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Clemen, Paul
Die romanische Monumentalmalerei in den Rheinlanden — Düsseldorf, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.22845#0429
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brauweiler: kapitelsaal.

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langjährigen Genossen des h. Paulus in der Wüste100. Die sieben Heiligen in der dritten Höhle sind, wie
der Inschriftrest (s)EP(tem) (dorm)iENT(es) sagt, die hh. Siebenschläfer, „welche, um den
Christenverfolgungen des Kaisers Decius zu entgehen, in einer Höhle bei Ephesus sich verborgen hatten
und daselbst bis zu den Zeiten des jüngeren Theodosius schliefen, wo sie dann mit dem triumphierenden
Christentum wieder aufgewacht und dem Leben zurückgegeben sein sollen"101 (Fig. 279).

Wandbilder.
I. Nordwand.

Ehemaliges, nicht mehr vorhandenes Bild des westlichen Stirn bogen s.

Im Scheitel war in doppelter halbkreisförmiger Glorie die Halbfigur derMadonna in röt-
lichem Gewand, grauem Überwurf und Kopftuch dargestellt, wie sie mit ausgestreckter Linken sich
einem inderrechten Ecke vor ihr knienden bärtigen Manne in blauem Gewände
zuwendete, offenbar die Worte zu ihm sprechend, die einst auf dem von ihrer Rechten gehaltenen Spruch-

Fig. 279. Brauweiler. Die hh. Paulus Eremita, Antonius und die Siebenschläfer (nach Rüben).

band standen, bei der Aufdeckung aber schon erloschen waren. In der linken Ecke kniete
eine n i m b i e r t e Gestalt in „enganliegendem schwarzem Mönchshabit" von der Madonna ab-
gewendet, im Moment der Darstellung staunend - - darauf deutete ihre Armhaltung - - den Kopf nach
ihr umwendend (Fig. 280).

Aus'm Weerth102 meint zu dieser Darstellung: „Es würde naheliegen, hier die visionäre Aufforderung
zum ersten Kapellenbau [neben der später die Abtei errichtet wurde] veranschaulicht zu sehen, den der
oben erwähnte Brun infolge wunderbarer Lebensrettung zu Ehren des h. Medardus, dessen Gebeine
er aus Frankfurt herübergebracht, auf Geheiß der Mutter Gottes gelobte und ausführte, wäre es nur zu-
lässig, Medardus, der Bischof war, anstatt im Bischofskleide im Mönchsgewand der Benediktiner er-

100 Vgl. Hieronymus de vitis patrum Hb. I. Acta San-
ctorum Bolland. 17. Januar II, 107—162.

101 Reichensperger S.98. — Vgl. Legendä aurea CI (96).
- Acta SS. Bolland. 27. Juli VI, 375—397. — Vgl. Analecta

BollandianaXII, 1893, p. 371—387: GregoriiTuronensis Passio
Septem Dormientium apud Ephesum. Ed. Bruno Krusch.

Auch im Koran hat die Legende der Siebenschläfer ihren
Platz. Vgl. Clermont-Gauneau, El-Kahf et la caverne des

sept Dorments in: Comptes-rendus des seances de l'Academie
des Inscriptions et Belles-lettres 4. Serie, t. XXVI, 1899,
p. 564—576, avec im plan et une planche. Clermont-
Gauneau will die in den Legenden des Islam als Er-
Raqön bezeichnete Höhle der Siebenschläfer mit der Nekro-
pole El Kahf in Palästina indentifizieren. Vgl. Analecta
Bolland. XIX, 1900, p. 356. —
102 aus'm Weerth, S. 2, 1. Sp.
 
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