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Conze, Alexander
Archäologische Untersuchungen auf Samothrake (Band 2) — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.753#0003
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Di

'ie Arbeiten der österreichischen Expedition nach Samothrake, von denen der erste Band dieser
Publication Rechenschaft gab, hatten zu Ergebnissen geführt, welche im Verhältnisse zu Aufwand und An-
strengung vollauf befriedigten; dennoch schieden die Mitglieder der Expedition im Juni 1873 von der Insel
mit dem festen. Vorsatze, wenn irgend möglich, noch einmal zurückzukehren und die Ausgrabungen fortzu-
setzen. Zu allernächst mochte hierbei der Wunsch mitsprechen, an den zwei, wie man annehmen durfte,
im Wesentlichen zwar erschöpfend untersuchten Bauten die Aufdeckung an einigen Stellen gänzlicher Voll-
ständigkeit zu Liebe doch noch weiter und ganz zu Ende zu führen (s. I, S. 14 f.). Unter allem Uebrigen
aber, was eine Fortsetzung der Arbeiten zu versprechen schien, überwog weitaus Eines. Zwar war ein statt-
licher Tempel mit seiner Opferstätte aufgedeckt; aber man konnte sich nicht entschliessen, diesen einheitlichen
Bau, dem jede Spur der Alterthümlichkeit, wie z. B. selbst im Neubau das Erechtheion gegenüber dem Par-
thenon sie zeigt, vollständig fehlte, für den uralten Haupttempel zu erklären. Und so durfte man noch immer
nicht glauben, den eigentlichen Schlüssel zur Topographie und Baugeschichte der samothrakischen Heiligthümer
zu besitzen; dass dieser aber zu finden sei und dann auch gerade in der Ruine des ältesten Tempels lehr-
reiche Einzelfunde sich bieten möchten, nahm man an, ja man glaubte die Stelle mit höchster Wahrschein-
lichkeit bereits bezeichnen zu können (s. I, S. 33). Dem nachzugehen, musste versucht werden. Und sollte
diese Aussicht, was bei einer Ausgrabung ja nie im Voraus ganz ausgeschlossen bleiben darf, täuschen, so
war das im Jahre 1873 Gewonnene immerhin so ansehnlich, dass auch dessen blosse Vervollständigung durch
an sich vielleicht weniger beträchtliche Ergebnisse eine wiederholte Mühe und einen erneuten Aufwand recht-
fertigen musste.

Dieser Ueberzeagung verschloss sich auch das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht nicht und
fasste allsogleich nach unserer Rückkehr die Wiederholung einer Expedition nach Samothrake ins Auge. Da
indessen die Ausarbeitung und Herausgabe der bereits gewonnenen Ergebnisse vorgehen sollte, so konnte erst
im Jahre 1875 an die neue Unternehmung ernstlich gedacht werden. Gern hätten wir wieder die Frühlings-
zeit gewählt, welche sich das erste Mal günstig erwiesen hatte; doch war kein Schiff der k. k. Marine, dessen
Unterstützung zur Sicherung eines Erfolges als unerlässlich erschien, zur Verfügung, und so wurde die Aus-
führung dieses Mal auf den Herbst angesetzt, womit wenigstens ein Vortheil sich verband, dass wir die
Arbeitskräfte nach Vollendung der Erntearbeiten auf der Insel zahlreicher frei zu finden hoffen konnten. Und
dessen bedurften wir zur Aufräumung des umfangreichen Trümmerfeldes, auf welchem wir den Haupttempel
schon das erste Mal gern nachzuweisen gesucht hätten, wenn uns grössere Kräfte zu Gebote gestanden hätten.
Der grösseren Aufgabe entsprach ein höherer Credit, welcher dieses Mal mit 10.000 fl. ö. W. und zwar aus
eigener Initiative des Reichsraths eröffnet wurde. Mit allerhöchster Genehmigung Sr. Maj. des Kaisers wurde
die Corvette „Frundsberg", Commandant Kropp, der Expedition für die Dauer ihrer Arbeitszeit, zunächst für
fünf Wochen, von der Marinesection des k. k. Kriegsministeriums zur Unterstützung bestimmt. Mit Rück-
sicht auf die kurze Zeit, über welche hinaus wir nicht-sicher auf die Beihilfe des Schiffes rechnen durften,
zugleich auch mit Rücksicht auf die vorgerückte Jahreszeit, sollte also jetzt in gleich kurzer oder gar kürzerer
Zeit weit mehr geleistet werden, als im Jahre 1873 geschehen war. Demgemäss war auch eine Vermehrung

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