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Cohausen, August von
Die Altertümer im Rheinland: ein Wegweiser durch das Alte zum Neuen für Geistliche, Lehrer, Forst- und Landwirte — Wiesbaden: Druck und Verlag von Rud. Bechtold & Comp., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.62342#0037
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Die römische ursprünglich Bodobriga genannte Stadt bildet
ein Rechteck von 313,85 m Länge und 160,92 m Breite, dessen
«ine Langseite mit 62,77 m Abstand längs dem Rheinufer sich
hinstreckt. Die 3,13 m dicke Umfassungsmauer ist auf den
Langseiten von 10, auf den kurzen Seiten (einschliesslich der
Ecktürme) von 6 halbrunden Türmen flankiert. Dieselben mit
einem lichten Durchmesser von 3,44 m und einem äusseren
Durchmesser von 7,84 m, stehen im ganzen 5,64 m vor der
Courtine vor, zeigen daher nur das äussere Halbrund und auf
der Innenseite der Mauer keinen Vorsprung. Bei der Dicke
von 3,13 m trug die Mauer den Wehrgang hinter den Zinnen
-selbst und zwar in etwa 6,27 oder 6,80 m Höhe. Von Thoren
hat sich nichts erhalten als nur eine Pforte dicht neben einem
der Türme. Sie hatte 1,88 m Weite und war im Halbkreis
mit keilförmigen Trasssteinen überwölbt und waren diese in
ihrem äusseren Bogen nach römischer Art mit flachen Grau-
wackensteinen belegt.
Das Kastell Deutz (68) ist der Brückenkopf der etwa unter
Konstantin erbauten Rheinbrücke bei Köln. Es bildet ein Quadrat
von 140 m Seite mit 3,50 m dicken Umfassungsmauern, aus
welcher runde Türme von 5 m lichtem und 13,75 m äusserem
Durchmesser nach aussen und nach innen vortreten. Die west-
liche Rheinseite wie die Ostseite sind zwischen Thor-Türmen
geöffnet, welche nach aussen halbrund, nach innen rechtwinklig
vortreten. Einschliesslich der Thore und der Ecken hat jede
Seite 5 solcher Türme. Wenn Boppard jünger als die Pfahl-
grabenkastelle, so ist weiter Deutz jünger als Boppard.

Villen und Gehöfte.
Äusser den militärischen Gebäuden und den bei jedem
Kastell angeordneten Villen giebt es noch zahlreiche im Lande
innerhalb des Grenzwalles zerstreute römische Wohnungen und
Gehöfte, die überall da fehlen, wo sie nicht vom Grenzwall mit
eingeschlossen sind. Was sich — da Holzbauten selbstverständ-
lich nicht mehr vorhanden sind — noch findet, hat rechtwink-
lige Grundrisse und gleicht in keiner Weise dem römischen
Haus, wie wir es von Pompeji kennen, hat also kein Atrium,
kein Peristyl u. dergl. und umschliesst also keinen inneren
Hof. Die Begrenzung des Hofes geschah mehr oder weniger
durch Gebäude zu landwirtschaftlichen Zwecken, wie es manch-
mal scheint, auch von einem quadratischen Wartturm, einer
 
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