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Wissenschaftliches Antiquariat und Verlagshandlung Creutzer <Aachen; Köln> [Hrsg.]
Aus der Bibliothek eines Verlegers und Bibliophilen und andere Beiträge: Bibliographie, Luxusdrucke und Handeinbände, deutsche Literatur u. Almanache, illustrierte Bücher, Kunstpublikationen, Rara und Kuriosa ; Merian, Germania illlustrata ; Versteigerung 23. und 24. März 1925 (Katalog Nr. 144) — Köln, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.20005#0007
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In der Topographie von Niedersachsen aus dem Jahre 1700 sind die Ansichten Rüh-
nen und Gadebusch je auf ein besonderes Blatt gedruckt,5) während sie sich in
der Erstausgabe von 1653 wie auch in der Germania illustrata auf einem Blatt
vereinigt finden. Ebenso kommt auch bei der Topographia Helvetiae nicht die
Ausgabe von 1700 in Frage; denn dort trägt der perspektivische Plan von Schaff-
hausen keine Jahreszahl, während er hier von 1644 datiert ist, also der zweiten
Ausgabe von 1654 angehören muß. Auch die Ausgabe Obersachsen von 1690
kann nicht benutzt worden sein; dort sind viele Kupfer durch andere ersetzt-,
während hier die ursprünglichen Kupfer der Erstausgabe vorhanden sind.6) Aus
der Topographia Alsatiae sind die vier seltenen Blätter Ammerweyer, Danbach',
Landskron und Rappoltsweyer beigegeben, die nur in der Ausgabe von 1644
vorkommen, dagegen in allen späteren Ausgaben fehlen, auch in der vom Jahre
1663.7) Schließlich mag noch erwähnt sein, daß die beiden Blätter (Lüneburg im
Prospekt und Heelen), die der Ausgabe Braunschweig-Lüneburg von 1660 neu
beigegeben sind, hier fehlen.8) Damit wird als spätester Erscheinungstermin der
Germania illustrata das Jahr 1660 wahrscheinlich. Man geht aber wohl nicht
fehl, wenn man das Jahr 1656 als das der tatsächlichen Ausgabe ansieht; dann

1655 war die gesamte Topographie, soweit sie Deutschland selbst betraf, vollendet,

1656 folgten dann noch einige Ergänzungen.

Die Blätter entstammen also bis auf wenige Ausnahmen der ersten Ausgabe
der einzelnen Topographien. Nur für die Schweiz läßt sich ein Blatt aus der
zweiten Ausgabe von 1654 nachweisen (Schaffhausen mit der Jahreszahl 1644);
das Blatt „Straßburger Münster" stammt, nach der Beschaffenheit des Papieres
zu urteilen, zwar aus der A.usgabe von 1663,9) gehörte aber auch nicht ursprüng-
lich zur Germania illustrata, sondern ist später beigefügt worden, da es unkolo-
riert ist und auf eine sonst freie Rückseite aufgeklebt wurde. Gleichialls sind
später hinzugefügt die nicht kolorierten Ansichten des Augsburger und Regens-
burger Rathauses.

Die Germania illustrata besteht aus drei Teilen, die insgesamt 988 einzelne
Stiche enthalten; davon entfallen auf den ersten Teil 273 Ansichten, auf den zwei-
ten Teil die Stiche Nr. 274 bis 593, der Rest auf den dritten Teil. Nach welchen
Gesichtspunkten die Auswahl der Blätter erfolgte, ist nicht zu erkennen; der
übrigens wertlose Text der Topographien ist nicht aufgenommen worden.

Offenbar erfolgte die Ausgabe der Germania illustrata, wie sich noch er-
kennen läßt, in derselben Form wie die einzelnen Topographien, also unkoloriert
und in kleinerem Format, so daß die einzelnen Blätter zusammengefaltet wer-
den mußten.

Das vorliegende Exemplar ist nun bald nach dem Erscheinen in eine ans
dere Gestalt gebracht worden. Die einzelnen Stiche hat man sorgfältig auf Groß-
folio-Blätter aufgeklebt, so daß die Ansichten, die sonst bei den Topographien
infolge des Falzens meist gelitten haben, hier vorzüglich erhalten sind und be-
deutend besser zur Wirkung kommen. Außerdem sind, bis auf die drei später
hinzugekommenen, sämtliche Blätter handkoloriert worden, und zwar von einer
Hand und, wie die Technik der Kolorierung zeigt, offenbar nicht lange nach dem
Erscheinen der Ausgabe. Die Farbwirkung ist überaus prächtig, frisch, ohne
grell zu werden; oft machen die Bilder, namentlich die großen Ansichten, geradezu
einen aquarellartigen Eindruck.

Dr. phil. H. Schiffers.

5) Schnrh. n 52

6) Schuch. n. 59. — 7) Schlich, n. 26. — 8) Schuch. n. 54. — 9) Schlich, n. 28.

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