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Cohausen, August von
Der römische Grenzwall in Deutschland: militärische und technische Beschreibung desselben ([Hauptbd.]) — Wiesbaden: C.W. Kreidel's Verlag, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.62339#0288
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XXXII. Der römische Grenzwale

Rheinbrohl bis gegen den Arienheller Hof und indem man den beiden Bächen
einen andern Lauf uud Auslauf rheinabwärts bei Hönningen gab, legte man
eine äusserst fruchtbare Feldflur trocken, welche den Namen Im Maar
(weiter Am Teich, Vorm Teich, Am Schlacker) behalten hat, deren Grenze
wir aber nicht genau anzugeben wissen. Sie bildete zu Römerzeiten einen
unzugänglichen See oder Sumpf zwischen dem Gebirg und dem Landrücken.
Auf der anderen Seite des Landrückens hatte der Rhein mit einem
Arm ins Land gegriffen, welcher bei Rheinbrohl in der „Schlunk“ sich
abgezweigt und als Laach oder Lache erst kurz oberhalb Hönningen in
den Hauptfluss zurückkehrte. Es hatte sich so eine Insel gebildet, welche
wie der Flussarm im Gelände noch leicht erkennbar, sich den Flurnamen
Das Werth erhalten hat. Nachdem der Schlunk und auch der untere Aus-
lauf sich erhöht hatte oder zugebaut worden war, führte man quer durch
die Insel, der Vinxtbach gegenüber, einen Kanal nebst Schleuse (14) (Schiess,
wie der Forstverwalter Rheinbach sagt), um das Überschwemmungs- und
das Grundwasser in der Laach abzuhalten oder abzulassen.
So breit das Ufergelände auch erscheint, so blieb in alter Zeit zwischen
dem Maar und dem Rheinarm doch als Durchgang nur ein ziemlich schmaler
Rücken, der, da der Pfahlgraben sich an das Maar anschloss, nicht umgangen
werden konnte.
(12) Dieser Durchgang Auf’m Hüft aber war leicht zu verweigern, wenn
hinter demselben ein
EJ (13) Castell lag. Und dass wir ein solches in Rheinbrohl zu er-
kennen haben, dafür spricht die Sachlage, zumal da laut der Aussagen vom
Forst Verwalter Rheinbach auch römische Gräber und Baureste konstatiert
sind, und Wahl uns nordwestlich des heutigen Kirchenchores die Stellen
zeigte, wo man beim Neubau der Kirche 2 m tief verschüttete Baureste fand;
an ihnen vorüber führt der bereits erwähnte Römerweg. Auch in dem Hof
des zunächst dem Rhein liegenden Hauses „Maass“ fand man drei schwarze
römische Urnen, von welchen durch die Güte des Herrn Amtsrichter Düs sei
das Wiesbadener Museum eine besitzt. Von ihnen nach dem Rhein zu soll
eine Ziegelmauer sich ziehen und bei einem Einsturz der hohen südlichen
Kirchhofsmauer kam eine kleine steinerne Grabkiste zu Tag.
Wenn diese Reste auch nicht fortifikatorischer Natur sind, sondern
einer Villa mit Hypokausten angehört haben, so wissen wir, dass bei jedem
Castell eine solche Villa stand, und auch diese aus den unten folgenden
Gründen nur mehr eine und zwar die äusserste Castellvilla gewesen sein kann.
Dass wir uns in der That an einem römischen Grenzort befinden, er-
weist sich vor allem auch dadurch, dass auf der ganzen rechten Rheinseite
von Rheinbrohl abwärts nicht nur bis zum Siebengebirg, sondern, mit Aus-
nahme des Castells von Deutz, bis hinab zur holländischen Grenze keine
 
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