Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
. Die Malerei 63
gers mit gegenſtändlich und farbig gleich großer Ausdruckskraft malen.
Fanz einſam aberſtehtunter ihnen hembrandtvan Rijn (1606—1669).
wie leine Kunft in immer fortſchreitender vertiefung religiöſe und
menſchliche Themata bis zu Difionen von nie erlebter Gefühlstiefe ſtei⸗
gert, wird bei ihm das Licht aus einem realiſtiſchen Ausdrucksmittel
zu dem für Einheit und unwirkliche Steigerung des Werkes entſcheiden⸗
den wert wenn er, je älter, deſto mehr, Impreſſioniſt wird, ſo des-
halb, weil er immer ſicherer im Erſchauen der inneren Difion wird,
wie der moderne Künſtler zum Impreſſtonismus gelangt aus der Sicher⸗
heit mit der ſein Auge den äußeren Eindruck aufnimmt.

Don dieſer Cendenz der Zeit auf das maleriſch Bewegte aus wird
man verſtehen, warum die Bandornamente des Barock einen guten
Teil ihrer räumlich auflöſenden Wirkung durch den Gegenſatz ihrer
hellen Fläche gegen den beſchatteten Grund erhalten, und warum dieſe
Epoche eine ſo durchaus koloriſtiſche Ornamenttechnik geſchaffen hat
wie die Boulearbeit, die im Gegenſatz von vergoldetem dichiem Orna—
ment auf tiefrotem Grund geradezu die nächfte Derwandie der ſpät⸗
antiken Verroterie iſt. Ja die Auflöfung aller Bau- und Gerätformen
durch plaſtiſch hohe Dekoration iſt im Grunde maleriſch gefühlt, wie
in der ſpäten Antike und in der Gotik. Das Barock iſt ein Stil, der
den wirkungsvollen Eindruck entwickelt hat auf Koften des Zweckge⸗
fühls in Architektur und Kunſtgewerbe, die ganz dekorativ geworden
ſind, während Malerei und Plaſtik ſelbſtändige, ſogar bevorzugte Künfte
werden. Das Rokoko bedeutet nichts weiter als eine noch ſtärtere, noch
konſequentere Ausbildung dieſer Prinzipien.

Diertes Kapitel.
der stil Regence und der nokokoſtil.

Ichon im erſten Diertel des 18. Jahrhunderts beginnen neue Ge—
dankengänge Kulturinhalt der Zeit zu werden. An Stelle des Pathos
wird die Grazie der Affekt der Zeit ſo ſehr, daß alle Künſte, auch die
Architektur, miniaturenhaft produzieren, und das Leben, in allen Poren
von Aunſt durchtränkt, ihre Geſinnung vollkommener ausdrückt, als ſie
ſelbſt. Die Cracht des Barock wollte mit ruhigen Gewändern und Män—
teln von dunkler Farbe, mit dem großen weißen Kragen und der pe—
rücke dem Träger einen Nusdruck von Würde geben, ſchon ohne Rüd-

ANuG zis: Cohn-wiener, Stilentwickl. i. d. bild. Kunft I1 S 5
 
Annotationen