH in Berlin hergestellt, alle Lithographien von der Kunstanstalt L. SCHWANN in Düsseldorf, alle Dreifarben-
drucke in der Kunstanstalt UNIE in Prag.
Diesem Tafelband ist nur eine ganz kurze Beschreibung beigegeben, die die notwendigsten Angaben enthält und die Benutzung der Tafeln er-
leichtern soll. Bei dem unbequem grossen Format der Tafeln erschien es richtiger, dem Text ein handliches Quartformat zu geben. Dieser gleichfalls
reich illustrierte Textband, der noch im Laufe des Jahres 1905 erscheinen wird, enthält den ganzen wissenschaftlichen Apparat, eine genaue Beschreibung
der gesamten Reste, technische Untersuchungen, Erörterungen über die Wechselbeziehungen zwischen Stil und Technik, die Entwicklung des Bilder-
kreises und endlich den Versuch einer Geschichte der rheinischen Monumentalmalerei bis zur zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts, unter Berück-
sichtigung der Entwicklung der Nachbarländer.
Die Vorbereitung des gesamten Werkes hat erhebliche Zeit und ausserordentliche Mittel beansprucht. Die Mittel für die Herstellung der kostbaren
Originalaufnahmen hat, ihrer hohen Tradition getreu, die rheinische Provinzialverwaltung bereit gestellt, die mit immer gleicher Opferwilligkeit für die
Erforschung und Erhaltung der Denkmäler unserer Provinz eintritt. Die Veröffentlichung ist dann von der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde
in die Reihe ihrer Publikationen aufgenommen worden. Die ganze Publikation in diesem Reichtum mit den farbigen Tafeln ist aber erst ermöglicht
worden durch die Liberalität eines bekannten rheinischen Mäcens, dem die historischen und kunsthistorischen Bestrebungen der Rheinlande schon vielfache
Förderung verdanken, des Herrn Geheimen Kommerzienrats EMIL VOM RATH in Köln. Ihm gebührt auch an dieser Stelle aufrichtiger Dank. Sein
Name steht billig an der Spitze der gesamten Veröffentlichung.
BONN, im Dezember 1904.
PAUL CLEMEN.