Fig. 46. Manenhagen, Pfarrkirche. (Ausschnitt.)
Fig. 47. Frankfurt a. M., Städelmuseum.
Altenberger Altar.
Fig.48. München, Nat.-Mus. Kölner Flügelaltar.
merkwürdig breit mit schwerem Kiefer, zumeist kahler Stirn mit kleiner Stirnlocke. Es ist che Kunst einer zierhchen Fein-
malerei, die man sich gut von Vorbildern der Buchmalerei abgeleitet denken mag (Fig. 49 u. 50).
Den Ubergang zu dem malerischen Stil des 14. Jh. mit seinem Aufgeben der monumentalen Form zugunsten kleiner Maß-
stäbe und einer geistreich bewegten Feinmalerei bringt das Wandgemälde mit der Legende der h. Agatha in St. Florin zu
Koblenz, das man sich im Anschluß an eine 1m J. 1300 gemachte Altar- und Vikarienstiftung im ersten Jahrzehnt des neuen
Jahrhunderts entstanden vorstellen darf. In diesem unberührt erhaltenen kösthchen Stück frühgotischer Zeichenkunst spncht
eine ganz neue nervöse Handschnft zu uns — sicherhch war die Vorlage auch als einfache Umrißzeichnung in kleinem Format
überhefert — und man darf hier zum erstenmal an Vorbilder etwa von der Art der Zeichnungen m dem kurz vorher entstandenen
enghschen Queen Mary s Psalter denken. Die Wandmalerei, die ein eigenthches Altarbild darstellt ebenso wie das spätere Bild
m St. Andreas zu Köln, findet wieder eine Parallele m den Glasgemälden von St. Florm, deren Szenen m der fast affektiert
lebendigen Haltung an den skizzierenden Stil der Wandzeichnung ermnern (Fig. 172/173). Das jüngst erst (November 1929) in
einer zweiten bislang vermauerten Nische derselben Wand aufgedeckte Wandgemälde mit Darstellungen aus der Legende der
h. Margareta, von vorzüglicher Erhaltung und wunderbarer Frische, bringt schon ein Beispiel vom Beginn der 2. Hälfte
des Jahrhunderts von höchster Dehkatesse, m den noch klemeren Maßstäben der Figuren aber noch deuthch auf Buchmalereien
als Vorbilder hinweisend. (Fig. 176.)
Wenn man die Legende des Papstes Cornehus lm Chor von St. Severin (Taf. 37) in Köln in das erste Jahrzehnt des
14. Jh. (vor 1307) setzt, so tntt dort m der Tat m den fein umrissenen Köpfen ein neuer Typus auf, wie die Hintereinander-
schiebung der Figuren zum erstenmal eme Tiefenvorstellung und eme reiche Gruppenbildung mit vielfältigen Uberschneidungen
bnngt. Es lst eine Fein- und Kleinmalerei, die uns hier entgegentritt, für die großen Flächen des Chores auch m merkwürdig
kleinem ängsthchem Maßstab gehalten, also am ehesten mit Werken der Buchmalerei zu vergleichen. Die Kopftypen sind
solche, die m der großen Gruppe der damals m solcher Fruchtbarkeit blühenden kölmschen Buchmalerei vielfach Parallelen
finden und die natürhch auch den Vergleich mit den gleichzeitigen oder früheren enghschen und flandrisch-niederländischen
Werken nahe legen133. Jedenfalls lst diese Formensprache auf dem Wege des zeichnenschen Stiles eben schon überall vor-
bereitet.
133 Sucht man unter den englischen Wandmalereien nach Verwandten in bezug auf die neue gedrängte Art der Komposition, so muß man auch m die Frühzeit zurückgreifen.
In Betracht kämen die Malereien, die, vielleicht schon um 1270 geschaffen, sich m Westminster in der Painted Chamber befanden (Abb. nach einem Aquarell von E.
Crocker bei Boremus u. Tristram, Enghsche Malerei des Mittelalters, Taf. 30, Text S. 15), leider 1834 untergegangen sind. Vgl. Lethaby, English Primitives VIII: Bur-
hngton Magazme XXXIII, 1918, p. 3. — Ders., The pamted chamber and the early masters of the Westminster school: ebenda VII, 1905, p. 257.
