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V. Die frühchriſtliche Kunſt

Abb. 34. Ravenna. S. Apollinare in classe. Jnneres

die Balken der flachen Decke, die Muſterung im Pflaſter des Bodens.
Die Seitenſchiffe, hier, wie meiſt, eines auf jeder Seite, nehmen, durch
die Säulenreihen und die Wand geführt, dieſelbe Richtung auf. Und
dort, wohin alle dieſe Linien zuſammenfließen, faßt die lpſisniſche,
ausgeſchnitten aus der hochwand, die hier das Schiff abſchließt und als
Triumphbogen übrigbleibt, den lltar in ſich. Die führenden Cinien
der Säulenreihen werden von ihr aufgenommen, und von oben her
ſchließt die runde Wölbung den kleinen Raum unter ſich zuſammen.
So iſt jeder Bauteil aus ſeinem õweck abgeleitet, aber auch jede Ein-
zelform. Wie der Dachſtuhl mit offenem Balkengerüſt den lugen die
Konſtruktion klar aufzeigt, ſo tragen auch die Säulen ihre Caſt mit voll-
kommener Feſtigkeit des lusdrucks. us ſpätantiken Formen abgeleitet,
ſind ſie doch weitaus beruhigter. Es war notwendig, daß ſich die Or-
namente um ſo kräftiger gegen den Grund abſetzen mußten, je ſchärfer
die plaſtiſche Dekoration, antike Entwicklungen fortführend, den Gegen-
ſaz zwiſchen Cicht und Schatten ausdrückte. Nus der weichen Modellierung
wurden hartbegrenzte Formen, und damit näherte ſich die luffaſſung
notwendig wieder der flächenmäßigen Bildung. So ſehr im ravennati-
ſchen Kapitell des 6. Jahrhunderts (bb. 35) der Gegenſatz zwiſchen
Ticht und Schatten, Ornament und Grund verſchärft iſt, ſo iſt er doch be-
 
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