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EMMERICH : ST.-MARTINS-KIRCHE.
Zur Linken dieser Darstellung befindet sich der Rest einer Szene, die wohl sicher die drei Marien
am Grabe zeigt. Die Frauen, alle drei mit Kopftüchern bekleidet, stehen eng aneinandergedrängt, die
hinterste die eine Hand fragend erhoben, die vorderste ein Gefäß an die Brust drückend, hinter dem
Sarkophag. Man darf sich die Fortsetzung dieses Sarkophags vorstellen und sich auf dem Sockel sitzend
die Gestalt des Engels hinzudenken, an den diese Frage gerichtet ward.
Über der Szene ist hier noch der Rest einer Darstellung aus der oberen Reihe erhalten; an der Seite
sicherlich Christus, erkennbar an dem weißblauen Untergewand und dem roten Mantel, zur Rechten
zwei nackte Füße, von Christus weggewandt, vor einer Architektur, die man als ein Tor fassen könnte.
Es ist nicht ganz leicht, aus den dürftigen Resten die Szene zu deuten; man könnte etwa annehmen,
daß eine Auferweckungsszene geschildert gewesen sei, und daß die Figur rechts etwa Lazarus war, der
aus seinem Grabe herausschreitet, als Gegenstück der unten dargestellten Anastasis. Auf Christus und
Maria Magdalena am Ostermorgen könnte man die Szene deuten, doch erscheinen auch hier die nackten
Füße in ihrer Stellung nicht völlig verständlich. Es ist aber zuzugestehen, daß sich dann Schwierigkeiten
für die Ergänzung des gesamten Zyklus ergeben. Diesen selbst nach den wenigen erhaltenen Szenen
zu rekonstruieren, er-
scheint unmöglich.
Sicher ist nur, daß eine
fortlaufende Reihe von
zwei Streifen überein-
ander erhalten war mit
Darstellungen aus den
letzten Tagen Christi.
Besondere Schwierig-
keiten macht hier die
Frage nach der Datie-
rung der Wandmale-
reien. Die Bauge-
schichte nennt das
J. 1145. DieZerstörung,
die wenige Jahrzehnte
später der Rhein dem
Bau brachte, hat diese
dem Strom am meisten
abgewandten östlichen
Teile wohl nicht be-
rührt. Aber diese selbst
sind älter als jenes
Datum 1145 und ge-
hören noch dem Ende
des 11. Jh. an. Ist
auch die Malerei da-
mals entstanden? Über
die kunstgeschicht-
lichen Zusammenhänge
wird in einem späteren
Schlußkapitel noch ein-
mal zu reden sein. In
der Farbengebung und
der technischen Be-
handlung unterschei-
Fig. 163. Emmerich. Detail aus den Wandgemälden. ^m S1C^ Malereien
EMMERICH : ST.-MARTINS-KIRCHE.
Zur Linken dieser Darstellung befindet sich der Rest einer Szene, die wohl sicher die drei Marien
am Grabe zeigt. Die Frauen, alle drei mit Kopftüchern bekleidet, stehen eng aneinandergedrängt, die
hinterste die eine Hand fragend erhoben, die vorderste ein Gefäß an die Brust drückend, hinter dem
Sarkophag. Man darf sich die Fortsetzung dieses Sarkophags vorstellen und sich auf dem Sockel sitzend
die Gestalt des Engels hinzudenken, an den diese Frage gerichtet ward.
Über der Szene ist hier noch der Rest einer Darstellung aus der oberen Reihe erhalten; an der Seite
sicherlich Christus, erkennbar an dem weißblauen Untergewand und dem roten Mantel, zur Rechten
zwei nackte Füße, von Christus weggewandt, vor einer Architektur, die man als ein Tor fassen könnte.
Es ist nicht ganz leicht, aus den dürftigen Resten die Szene zu deuten; man könnte etwa annehmen,
daß eine Auferweckungsszene geschildert gewesen sei, und daß die Figur rechts etwa Lazarus war, der
aus seinem Grabe herausschreitet, als Gegenstück der unten dargestellten Anastasis. Auf Christus und
Maria Magdalena am Ostermorgen könnte man die Szene deuten, doch erscheinen auch hier die nackten
Füße in ihrer Stellung nicht völlig verständlich. Es ist aber zuzugestehen, daß sich dann Schwierigkeiten
für die Ergänzung des gesamten Zyklus ergeben. Diesen selbst nach den wenigen erhaltenen Szenen
zu rekonstruieren, er-
scheint unmöglich.
Sicher ist nur, daß eine
fortlaufende Reihe von
zwei Streifen überein-
ander erhalten war mit
Darstellungen aus den
letzten Tagen Christi.
Besondere Schwierig-
keiten macht hier die
Frage nach der Datie-
rung der Wandmale-
reien. Die Bauge-
schichte nennt das
J. 1145. DieZerstörung,
die wenige Jahrzehnte
später der Rhein dem
Bau brachte, hat diese
dem Strom am meisten
abgewandten östlichen
Teile wohl nicht be-
rührt. Aber diese selbst
sind älter als jenes
Datum 1145 und ge-
hören noch dem Ende
des 11. Jh. an. Ist
auch die Malerei da-
mals entstanden? Über
die kunstgeschicht-
lichen Zusammenhänge
wird in einem späteren
Schlußkapitel noch ein-
mal zu reden sein. In
der Farbengebung und
der technischen Be-
handlung unterschei-
Fig. 163. Emmerich. Detail aus den Wandgemälden. ^m S1C^ Malereien