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Clemen, Paul
Die gotischen Monumentalmalereien der Rheinlande: mit Beiträgen von Burkhard Frhrn. v. Lepel und Margot Remy (Text) — Düsseldorf, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.28108#0292
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LlTERATUR. Die allgemeine Literatur oben S. 169. Uber die späten Malereien noch besonders: F. Kugler, Rheinreise v. 1841 : Kleine Schrif-
ten zur Kunstgeschichte II, S. 288 ff. — W. Füssli, Städte am Mittel- und Niederrhein II, 1843, S. 340, 347. — H. G. Hotho, Die Malerschule
Huberts van Eyck, 1853, S. 238. — Chr. Hohe i. d. Deutschen Kunstblatt 1856, S. 311. — C. Schnaase, Geschichte der bildenden Künste VI,
1866/79, S. 397 f. — H. G. Hotho, Gesch. d. deutschen u. mederländ. Malerei, 1867/72, S. 366 f. — Waagen, Handbuch d. deutschen u. meder-
länd. Malerschulen I, S. 56. — Woltmann-Woermann, Geschichte der Malerei I, S. 399. — Jamtschek, Gesch. d. deutschen Malerei, S. 209. —
Lübke, Gesch. d. deutschen Kunst, S. 406. — F. Th. Helmken, Führer durch Köln und seine Sehenswürdigkeiten, Köln 1889, S. 112. — H. Roth
i. d. Annalen d. hist. Ver. f. d. Niederrhein 93, 1912, S. 123—135. — Al. Schnütgen l. d. Köln. Volkszeitung 1887, 25. März, 16. Aprd, 21. Mai,
Nrn. 83, 104, 139. — P. Weber lm Repertor. f. Kunstwiss. X, 1887, S. 315; XVIII, 1895, S. 148. — Schnütgen i. d. Zs. f. christl. Kunst I, 1888,
S. 247. —- Firmemch-Richartz i. d. Zs. f. chnstl. Kunst IV, 1891, S. 241. — Scheibler i. d. Zs. f. christl. Kunst V, 1892, S. 139 ff. — Firmenich-
Richartz i. d. Zs. f. christl. Kunst VIII, 1895, S. 147, 241. — Chr. Mohr, Kirchen von Köln, 1889, S. 30. — J. J. Merlo, Kölner Künstler, 1895,
S. 963. — L. Scheibler u. K. Aldenhoven, Gesch. der Köln. Malerschule, 1902, S. 30, 80, 137, 148, 178, 342, 392, A. 265, Taf. 37. — H. Reiners,
Kölner Kirchen, 1911, S.212. — H. O. Foerster, Köln. Malerei, S. 55. — H. Roth in derFestschrift St. Severin, 1916, S. 187—195.—H. Reiners,
Kölner Malerschule, S. 28, 304.—Burger-Schmitz-Beth, Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance,
S. 382, 378. —H. Roth, Stift St. Severin 1925, S. 49, 71, Taf. 31, 32. -— Ausführlich H. Roth l. d. Kunstdenkmälern d. Stadt Köln II, 2. Bd.
1929, S.277.

AUFNAHMEN. Pausen der Einzelfiguren des großen Gemäldes in der oberen Kapelle von Chr. Hohe um 1860 lm Schloßmuseum Berlin.
Photographien danach von der Staatl. Bildstelle, Berlin. Zwei farbige Kopien, eine Umrißzeichnung von Hohe 1856 im Denkmalarchiv Bonn. —
Pause des Breitbildes der Kreuzigung m der Unterkapelle von Hohe in Berlin, Photographie danach von der Staatl. Bildstelle. Umrißzeichnung und
farbige Kopie von Hohe 1856 lm Denkmalarchiv Bonn. Ebenda große farbige Kopie von Gartmann 1902. Von demselben farbige Kopie der letzten
Kreuzigung; Photographien von Anselm Schmitz (Köln).

y\n der Südseite des Chores der Stiftskirche, der lm 13. Jh. seine Gestalt erhalten hatte, war bald nach der Vollendung des
Langhauses die Margaretenkapelle errichtet worden, wohl am Anfang des 14. Jh., wie eine Eintragung m das älteste Memo-
rienbuch des Stiftes bezeugt1.

