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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'Année 1860 — 1861

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Stephani, Ludolf: Erklärung der im Jahre 1859 bei Kertsch gefundenen Gegenstände
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https://doi.org/10.11588/diglit.11863#0032
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zur indeutung des Eléments der Liebe dcn kleinen Gott Eros selbst in seine Composition auf-
genommen hat.

Wie dièses Gemâlde, so stellen auch die meisten iibrigen des obigen Verzeichnisses (N° 2—6.
8—13. 17. 22. 30—32. 34.) Toiletten-Sconen mit Beimischung des erotiscben Eléments und
zum Theil auch mit dem des Ballspiels1 dar. Das erstere Elément ist angedeutet, indem die
Gôttin der Liebe selbst (N° 22), der kleine Eros (N° 2 — 4. 6. 9—13. 17. 22. 30 — 32.)
Pan" (N° 17), odcr auch ein einzelner Jiingling (N" 6. 8. 12. 17.) in das Bild aufgenommen
ist. Ja, das Gemà'lde der Vase N° 14 fuhrt uns Nichts, als zwei Eroten vor und die mit
N" 26 — 29 und 33 bezeichneten don Verkehr junger Madchen mit denselben. Das Ballspiel ist
angedeutet, indem enlweder die Madchen selbst Balle in den Handen halten (N° 8. 11 , oder
dièses Spielgerà'th neben den dargestellten Frauenkopfen zu sehen (N° 5), oder endlich dem Eros
in die Hand gegeben ist (N° 14). Nur die Vasen N° 23 und 24 scheinen gar keine Hindeu-
tung auf irgend eine bestimmte Beschà'ftigung zu enthalten, indem sie, wie man nach der gege-
benen Abbildung vermuthen muss, Nichts als Frauenkopfe bieten.

Auch in allen diesen Gemâlden sind die Handluugen und Attribute der Madchen und Jung-
linge ganz die des gewôhnlichen Lebens. In eine hohere, idéale Sphaere sind dièse Scenen mit
Ausnahme von N° 22 nur durch die Einmischung des Eros und des Pan erhoben.

Nur der Verfertiger des eben genannten Gemà'ldes ist hierin noch etwas weiter gegangen,
indem er nicht nur die Gôttin der Liebe selbst in sein Bild aufgenommen, sondern auch den
fiïnf die Gôttin umgebenden Madchen die Namen: Klymene, Harmonia, Eukleia, Eunomia und
Pannychis3 beigeschrieben hat. Offenbar sind aile dièse Namen mit Bûcksicht auf die gewohn-
lichen Vcrhà'ltnisse und Thâtigkeiten der. Frauen gewahlt, um so dem Ganzen einen mehr idealen

hervorzuheben, dessen Bilderschmuck Olympische
Gottheiten in der Form von Nereiden und Tritonen
darstellt, wie das in Rede stehende Vasengemàlde
Jungfrauen des wirklichen Lebens. Offenbar liegt
diesem Kunst-Gebrauch eine ganz âhnliche Anschau-
ung zu Grunde, wie der von mir in meiner Abhand-
lung: Der ausrubende Herakles p. 95—118. ausfïïhr-
lich besprochenen Anwendung von Eros und Psyché.

î Ueber das Ballspiel der jungen Madchen iïber-
haupt siehe Antiquités du Bosph. Cimm. Pl. 61, 5.,
Roulez: Choix de vases peints Pl. 20. und Jahn:

Sitzungsber. der ko'n. sâchs. Ges. der Wiss. 1854
p. 258.

2 Ueber den erotischen Charakter des Pan siehe
meine Bemerkungen im Bull, hist.-phil. de l'Acad.
d. scierie. To XII. p. 289. = Mél. gr.-rom. To. I.
p. 564. und in meiner Abhandlung: Nimbus und
Strahlenkranz p. 122.

3 Die Vase hat I1ANNYKIC. Ueber die Ver-
tauschung des K und X siehe Stephani: Apollon
Boè'dromios p. 34. und Jahn: Griechische Dichter
p. 739.
 
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