Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Clemen, Paul
Die romanische Monumentalmalerei in den Rheinlanden — Düsseldorf, 1916

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22845#0023
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vorbemerkung.

Von Koelne noch von Mastrieht
kein schiltaere entwürfe in baz ...

Wolfram von Eschenbach, Parzival iii, 1269.

Es sind jetzt zwanzig Jahre her, daß die Provinzialkommission für die Denkmalpflege in der
Rheinprovinz begann, nach den mittelalterlichen Wandmalereien der Rheinlande große Auf-
nahmen, farbige Kopien und Pausen anfertigen zu lassen, die seitdem eine der kostbarsten, umfang-
reichsten und am stärksten benutzten Abteilungen in der Sammlung unseres Rheinischen Denkmäler-
archivs bilden. Die Monumentalmalereien der Rheinlande schienen vor allen anderen den Anspruch
zu erheben, in tunlichst getreuen Nachbildungen fixiert und dann in einer großen wissenschaftlichen
Veröffentlichung festgehalten zu werden, wegen der Fülle, der Vollständigkeit und der kunsthistori-
schen Bedeutung der noch erhaltenen Zyklen, und weil hier stärker sprechend als in den übrigen
Hauptprovinzen der deutschen Kunstgeschichte eine fortlaufende und ununterbrochene Entwicklung
vom 9. bis zum 16. Jahrhundert geboten zu sein schien. Diese wertvollen Zeugnisse monumentaler
Flächengestaltung zu sichern und den augenblicklichen Zustand festzulegen, ward aber daneben zu
einer gebietenden Pflicht, weil die rheinischen Wandgemälde bei der durch die starke Bevölkerungs-
bewegung bedingten Veränderung der Kirchengebäude, dem allzu rasch gewachsenen Reichtum der
Gemeinden, dem unruhigen Drängen nach Neugestaltung der Ausstattung mehr und früher als
anderswo in ihrem Bestand bedroht waren und noch bedroht sind. Die großen, in den verschie-
densten Techniken hergestellten Kopien von der Hand der Maler Bardenhewer, Batzem, Döringer,
Ehrich, Gartmann, Martin, Olbers, Schmitz, Schoofs, Stummel, Vorlaender, Volkhausen, Winkel
waren zum Teil schon auf den kunsthistorischen Ausstellungen in Düsseldorf in den Jahren 1902
und 1904 gezeigt worden. In dem großen, von der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde im
Jahre 1905 als Publikation XXV herausgegebenen und im gleichen Verlag erschienenen Tafelband
»Die romanischen Wandmalereien der Rheinlande" ist auf 64 Tafeln im größten Folioformat, davon
17 in Farbendruck, eine Auslese von den Dekorationen der romanischen Zeit gegeben worden.

Es bestand damals die Absicht, diesem Werke ziemlich bald einen Textband folgen zu lassen,
der die genaue Beschreibung und Würdigung jener Kunstwerke und den wissenschaftlichen Apparat
bringen sollte. Aber der Plan dieses im Umfang beschränkten Textbandes ward bald verlassen.
Es schien mir richtiger, diesen Text weiter auszugestalten zu einer intensiven Bearbeitung des ganzen
Stoffes im Rahmen der monumentalen Überlieferung der romanischen Zeit. Es ergab sich in vielen
Fällen die Notwendigkeit, die ganz schwankende Baugeschichte als die erste Grundlage der Da-
tierung näher zu untersuchen; es ergaben sich umfangreiche ikonographische Exkurse. Es schien
endlich erwünscht, auf Grund dieses geschlossenen Materials die technischen Bedingungen, die Be-
ziehungen zwischen Technik und Stil, die Gesetze des dekorativen Systems, der Außenbemalung
zu erörtern, um zuletzt auf der Basis des Vergleichens mit den gleichzeitigen Buchmalereien, Glas-
malereien und den sonstigen malerischen und graphischen Techniken der Rheinlande und der un-
mittelbaren Nachbarschaft eine Geschichte der rheinischen und der westdeutschen Monumentalmalerei
überhaupt zu versuchen. Aus dem bescheidenen Textband ist so ein eigenes und nur allzu umfang-
 
Annotationen