jHobletti / 5t, Caftor,
LlTERATUR. Aufzählung der älteren Literatur bei Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler des Reg.-Bez. Coblenz, 1886, S. 142. Besonders
zu nennen J.A. Richter, Die St.-Castor-Kirche zu Coblenz, deren Geschichte, Architehtur, Kunstwerke und Denkmale, Coblenz 1850. — Ders.,
Sanct Castor zu Coblenz als Münster, Stift und Pfarrkirche, Ccblenz 1868. — J. v. Schlosser, Schriftquellen zur karohngischen Kunst, S. 42,
mit weiteren Literaturangaben.—Eme Bonner Dissertation von Jos. Busley v. J. 1921 behandelt die ältere Baugeschichte (Der Hettische Grün-
dungsbau von St. Castor m Coblenz 836, eine Studie zur karohngischen Baugeschichte).
Uber die Wandmalereien genauere Angaben bei Richter 1850, S. 31 ; 1868, S. 185. -— Fritz Michel i. d. Zs. f. Heimatkunde des Reg.-Bez.
Coblenz XV, 1921, S. 85.
AUFNAHMEN. Aquarelherte Sepiafederzeichnung von Heinrich Knauth von 1848 im Denkmalarchiv der Rhemprovinz (früher lm
Kunstgewerbemuseum Berlin).
In dem heute vor uns stehenden Bau, dessen Außenerschemung durch eme wemg glückhche Restauration vor einem Men-
schenalter empfindhch gehtten hat, lst noch die mächtige karohngische Basihka erhalten, die unter Kaiser Ludwig dem Frommen
836 eingeweiht worden war. Das dem römischen nahe verwandte karohngische Raumgefühl liegt ähnhch wie beim Trierer
Dom als ein character mdelebihs iiber dem Innern. So hat auch die Hauptapsis, die Ende des 12. Jh. unter dem Abt Bruno
einen äußeren Mantel in den reichen Formen der rheimschen Hochromamk erhielt, lhren von den gleichzeitigen Apsiden-
anlagen am Rhein abweichenden schweren Rhythmus erhalten. Die letzte feierhche Einweihung fand 1208 statt. Erst 1496
lst das bislang flachgedeckte Mittelschiff mit einem spätgotischen Sterngewölbe überspannt worden1.
Im Jahre 1848 wurde bei der Vorbereitung der neuen Ausmalung der Kirche, die dem Koblenzer Maler Joseph Andreas
Settegast, einem Spätnazarener von bescheidenem Talent, anvertraut ward, unter der zum Teil mit plastischem Stuck be-
deckten späten Dekoration der Apsis unter verschiedenen deckenden Tünchen ein großes Apsidengemälde gefunden, das,
wenn mcht schon früher, sicher bei der letzten Barockisierung des Innern lm Jahre 1745 verschwunden war. Es lst in einer leid-
lich treuen Kopie des Malers Heinrich Knauth erhalten, die jetzt für die Beurteilung zugrunde gelegt werden muß, während
die umfangreichen Reste, die noch sehr wohl eine Ergänzung im Sinne der historischen Kunst und damit die Erhaltung zu-
gelassen hätten, verschwinden mußten, um dem neuen Apsidengemälde von Settegast Platz zu machen. Das Feld lst umrahmt
durch breite Bordstreifen. Die führende Farbe des Rahmens lst ein starkes Rot. Der als Abschluß der unteren Zone sich hin-
ziehende Fries weist noch stärkere Anklänge an das romamsche Palmettenmotiv auf (ein ähnhcher Wechsel des Ornament-
charakters wie in Brauweiler); wie weit der Maler hier richtig gesehen, ist nicht zu sagen. Das den oberen Rahmen einfassende
ornamentale Motiv zeigt auf grünblauem Grunde nebeneinandergestellte Medaillons, m denen aufrechtstehende und hegende
zweiblättrige Blüten nuteinander abwechseln, diese sehr viel stärker frühgotisch gehalten.
