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Wissenschaftliches Antiquariat und Verlagshandlung Creutzer <Aachen; Köln> [Hrsg.]
Aus der Bibliothek eines Verlegers und Bibliophilen und andere Beiträge: Bibliographie, Luxusdrucke und Handeinbände, deutsche Literatur u. Almanache, illustrierte Bücher, Kunstpublikationen, Rara und Kuriosa ; Merian, Germania illlustrata ; Versteigerung 23. und 24. März 1925 (Katalog Nr. 144) — Köln, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.20005#0006
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Eine

unbekannte

Merian-Ausgabe.

Unter Nr. 665 dieses Katalogs wird ein Werk verzeichnet, welches den Titel

trägt:

„Germania illustrata, sive theatrum omnium urbium, pagorum, castellorum,
fortalitiorum ac villarum aliorumque prospectuum totius Germaniae, ad vivum
accurate deliniatum (!) et aeri incisum sumptibus haeredum Matthaei Meriani,
Francofurti ad Moenum." (3 Hbfz.-Bände in Großfolio mit 985 handkolor. und
3 schwarzen Stichen,)

Diese außergewöhnlich prachtvolle Merianausgabe, die der gesamten Me-
rianliteratur gänzlich unbekannt geblieben ist,1) stellt sich als ein Werk von größ-
ter Seltenheit dar. Es handelt sich dabei um eine Zusammenfassung der Merian-
schen Topographien, soweit sie Deutschland in weiterem Sinne betreffen. Die
Bedeutung dieser Topographien ist zu bekannt, als daß es erforderlich wäre, hier
noch vieles darüber zu sagen. Sie sind eines der hervorragendsten Monumental-
werke, die der deutsche Geist geschaffen hat. Mitten während des dreißigjährigen
Krieges hat Matthäus Merian, der 1593 in Basel geboren war und seit 1624 in
Frankfurt am Main eine neue Heimat fand, nach jahrelangen Vorarbeiten den
Riesenplan zu verwirklichen begonnen; 1642 erschien als erste die Topographie sei-
nes Schweizer Heimatlandes, in den Jahren 1655 und 1656 beschloß Matthäus Merian
der Jüngere mit den Topographien Frankreichs das Werk seines Vaters, dem man
in der Regel auch noch die nach 1680 erschienenen Beschreibungen Roms und
Italiens zurechnet. Die Verheerungen, welche damals der Krieg in Deutschland
anrichtete, ließen bei Merian die Liebe zum deutschen Land aufblühen; das, was
der Krieg in Schutt und Asche legte, wollte er wenigstens im Bilde festhalten,
ungeachtet der Schwierigkeiten, die sich gerade damals der Ausführung eines
solchen Planes entgegenstellen mußten. Dadurch, daß Merian wahrheitsgetreue
Wiedergabe mit lebendiger Auffassung und mit Streben nach malerischer Wirkung
verband, schuf er für das Städtebild eine bis dahin unbekannte Form. So konnte
es nicht ausbleiben, daß Merians Topographien der Gegenstand regsten Sammel-
eifers wurden.

Die vorliegende Zusammenfassung der deutschen Topographien dürfte nur
in wenigen Exemplaren herausgegeben worden sein, da der Absatz eines so kost-
baren Werkes naturgemäß nur ein beschränkter sein konnte. Die Germania
illustrata ist undatiert, aber es lassen sich doch für eine genauere Datierung eine
Reihe von Anhaltspunkten gewinnen. So sind aus dem Anhang von 1656 zur
Topographia Bavariae sechs Blätter von sieben vorhanden,2) desgleichen ist aus
dem im nämlichen Jahre ausgegebenen „Absonderlichen Anhang" zur Beschrei-
bung Oesterreichs ein Blatt (Petronell) beigegeben,3) wie denn auch das einzige
Blatt des 1656 erschienenen Anhangs zu Franken sich hier vorfindet (Maynberg).4)
Daraus ergibt sich als frühester Erscheinungstermin das Jahr 1656. Daß nicht
die Zweitausgabe der Topographien in Frage kommt, beweisen weitere Einzelheiten,

1) C. Schuchard: Die Zeiler-Merianschen Topographien. In: Centralblatt für Bibliotheks-
wesen. XIII. Jahrg. (1896), S. 193—232. Zitiert: Schuch.

H. Eckardt: Matthäus Merian. 2. Aufl. Kiel 1891.

Carl Brun: Schweizerisches Künstler-Lexikon. 2. Band. Frauenfeld 1908 u. a.

2) Schuch. n. 19. — 3) Schuch. n. 10. Schuchards Vermutung, daß der von 1656 datierte
Anhang erst 1670 ausgegeben sein soll, erweist sich als unwahrscheinlich. ■— 4) Schuch. n. 52.

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