Diese ganze Anlage, die Margaretenkapelle mit lhrem unteren Geschoß, tn dem zwei Altäre, der alte Johannesaltar und ein
neuer Altar der Apostel Philippus und Jakobus aufgestellt wurden, hat 1411 nach einer neuen Einwölbung ihre neue Weihe
gefunden. Sie erscheint damals zuerst wie noch heute als Saknstei (armanum). Die obere Kapelle wird den Apostelfürsten und
der h. Margareta geweiht, m der unteren Kapelle wird der eine Altar zu Ehren der Apostel Phihppus und Jakobus, der Be-
kenner der Bischöfe Severinus und Martinus sowie der h. Maria Magdalena und der h. Mana Aegyptiaca geweiht. Sowohl das
große Wandgemälde in der oberen Kapelle wie das über dem Altar befindliche der unteren Kapelle tragen ausdrückhch die
Bilder der hier genannten Patrone. Sie sind so mcht vor 1411 anzusetzen.

An der Ostwand der Sakristei über dem Altartisch, jetzt vollständig durch Stoffüberspannung und einen Schrank verdeckt,
ein großes Wandgemälde der Kreuzigung, 4,90 m breit, 3,80 m hoch m lebensgroßen Figuren (Taf. 62 nach den Pausen
von Hohe, Fig. 277 nach seiner Farbenskizze; die Angabe der Farben nach den beiden lm Denkmalarchiv befindhchen Kopien
von Hohe von 1856). Der Grund ist zinnoberrot, der Boden stellt einen naturahstischen Rasen dar, der nach dem Horizont
zu Gräser aufweist. Die Mittelachse füllt das gewaltige bis zum Scheitel des Bogens hinaufgezogene Kreuz, an dem Chnstus
hängt, den hageren Körper zusammengedrückt, den Kopf auf die rechte Schulter tief gesenkt, ein weißhches Lendentuch um
die Hüften. Um lhn schweben zehn kleine Engelsgestalten, von denen vier m Kelchen das Blut der Wunden auffangen, zwei
oben auf dem Querbalken sitzen. Sie tragen bläuliche, gelbliche und grüne Gewänder, die m lange flatternde Zipfel auslaufen
und die Füße verhüllen. An den Kreuzarmen die Köpfe von Sonne und Mond (m der Kopie mcht ganz verstanden). Unter dem
Kreuz kniet der kleine Stifter in schwarzem Unterkleid und dem weißhchen Kanomkermantel mit breitem rotem Kragen.

1 Uber die Weihe der beiden Kapellen vgl. die Nachricht 1m Memorienbuch: Anno dom. 1411 ipso die b. Petri et Pauli apostolorum consecratum fuit armarium ecclesie
nostre in honore b. Petri et Pauli apostolorum et Margarete virginis. — Eodem anno et die fuit consecrata capella subtus armarium cum duobus altaribus primum altare
videl. in capite lpsius capelle positum consecratum m honore b. Johannis Baptiste, secundum vere altare ad latus turris positum m honore b. Phihppi et Jacobi apostolo-
rum, Severim et Martini confessorum necnon sanctarum Mane Magdalene et Egiptiacae. Et erit dedicatio ommum predictorum lpso die b. Petri et Pauli apostolorum
(Düsseldorf, Staatsarchiv, S. Severin, Rep. et Hss., II, p. 5). — Vgl. Lacomblet, Archiv f. d. Gesch. d. Niederrheins III, S. 160. — Gelemus, De admiranda Coloniae mag-
nitudine, p. 273. — Nach der Koelhoffschen Chronik (Deutsche Städtechroniken, Köln, II, S. 730) ist der neue Turm von St. Severin erst 1393 nach dem Abbruch des
romamschen Westbaues begonnen. Er erhielt erst 1411 seine Weihe (Gelenius, De admiranda Coloniae magmtudine, p. 273). — Die realistische Wiedergabe der Modelle
auf dem Arm der dargestellten Figuren lst, wie etwa gleichzeitig die Darstellung des Zentralbaus und des Chores von St. Gereon auf dem kölmschen Altarwerk lm Kaiser-
Friedrich-Museum zu Berlin zeigt, ebenso wie auf den Grabmälern immer nur cum grano salis als Quelle zu benutzen. Auch hier ist der Westturm in einer ganz freien
Form ausgeführt, vor allem m der Bekrönung, die vielleicht damals noch nicht fertig war. Die Ubermalung des Bildes ist wahrscheinlich (nach Roth zwischen 1679 und
1683) zugleich mit einer Restaurierung der Sakristei vorgenommen worden.

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