Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Conze, Alexander
Archäologische Untersuchungen auf Samothrake (Band 2) — Wien, 1880

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.753#0004
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

des leitenden Personals nothwendig. Auf Herrn Prof. Niemann's bewährte Mitwirkung mussten wir
leider verzichten. Mir selbst trat dafür Herr Prof. Benndorf, damals in Prag, auf meine Bitte bereit-
willigst zur Seite und ich hatte so die Beruhigung, für unvorherzusehende Fälle mich völlig ersetzt zu wissen.
Herr Prof. Haus er gewann in dem Schüler der k. k. Akademie der bildenden Künste, Herrn Wilhelm
Klingenberg, eine rüstige Kraft zu seiner Unterstützung. Mit voller Lust an dem ganzen Unternehmen
schloss sich ferner Herr Alois Löher, Schüler der Bildhauerschule des Herrn Prof. Zumbusch an der k. k.
Akademie der bildenden Künste, uns an. Die bei Ausgrabungen heutzutage unerlässlichen photographischen
Aufnahmen hatten wir im Jahre 1873 mit den vom Herrn Hofphotographen Wilhelm Burger in Wien her-
gerichteten Trockenplatten persönlich ausgeführt. Wir konnten nicht darauf rechnen, dieses Mal die Zeit dazu
zu finden; ausserdem waren die selbstgemachten Aufnahmen doch nicht alle gelungen gewesen. So war es
von grösstem Werthe, dass Herr Burger sich leicht bestimmen Hess, der Expedition jetzt seine persön-
liche Mitwirkung zuzusagen. Es erschien zweckmässig, dass Herr Burger erst eine Woche später als wir
an Ort und Stelle eintraf; in den drei Arbeitswochen, welche er dann mit uns theilte, hat er nicht weniger
als sechzig sämmtlich voll gelungene Aufnahmen gemacht, und nach so trefflichen Negativen hat dann die
Obernetter'sehe Officin in München die reinsten Drucke herstellen können. Dadurch, dass Herr Burger
neben den eine sehr lange Expositionsdauer bedingenden Trockenplatten auch Aufnahmen auf nassem Wege,
wozu wir im Jahre 1873 nicht im Stande gewesen waren, zur Anwendung brachte, wurde es möglich, auf
den Ansichten die für lebendige Vorstellung der Grössenverhältnisse so förderliche figürliche Staffage anzu-
bringen. Auch hierin liegt ein Vorzug der Tafeln dieser zweiten Publication gegenüber denen der ersten.

Es musste uns endlich auch ganz besonders daran liegen, dieses Mal eine mit mehr Müsse als das
vorige Mal bewirkte Planaufnahme, und zwar, nachdem der Situationsplan der ganzen Palaeopolis bereits vor-
handen war, hauptsächlich des engeren Gebietes der Heiligthümer zu erlangen. Dafür, dass wir Herrn Linien-
schiffslieutenant Joseph Riha seiner neuen dienstlichen Obliegenheiten halber nicht wieder an unserer Seite
sehen konnten, gewährte uns die Marinesection einen vollwiegenden Ersatz durch die Genehmigung, welche
sie Herrn Linienschiffslieutenant Alois Ritter von Becker ertheilte, mit achttägigem Urlaube von Bord sich
zu uns an's Land zu begeben, um eine genaue Aufnahme des Trümmergebietes vorzunehmen. Wie durch
Riha's Plan meine frühere dilettantische Aufnahme, so ist durch den Becker'schen der Plan der Heiligthümer
von Coquart ersetzt. So ist auf der ersten Tafel dieses Bandes das monumentale Gesammtergebniss aller
bisherigen Arbeiten auf Samothrake mit einem Blicke zu überschauen, während ein Vergleich dieser Tafel
mit dem Coquart'schen Plan {Archives des missions scientifiques et litteraires, 2. serie, Tome IV, pl.2 zu p. 267 ff.)
den Fortschritt, welchen speciell die beiden österreichischen Expeditionen herbeigeführt haben, am leichtesten
bemessen lässt.

Arbeitslustige durften wir, wie gesagt, in der herbstlichen Jahreszeit auf der Insel in grösserer Zahl als
1873 im Frühlinge zu finden erwarten. Ausserdem waren wir jetzt in hinreichend guter Verbindung, be-
sonders mit Petros Papa Nikoläu, welcher schon das erste Mal die Arbeiter für uns geworben hatte, um
durch vorhergehende briefliche Anmeldung eine ansehnlichere Mannschaft gleich vom ersten Tage an uns zu
sichern. Dennoch wollten wir nicht wieder von den Einheimischen allein abhängen, die für Ausgrabungs-
arbeiten zu wenig geschult und ausserdem immer durch die zahlreichen griechischen Kirchenfesttage in ihren
Leistungen behindert sind. Es wurde daher beschlossen, eine kleine Zahl in Erd- und Steinarbeiten wirklich
geübter Leute anzuwerben und eigens mitzunehmen. Die verhältnissmässig hohen Kosten, welche aus der
besseren Löhnung und der weiten Reise dieser Leute erwuchsen, hofften wir durch das grössere Ergebniss

ihrer Arbeit einzubringen. Es hat sich das vollauf bewährt. Der unverdrossenen Mühewaltung des Herrn

v
Linienschiffslieutenants Joseph Riha, welcher von der ersten Expedition her unsern Bestrebungen ein warmer

Freund geblieben war, dem auch Herr Maschinist M e n d e 1 sich hilfreich zur Seite stellte, verdanken wir es,
dass in Pola mit dem Arbeiterführer Steffani und zwölf Mann ein fester Contract über ihre Theilnahme
an den Arbeiten auf der entlegenen Insel abgeschlossen Wurde. Diese Arbeitertruppe brachte ihre eigenen
Werkzeuge mit, darunter zehn im Oriente nicht landesübliche Schiebkarren, deren sich dann auch die ein-
heimischen Arbeiter neben ihren Tragkörben, welche an den Dardanellen gekauft wurden, mit grossem Nutzen
 
Annotationen