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482

boppard ! severik irche.

Figürliche Malereien.

Malereien im Mittelschiff.

Im Ostjoch des Mittelschiffes ist an der Nordwand über die hier nicht durchbrochene Wandfläche
des Emporengeschosses von den Scheiteln der die Biforen der Emporenarkaden einrahmenden Ornament-
bogen bis zu dem oben abschließenden Gesims in zwei wagerechten Zonen die Legende des Schutz-
patrons der Kirche, des heiligen Bischofs S erver us von Raven na gemalt.

Der rotbraune Streifen, der die Ornamentbogen außen abrahmt, ist von den Zwickeln aus um das
ganze Feld und als Abschlußlinie der unteren Zone horizontal über die Scheitel der Ornamentbogen ge-
zogen. Die beiden Bilderzonen trennt ein gelber Streifen, über den oben ein schmaler grauer Streifen
läuft und den unten ein weißes Band begleitet, das in schwarzen Majuskeln Verse enthält, welche sich auf
die in der oberen Zone dargestellten Szenen beziehen. Ein ebensolches schmaleres Schriftband für die
Szenen der unteren Zone zieht sich unter dem rotbraunen Fußstreifen hin. Unter dem rotbraunen Ab-
schlußstreifen der oberen Zone ist auf schwarzem Grunde eine breite Kopfleiste aufgemalt aus unverbunden
nebeneinander gereihten leierförmigen gelben Doppelhörnern, die in weißgehöhten grünen Tupfen endigen
und einen ebensolchen größeren Tupfen einschließen. Ein grauer und darunter ein weißer Streifen grenzen
die Leiste gegen die Bildfläche ab. Die ganze so eingerahmte und abgeteilte Wand ist einschließlich der
Zwickelflächen blau grundiert.

Die szenische Darstellung beginnt in der rechten Ecke des oberen Streifens, läuft nach links weiter
und setzt sich im unteren Band von links nach rechts fort. Der oben erwähnte Schriftstreifen läuft natür-
lich unbekümmert um diese bildliche Anordnung unter beiden Szenenfriesen von links nach rechts. In
zwei Neunzeilern wird die Darstellung erläutert. Unter der oberen Bildfolge steht in einer Zeile folgender
Vers:

PER COLUMBAM DEMONSTRATUS
GREGIS CURAM RAVENNATIS
GERRIT TEXTOR VELLERUM,
RUSTICANI VIRI STATUM
REPENTE SIC MUTATUM
ADMIRATUR FEMINA,
RECOLATUR LAUS SEVERI,
SERVUM DEI QUI SE VER(u)M
SIGNO PROBAT OPERUM.

Unter der unteren Darstellung befindet sich, zweimal unterbrochen durch die reich ornamentierten
Bogen — hinter viri und hinter prece — diese Inschrift:

DUM MISSA CELEBRATUR
SUPER NOVA DISPUTATUR
VIRI MAGNITUDINE,
SEPELIRI PRAETER MOREM
INTER DATAM ET UXOREM
ADHUC VIVUS POSTULAT,
EIUS ET EARUM PRECE
URBI NOSTRAE PACEM PRAEBE,
JESU CHRISTE DOMINE.

Diese beiden Strophen, die nur eine ganz allgemeine Erklärung zu den vom Maler dargestellten Szenen
der Legende geben, sind erst bei der Restauration den Gemälden beigefügt worden12.

12 Nach Mitteilung des Amtsgerichtsrates van Rossum
in Boppard waren von der alten Unterschrift nur noch die
Worte intrat sarcophago Severus lesbar, so daß man
einen Vorschlag des um die Wiederherstellung der Severikirche
wohlverdienten Pfarrers Nick von Salzig gemäß die obigen
wohl einem mittelalterlichen Hymnus auf den h. Severus

entstammenden Verse als Unterschrift der Wandgemälde
wählte. Der Hymnus selbst ließ sich trotz verschiedener
Bemühung bisher nicht feststellen. Bei M. Oppermann, Der
h. Severus von Ravenna, Paderborn 1878, S. 67 ist ein
anderer älterer Hymnus auf den h. Severus gegeben, der
ähnliche Illustrationen begleitet haben könnte. Er findet
 
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