Das eigenthche Bildfeld (farbige Taf. 8) wird beherrscht durch die große vom oberen bis zum unteren Rand reichende
Mandorla, die mit einem blaßblauen, roten, grünblauen und nach mnen einem schmalen goldenen Streifen eingefaßt lst. Die
Mandorla wird nach den Seiten zu verankert durch eine Querverspannung mit je zwei Spitzbogen m Blaßblau auf rotem Grunde,
unter denen sich die vier seithch angeordneten Heihgenfiguren emfügen. Die Mandorla selbst wird umrahmt von denEvange-
hstensymbolen, in der Höhe Engel und Adler, am Fuße Löwe und Stier. In der Mandorla erscheint auf einem dunkelblauen
Grunde, der durch die ganze Darstellung führend durchgeht, sitzend auf einem m reiche Architektur aufgelösten, dünnghed-
rigen und zierhch konstruierten, schon ausgesprochen gotischen Thron Christus Salvator, das merkwürdig breite Gesicht
umrahmt von gelben Locken, um den Mund die für die frühe Gotik charakteristische Andeutung eines modischen kurzen
Bartes. Das Untergewand, das auf der Brust sichtbar wird, hellgrün mit einer weißgoldenen Borde, der Mantel rot mit grünem
Umschlag gleichmäßig über beide Schultern gelegt. Die Linke hält unter dem Mantel ein geschlossenes Buch, die Rechte ist
1 Die 1498 eingezogenen spätgotischen Netzgewölbe wiesen die typische spätgotische Dekoration auf, wenn auch m einer durch die letzte Restauration der neunziger Jahre
übergangenen Form. Die Rippen waren ursprünglich grau, die Schlußsteine farbig, um die Kreuzungen ,,Hosen‘ m Rot und Blau, die Gewölbezwickel kaltweiß, auf lhnen
aus den Ecken emporwachsendes spätgotisches Rankenwerk mit steifen Stengeln und bunten Blüten, um die Kreuzungen gewellte Strahlen. Vom Standpunkt der Denkmal-
pflege muß es als unzulässig erscheinen, daß über diese mteressante und charakteristische Dekoration i.J. 1928 bei der den ganzen Innenraum umfassenden Neubemalung
durch den Maler Paul Meyer-Speer (den Schöpfer der neuen farbigen Innengestaltung des Mainzer Domes) emfach mchtachtend hinweggegangen ist. Der farbige Akkord
des Langhauses hätte eben unter Berücksichtigung dieses vorhandenen Systems gestimmt werden müssen. Diese Dekoralion stammte wahrschemlich von dem Maler Ger-
hardt, der 1496 für die Vergoldung von Apfel und Zepter des Bildes Ludwigs des Frommen Bezahlung erhält (Stadtarchiv Koblenz 109, 1401), er bemalt 1496 den Schluß-
stein des neuen Gewölbes mit goldener Lasur und guten Farben. Später bemalt er noch den Schrein der h. Riza (Fritz Michel, Koblenzer Maler und Glasbrenner lm
späteren Mittelalter: Rheinische Heimatblätter 1924, Nr. 4, S. 119). Uber eine barocke Darstellung des Jüngsten Gerichts m der Kirche berichtet das Nekrolog von St.
Castor zum 16. Okt. 1628, daß der an diesem Tage verstorbene Dekan von St. Florin, Joh. Werll, circa fornicem chori nostn extremum ludicium suis lmpensis vivis co-
loribus curavit depingi (Mitteilung von Dr. Fritz Michel, Coblenz).
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LlTERATUR. Aufzählung der älteren Literatur bei Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler des Reg.-Bez. Coblenz, 1886, S. 142. Besonders
zu nennen J.A. Richter, Die St.-Castor-Kirche zu Coblenz, deren Geschichte, Architehtur, Kunstwerke und Denkmale, Coblenz 1850. — Ders.,
Sanct Castor zu Coblenz als Münster, Stift und Pfarrkirche, Ccblenz 1868. — J. v. Schlosser, Schriftquellen zur karohngischen Kunst, S. 42,
mit weiteren Literaturangaben.—Eme Bonner Dissertation von Jos. Busley v. J. 1921 behandelt die ältere Baugeschichte (Der Hettische Grün-
dungsbau von St. Castor m Coblenz 836, eine Studie zur karohngischen Baugeschichte).
Uber die Wandmalereien genauere Angaben bei Richter 1850, S. 31 ; 1868, S. 185. -— Fritz Michel i. d. Zs. f. Heimatkunde des Reg.-Bez.
Coblenz XV, 1921, S. 85.
AUFNAHMEN. Aquarelherte Sepiafederzeichnung von Heinrich Knauth von 1848 im Denkmalarchiv der Rhemprovinz (früher lm
Kunstgewerbemuseum Berlin).
In dem heute vor uns stehenden Bau, dessen Außenerschemung durch eme wemg glückhche Restauration vor einem Men-
schenalter empfindhch gehtten hat, lst noch die mächtige karohngische Basihka erhalten, die unter Kaiser Ludwig dem Frommen
836 eingeweiht worden war. Das dem römischen nahe verwandte karohngische Raumgefühl liegt ähnhch wie beim Trierer
Dom als ein character mdelebihs iiber dem Innern. So hat auch die Hauptapsis, die Ende des 12. Jh. unter dem Abt Bruno
einen äußeren Mantel in den reichen Formen der rheimschen Hochromamk erhielt, lhren von den gleichzeitigen Apsiden-
anlagen am Rhein abweichenden schweren Rhythmus erhalten. Die letzte feierhche Einweihung fand 1208 statt. Erst 1496
lst das bislang flachgedeckte Mittelschiff mit einem spätgotischen Sterngewölbe überspannt worden1.