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Fig. 47. Frankfurt a. M., Städelmuseum.
Altenberger Altar.
Fig.48. München, Nat.-Mus. Kölner Flügelaltar.
merkwürdig breit mit schwerem Kiefer, zumeist kahler Stirn mit kleiner Stirnlocke. Es ist che Kunst einer zierhchen Fein-
malerei, die man sich gut von Vorbildern der Buchmalerei abgeleitet denken mag (Fig. 49 u. 50).
Den Ubergang zu dem malerischen Stil des 14. Jh. mit seinem Aufgeben der monumentalen Form zugunsten kleiner Maß-
stäbe und einer geistreich bewegten Feinmalerei bringt das Wandgemälde mit der Legende der h. Agatha in St. Florin zu
Koblenz, das man sich im Anschluß an eine 1m J. 1300 gemachte Altar- und Vikarienstiftung im ersten Jahrzehnt des neuen
Jahrhunderts entstanden vorstellen darf. In diesem unberührt erhaltenen kösthchen Stück frühgotischer Zeichenkunst spncht
eine ganz neue nervöse Handschnft zu uns — sicherhch war die Vorlage auch als einfache Umrißzeichnung in kleinem Format
überhefert — und man darf hier zum erstenmal an Vorbilder etwa von der Art der Zeichnungen m dem kurz vorher entstandenen
enghschen Queen Mary s Psalter denken. Die Wandmalerei, die ein eigenthches Altarbild darstellt ebenso wie das spätere Bild
m St. Andreas zu Köln, findet wieder eine Parallele m den Glasgemälden von St. Florm, deren Szenen m der fast affektiert
lebendigen Haltung an den skizzierenden Stil der Wandzeichnung ermnern (Fig. 172/173). Das jüngst erst (November 1929) in
einer zweiten bislang vermauerten Nische derselben Wand aufgedeckte Wandgemälde mit Darstellungen aus der Legende der
h. Margareta, von vorzüglicher Erhaltung und wunderbarer Frische, bringt schon ein Beispiel vom Beginn der 2. Hälfte
des Jahrhunderts von höchster Dehkatesse, m den noch klemeren Maßstäben der Figuren aber noch deuthch auf Buchmalereien
als Vorbilder hinweisend. (Fig. 176.)
Wenn man die Legende des Papstes Cornehus lm Chor von St. Severin (Taf. 37) in Köln in das erste Jahrzehnt des
14. Jh. (vor 1307) setzt, so tntt dort m der Tat m den fein umrissenen Köpfen ein neuer Typus auf, wie die Hintereinander-
schiebung der Figuren zum erstenmal eme Tiefenvorstellung und eme reiche Gruppenbildung mit vielfältigen Uberschneidungen
bnngt. Es lst eine Fein- und Kleinmalerei, die uns hier entgegentritt, für die großen Flächen des Chores auch m merkwürdig
kleinem ängsthchem Maßstab gehalten, also am ehesten mit Werken der Buchmalerei zu vergleichen. Die Kopftypen sind
solche, die m der großen Gruppe der damals m solcher Fruchtbarkeit blühenden kölmschen Buchmalerei vielfach Parallelen
finden und die natürhch auch den Vergleich mit den gleichzeitigen oder früheren enghschen und flandrisch-niederländischen
Werken nahe legen133. Jedenfalls lst diese Formensprache auf dem Wege des zeichnenschen Stiles eben schon überall vor-
bereitet.
133 Sucht man unter den englischen Wandmalereien nach Verwandten in bezug auf die neue gedrängte Art der Komposition, so muß man auch m die Frühzeit zurückgreifen.
In Betracht kämen die Malereien, die, vielleicht schon um 1270 geschaffen, sich m Westminster in der Painted Chamber befanden (Abb. nach einem Aquarell von E.
Crocker bei Boremus u. Tristram, Enghsche Malerei des Mittelalters, Taf. 30, Text S. 15), leider 1834 untergegangen sind. Vgl. Lethaby, English Primitives VIII: Bur-
hngton Magazme XXXIII, 1918, p. 3. — Ders., The pamted chamber and the early masters of the Westminster school: ebenda VII, 1905, p. 257.
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