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Galerie Commeter
Gemälde erster Meister: Juli-August 1921 — Hamburg: Galerie Commeter, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.74222#0033
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Dem Kunsthandel ist es darin ähnlich ergangen wie
der modernen Kritik, die ihre Macht nicht nur ihrem
Witz, sondern wesentlich der Kritiklosigkeit des Pu-
blikums verdankt. Die Zeiten, da Reichtum und Kultur
Hand in Hand zu gehen pflegten, sind im Schwinden
begriffen, und die großen Sammler alten Stils, die ohne
spekulative Hintergedanken mit einem Geschmack, der
ihrem Aufwand die Wage hielt, erwarben, sterben aus.
An ihre Stelle treten Sammler, die im Händler zugleich
den Berater sehen, da ihre eigene Einsicht ihrer Zah-
lungsfähigkeit erst in mehr oder minder weitem Ab-
stand folgt, oder solche, die ihre Kennerschaft speku-
lativ verwerten und damit an die Seite der Händler
treten. Wir haben mit diesem Zustand zu rechnen,dessen
Änderung nur durch die Änderung seiner Vorbedin-
gungen herbeigeführt werden kann. Wenngleich wir
seineDauer nicht für erwünscht halten, dürfen wir doch
die Vorteile, die er uns bietet, nicht übersehen. Sie be-
stehen zunächst in der intensiven Durchstöberung des
gesamten privaten oder käuflichen Kunstbesitzes in
allen Erdteilen sowie in dessen damit verknüpfter kriti-
scher Sichtung. Der Gewinn, den hieraus die Kunst-
wissenschaft und insbesondere unsere Museen ziehen,
ist nicht gering. Ein erheblicher Bruchteil der neueren
Entdeckungen verschollener Meisterwerke ist dem
Kunsthandel zu verdanken. Auch spielen die Aus-
stellungen der Kunsthändler gerade in unsern Welt-
städten eine Rolle, die häufig genug die größeren und
anspruchsvolleren offiziellen Unternehmungen in den
Schatten stellt. Somit sind die Verdienste des zeitge-
nössischen Kunsthandels um unser Kulturleben wahr-
lich nicht zu unterschätzen.

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