Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Crone, Max
Quellen und Vorbilder E. C. Homburgs: ein Beitrag zur Literaturgeschichte des 17. Jahrhunderts — Heidelberg, 1911

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74269#0024
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
— 22 —

doch ist Homburg trotz seines längeren Aufenthaltes in
den Niederlanden nicht allzu tief in den Geist der hollän-
dischen Sprache eingedrungen. Den letzten Vers des
Originals:
„Ick moest om los te gaen noch meer gebonden sijn."
geben sowohl Homburg wie Fleming sklavisch, aber nicht
recht verständlich wieder:
„Ich muß vmb los zu gehn, noch mehr gebunden seyn."
Wie anders hat Opitz das Holländische beherrscht! Auch
er gibt diese Schlußzeile (s. Witkowskis Einleitung zu
seinem Neudruck der „Teutschen Poemata" S. XLI) in
seinem Liede „Kompt last vns außspatzieren" (T. P. Neu-
druck 118, 27 f. S. I33) wieder:
„Sie muß noch mehr mich binden,
Soll ich erlöset sein."
Freier hat Homburg in seinem Epigramm „Auff die
schöne Sylvien" (Clio1 CXXVI, Clio2 CLXXII) das Gelegen-
heitsgedicht des Heinsius „Aen Jonckvrou Anna Vis-
schers op haer dicht te Lyden sijnde van haer gemaeckt,
ende aen hem gesonden opt het zijne." (Poemata 1616.
S. 37) verwendet.
Endlich hat Homburg eine Ode des Heinsius (Poe-
mata 1616. S. 26) strophen- und versweise in seinem per-
sönliche Erlebnisse wiedergebenden Gedicht „Der ver-
liebte-betrübte Corydon" (Clio1K 5 b, Clio2 Q 8 b) benutzt.
Zur klaren Übersicht stelle ich die übereinstimmenden
Strophen bz. Verse nach der Ordnung des Homburgschen
Gedichtes einander gegenüber:

Corydon mit seinen Schaffen
Weidete nechst an dem Rhein
Da die schönsten Weyden seyn,
Als das Vieh' itzt wolte schlaffen,
Als die stille Nacht ankam,
Vnd den lieben Tag hin nahm;
2.
Eben damals must' er dencken
An die Fillis lange Zeit
Fillis, die sein grosses Leid,

Corydon die weyde schaepen
Vast aen't water van den Rijn
Daer de beste weyden sijn,
Als het vee denckt om te slaepen,
Als de duyster nacht komt aen
En de droeve silvre maen.
Daer sat hy met liefd' ontsteken
Van zijn Phyllis gans de nacht,
Phyllis die hem niet en acht,
 
Annotationen