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Conze, Alexander
Reise auf der Insel Lesbos — Hannover, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.34182#0071
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am 27. August ritt ich nach Mitilini hinüber, wo mich Bargiglys gastliches Haus zu meinem grossen Be-
hagen aufnahm.
Die kleine Halbinsel, welche sich bergig zwischen dem Busen von Jera und dem Aussenmeere süd-
lich von Mitilini hinzieht, habe ich nicht besucht. Von Ueberresten aus dem Alterthume dort konnte ich
bei allen Erkundigungen nichts in Erfahrung bringen, als dass man mir am Perama von Jera einmal
sagte, es würden in der Nähe des Dorfes Lutro an einem Platze HaXatoptpo Kirchensteine (^x-xX^moTteTpai?)
gefunden, das heisst, weil man dergleichen zum Kirchenbau gebraucht, in der Sprache der Leute Marmor-
überreste alter Bauten. Geblieben aus dem Alterthume ist auf jener Halbinsel noch der Name des Ge-
birges, welches man heute Amali in unverkennbarer leiser Veränderung des alten Malea, wie das äusserte
Vorgebirge bei den Alten hiess, nennt. Erst ganz kurz vor meiner Abfahrt sprachen mir zwei junge Leute,
die ich in Mitilini kennen lernte, von Inschriften in jener Gegend; es war zu spät, um danach zu gehen1).
Am Nachmittage des 28. August warf das Dampfschiff der französischen Messageries vor dem Südhafen
von Mitilini Anker, am Abende ging ich an Bord und als ich am andern Morgen erwacht war und auf
das Verdeck kam, fand ich mich im schiffreichen Hafen von Smyrna.
1) Als wir uns später in Syra wieder trafen, brachten sie mir Abschriften jener Inschriften, die sie aber glaube ich nicht
selbst gemacht haben wollten. Zwei davon waren seltsamer Weise bekannte Fourmontsche Inschriften (C. i. gr. I, n. 50 und 54),
wie mir schien, sogar treu nach einer der Publikationen kopirt, aber mit der Ortsangabe versehen: ei; eva Korapov tö; Bapiä;
nXrjoiov ei; tou; rpo-oöa; evo; Xoccou. Auch eine dritte mit der Angabe: p-era^i) Kaia^oü zai Bapiä; ei; eva VTOußäpt zeigte den
Fourmontschen Tempel (C. 1. gr. 56), aber hier nicht mit einer Inschrift oben, sondern auf der obersten Stufe mit den Worten
6 Bä|io; versehen. Unverdächtig dagegen war die auch von Anagnostis a. a. 0. S. 121 mitgetheilte Grabschrift bei der Irenen-
kirche nahe der Hauptstadt:
'0 oäuo; im Kranze.
Zimjip/q TEP<I>HOY '/prjotr] /utpe.
Darunter:
A . B . T. A . E . Z . II. 0.1. K. A . M . N. 3.0 . II. P . 2 . T. Y. 0 . X . V. ß.
Vergl. Ross inscr. gr. ined. n. 127. Endlich erhielt ich noch folgende Inschrift: '0 6ijp.o; ßaciXea IlraXepatov ßaaiX£co; ’Io6ßa ulöv
ßaaiXem; nroXepaiou ezyovov äperfj; e^ezev zai euvola; vr; eauroü. Diese Inschrift mit der Ortsangabe ei; Iva m-jäti xarä tu
Kap.apo68tu uX-qaiov ei; Adpwoov (Oertlichkeit auf jener südlich von der Hauptstadt und östlich vom Busen von Jera gelegenen
Halbinsel) stützt sich allein auf die bedenkliche Autorität meiner beiden genannten Gewährsmänner.


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