Im Jahre 1848 wurde bei der Vorbereitung der neuen Ausmalung der Kirche, die dem Koblenzer Maler Joseph Andreas
Settegast, einem Spätnazarener von bescheidenem Talent, anvertraut ward, unter der zum Teil mit plastischem Stuck be-
deckten späten Dekoration der Apsis unter verschiedenen deckenden Tünchen ein großes Apsidengemälde gefunden, das,
wenn mcht schon früher, sicher bei der letzten Barockisierung des Innern lm Jahre 1745 verschwunden war. Es lst in einer leid-
lich treuen Kopie des Malers Heinrich Knauth erhalten, die jetzt für die Beurteilung zugrunde gelegt werden muß, während
die umfangreichen Reste, die noch sehr wohl eine Ergänzung im Sinne der historischen Kunst und damit die Erhaltung zu-
gelassen hätten, verschwinden mußten, um dem neuen Apsidengemälde von Settegast Platz zu machen. Das Feld lst umrahmt
durch breite Bordstreifen. Die führende Farbe des Rahmens lst ein starkes Rot. Der als Abschluß der unteren Zone sich hin-
ziehende Fries weist noch stärkere Anklänge an das romamsche Palmettenmotiv auf (ein ähnhcher Wechsel des Ornament-
charakters wie in Brauweiler); wie weit der Maler hier richtig gesehen, ist nicht zu sagen. Das den oberen Rahmen einfassende
ornamentale Motiv zeigt auf grünblauem Grunde nebeneinandergestellte Medaillons, m denen aufrechtstehende und hegende
zweiblättrige Blüten nuteinander abwechseln, diese sehr viel stärker frühgotisch gehalten.
Das eigenthche Bildfeld (farbige Taf. 8) wird beherrscht durch die große vom oberen bis zum unteren Rand reichende
Mandorla, die mit einem blaßblauen, roten, grünblauen und nach mnen einem schmalen goldenen Streifen eingefaßt lst. Die
Mandorla wird nach den Seiten zu verankert durch eine Querverspannung mit je zwei Spitzbogen m Blaßblau auf rotem Grunde,
unter denen sich die vier seithch angeordneten Heihgenfiguren emfügen. Die Mandorla selbst wird umrahmt von denEvange-
hstensymbolen, in der Höhe Engel und Adler, am Fuße Löwe und Stier. In der Mandorla erscheint auf einem dunkelblauen
Grunde, der durch die ganze Darstellung führend durchgeht, sitzend auf einem m reiche Architektur aufgelösten, dünnghed-
rigen und zierhch konstruierten, schon ausgesprochen gotischen Thron Christus Salvator, das merkwürdig breite Gesicht
umrahmt von gelben Locken, um den Mund die für die frühe Gotik charakteristische Andeutung eines modischen kurzen
Bartes. Das Untergewand, das auf der Brust sichtbar wird, hellgrün mit einer weißgoldenen Borde, der Mantel rot mit grünem
Umschlag gleichmäßig über beide Schultern gelegt. Die Linke hält unter dem Mantel ein geschlossenes Buch, die Rechte ist
1 Die 1498 eingezogenen spätgotischen Netzgewölbe wiesen die typische spätgotische Dekoration auf, wenn auch m einer durch die letzte Restauration der neunziger Jahre
übergangenen Form. Die Rippen waren ursprünglich grau, die Schlußsteine farbig, um die Kreuzungen ,,Hosen‘ m Rot und Blau, die Gewölbezwickel kaltweiß, auf lhnen
aus den Ecken emporwachsendes spätgotisches Rankenwerk mit steifen Stengeln und bunten Blüten, um die Kreuzungen gewellte Strahlen. Vom Standpunkt der Denkmal-
pflege muß es als unzulässig erscheinen, daß über diese mteressante und charakteristische Dekoration i.J. 1928 bei der den ganzen Innenraum umfassenden Neubemalung
durch den Maler Paul Meyer-Speer (den Schöpfer der neuen farbigen Innengestaltung des Mainzer Domes) emfach mchtachtend hinweggegangen ist. Der farbige Akkord
des Langhauses hätte eben unter Berücksichtigung dieses vorhandenen Systems gestimmt werden müssen. Diese Dekoralion stammte wahrschemlich von dem Maler Ger-
hardt, der 1496 für die Vergoldung von Apfel und Zepter des Bildes Ludwigs des Frommen Bezahlung erhält (Stadtarchiv Koblenz 109, 1401), er bemalt 1496 den Schluß-
stein des neuen Gewölbes mit goldener Lasur und guten Farben. Später bemalt er noch den Schrein der h. Riza (Fritz Michel, Koblenzer Maler und Glasbrenner lm
späteren Mittelalter: Rheinische Heimatblätter 1924, Nr. 4, S. 119). Uber eine barocke Darstellung des Jüngsten Gerichts m der Kirche berichtet das Nekrolog von St.
Castor zum 16. Okt. 1628, daß der an diesem Tage verstorbene Dekan von St. Florin, Joh. Werll, circa fornicem chori nostn extremum ludicium suis lmpensis vivis co-
loribus curavit depingi (Mitteilung von Dr. Fritz Michel, Coblenz).
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