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Cohn-Wiener, Ernst
Die jüdische Kunst: ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart — Berlin: Wasservogel, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.53034#0117
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gab es hier schon im 2. Jahrhundert v. Chr., also zur Ptolemäerzeit;
ihre Privilegien hat Josephus überliefert. Ihre Synagoge kann als Anlage
leicht noch aus dieser Zeit stammen, aber selbst in ihrer heutigen Gestalt
gehört sie noch dem letzten Jahrhundert der antiken Zeitrechnung an.
Sie war außerordentlich formschön, der Grundriß wundervoll propor-
tioniert. Sie lag nicht weit vom Fluß — wie die Synagogen überhaupt
gern in der Nähe des Wassers gebaut waren — und enthielt zwei Haupt-
räume: einen großen Saal, nach Jerusalem orientiert, und seitlich an ihn


Abb. 66. Die Ruinen der Synagoge von Delos. Rechts der Männer-, links der Frauenraum.

gelehnt einen kleineren, mit ihm durch drei Öffnungen verbunden;
wahrscheinlich waren es Männer- und Frauensynagoge. Sie lagen also
hier nicht über-, sondern nebeneinander. Die dehsche Synagoge war
nicht eine große Halle, sondern eine vielräumige Anlage. Dieser Unter-
schied gegenüber den palästinensischen Synagogen entspricht dem Stil-
gefühl. Es war hier, im eigentlich griechischen Kunstgebiet, sichtlich
klassischer als im alexandrinischen, dem orientalischen Prunk stärker
abgeneigt. Das lebhafte Übereinander zweier Arkaden, das in Palästina
die Regel ist, wäre hier zuchtlos erschienen. Möglich, daß auch die frühe
Entstehung dieser Synagoge ein Grund für ihre edle Schlichtheit ist.
Und so ist auch der Schmuck vornehm und zurückhaltend. Der Fuß-

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