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Saal XVI
Das Steinzeug der Komödienstrasse ist im Dekor viel-
seitiger und bedient sich bereits, wie es in der Blütezeit,
auch in Siegburg, Raeren usw. allgemein wird, der deutschen
und niederländischen Ornamentstiche als Vorlagen.
Eine kleinere Gruppe des ohnehin seltenen kölnischen
Steinzeuges, die vom Eigelstein, bedient sich ausgesprochen-
ster Renaissanceformen. Es empfiehlt sich stets, keramische
Kunst nicht für sich allein, sondern im Zusammenhang mit
der allgemeinen Stilgeschichte zu betrachten. Ohne einen
allzugrossen Phantasieaufwand ist es möglich, sich die fein-
dekorierten kölnischen Steinzeuggefässe — die Krüge sind be-
vorzugt — in den holzgetäfelten Bürgerstuben der Renaissance,
mit ihren Stollenschränken, Kaminen oder Kachelöfen, dem
Zinn des Trinkgerätes, den venetianischen Formen nachge-
bildeten Gläsern vorzustellen. Während in Siegburg und
Raeren die Erfindung neuer Formen für die Gefässe als ein
Wesenszug des Töpfergewerbes erscheint, geht man in Köln
auf diesem Gebiete vergleichsweise bescheiden vor und legt
den Hauptwert — ein typischer Zug der gesamten nieder-
rheinischen Renaissance, auch in Architektur und Plastik —
auf die dekorative Ausgestaltung von Einzelheiten.
II. Siegburg.
Die Töpfer („Eulner“) bildeten hier eine geschlossene
Zunft. Eine ganze Reihe bedeutender Kunsttöpfer der zweiten
Hälfte des 16. Jhrhdrts. ist uns dem Namen nach bekannt;
sie signieren die Hervorbringungen ihrer Werkstätten durch
Monogramme. (Z. B. ,,H. H.“ = Hans Hilgers; P. K. = Peter
Knütgen und so fort.) Der Siegburger Ton ist weiss und fein
genug, um die Glasur entbehren zu können; die Krüge sind
daher nur mit sehr dünner, farbloser Salzglasur überzogen.
Da die abstumpfende Wirkung der Glasur wegfällt, sind die
Siegburger Arbeiten durch grosse Schärfe des Reliefs und sehr
fein durchgeführtes Ornament ausgezeichnet.
Wie in Köln, sind auch für Siegburg Inkunabeln des
Töpfergewerbes vom Ende des 15. Jhrhdrts. nachgewiesen.
Besonders beliebt sind in der Frühzeit gotisierende distel-
artige, oft in den Ton eingeschnittene Dekorationsformen;
auch die Reliefauflage, die sich beispielsweise immer wieder-
kehrender kleiner Madonnenhochreliefs in Medaillonform be-
dient, wird früh verwandt. In der Blütezeit der Siegburger
Kunsttöpferei fertigte man neben den allezeit beliebten, über-
aus häufig vorkommenden ,,Trichterbechern“ mit besonderer
Vorliebe die sogenannten Schnellen oder Pinten an, das sind
Saal XVI
Das Steinzeug der Komödienstrasse ist im Dekor viel-
seitiger und bedient sich bereits, wie es in der Blütezeit,
auch in Siegburg, Raeren usw. allgemein wird, der deutschen
und niederländischen Ornamentstiche als Vorlagen.
Eine kleinere Gruppe des ohnehin seltenen kölnischen
Steinzeuges, die vom Eigelstein, bedient sich ausgesprochen-
ster Renaissanceformen. Es empfiehlt sich stets, keramische
Kunst nicht für sich allein, sondern im Zusammenhang mit
der allgemeinen Stilgeschichte zu betrachten. Ohne einen
allzugrossen Phantasieaufwand ist es möglich, sich die fein-
dekorierten kölnischen Steinzeuggefässe — die Krüge sind be-
vorzugt — in den holzgetäfelten Bürgerstuben der Renaissance,
mit ihren Stollenschränken, Kaminen oder Kachelöfen, dem
Zinn des Trinkgerätes, den venetianischen Formen nachge-
bildeten Gläsern vorzustellen. Während in Siegburg und
Raeren die Erfindung neuer Formen für die Gefässe als ein
Wesenszug des Töpfergewerbes erscheint, geht man in Köln
auf diesem Gebiete vergleichsweise bescheiden vor und legt
den Hauptwert — ein typischer Zug der gesamten nieder-
rheinischen Renaissance, auch in Architektur und Plastik —
auf die dekorative Ausgestaltung von Einzelheiten.
II. Siegburg.
Die Töpfer („Eulner“) bildeten hier eine geschlossene
Zunft. Eine ganze Reihe bedeutender Kunsttöpfer der zweiten
Hälfte des 16. Jhrhdrts. ist uns dem Namen nach bekannt;
sie signieren die Hervorbringungen ihrer Werkstätten durch
Monogramme. (Z. B. ,,H. H.“ = Hans Hilgers; P. K. = Peter
Knütgen und so fort.) Der Siegburger Ton ist weiss und fein
genug, um die Glasur entbehren zu können; die Krüge sind
daher nur mit sehr dünner, farbloser Salzglasur überzogen.
Da die abstumpfende Wirkung der Glasur wegfällt, sind die
Siegburger Arbeiten durch grosse Schärfe des Reliefs und sehr
fein durchgeführtes Ornament ausgezeichnet.
Wie in Köln, sind auch für Siegburg Inkunabeln des
Töpfergewerbes vom Ende des 15. Jhrhdrts. nachgewiesen.
Besonders beliebt sind in der Frühzeit gotisierende distel-
artige, oft in den Ton eingeschnittene Dekorationsformen;
auch die Reliefauflage, die sich beispielsweise immer wieder-
kehrender kleiner Madonnenhochreliefs in Medaillonform be-
dient, wird früh verwandt. In der Blütezeit der Siegburger
Kunsttöpferei fertigte man neben den allezeit beliebten, über-
aus häufig vorkommenden ,,Trichterbechern“ mit besonderer
Vorliebe die sogenannten Schnellen oder Pinten an, das sind