Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Cohn-Wiener, Ernst
Asia: Einführung in die Kunstwelt des Ostens ; Indien, China, Japan, Islam — Berlin: Mosse, 1929

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52667#0100
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Abb.


Abb. 70 Ma Yü an / Einsamer Angler / Tokio, Fürst Inouye

ventionell zu werden, daß sie nicht mehr unmittelbar aus der Landschaft erfühlt sind.
Die Menschen, bisher Träger der Stimmung, fangen an, das Bild zu beherrschen.
Es wird für die Malerei des späten China, seit der Ming-Zeit, charakteristisch, daß der
Inhalt das Gefühl überwiegt. Eine neue starke Kunst der Tatsachen entsteht. Es gibt
jetzt Genrebilder, bei denen die Landschaft nur noch Hintergrund für einen Heiligen,
Dichter oder Fischer ist. Und selbst bei den reinen Landschaften und Blumenbildern
überwiegt das stoffliche Interesse. Das realistische Ahnenporträt, großfigurig und
würdevoll, tritt jetzt neben die Seelentafel, die nur den Namen trug. Die Darstellung
verdrängt die Idee. Man ist massiver geworden.
Tatsächlich bedeutet das Jahr 1368, mit dem wieder eine chinesische Dynastie, die der
Ming, den Drachenthron einnimmt, in der Gesamtkultur eine neue Stilwende. Sie
betont bewußt ihr Chinesentum, sucht Anknüpfung an jede alte Tradition, vor allem
an Kung-futse, diesen Gesetzgeber des nationalen Ethos. Das geschieht sehr bewußt

9 6
 
Annotationen