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Von etwas verschiedener Art sind die Gemâlde N° 18 und 20 unseres Verzeichnisses. Sic zei-
gen keine Spur davon, dass die dargestellten jungen Mâdchen an ihren Putz denken. Vielmehr
kam es den Verfertigern offenbar darauf an, die Beziehungen derselben zu den Epheben in einer
idealen Form darzustellen. Zu genauerem Verstandniss dieser Conipositionen jedoch ist es wich-
tig, zwei andere Genià'lde zu vergleichen, die sich auf Vasen anderer Formen befinden.
Das eine dieser Gefà'ssc ist in Nola gefunden und gehô'rt der Sammlung Pourtalès-Gorgier
an1. Wir sehen da nichts anderes dargestellt, als eincn Epheben, der mit einer Chlamys, mit
Sandalen, einem Pctasos und einer Lanze versehen in ruhiger Haltung aufrecht steht. Ihn um-
geben zwei Mà'dchen, die ebcnfaJls vollkommen ruhig dastehen; doch bietet ihm das eine in einer
Scliale eben eine Fliissigkeit zur aTCovâvj dar.
Die genauere Bedeutung dièses iiberaus einfachen Bildes hat der Kiinstler deutlicher zu
machen gesucht, indem er den drei Personen die Namen IIoXitt);, Aetvc|iaxv] und «PuXovo't) bei-
geschrieben hat. Um dièse Namen richtig zu wiirdigen, miissen wir uns erinnern, dass die atti-
schen Jiinghnge, wenn sie 18 Jahre ait waren, untcr die Epheben aufgenommen, in das Gemein-
debucli (Xï]!iapx'Kov) eines Demos eingeschrieben und hierdurch zugleich einer bestimmten Phyle
zugewiesen wurden. Auf dièse Weise wurde der attische Jiingling Biirger (tcoXitkjç) ; er leistete
den Biirgereid und wurde in offentlicher Versammlung mit den zur Vertheidigung des Vaterlan-
des nothigen Waffen ausgeriistet. Bei dieser Gelegenheit verrichtete er eine o-tcovSt), die man
otvtffTïjpta nannte, und wurde unmittelbar darauf in eins der Castelle gesendet, um dort zwei
Jahre hindurch als Grà'nzwachter (tcepc'tcoXoç) zu dienen 2. Dieser Moment also ist es, den der
bezeugt. In welchem Sinn aber man den Gôttinnen
EuxXsta und Eùvcjua eine so hohe Bedeutung fur
das Leben der Jiinglinge und Jungfrauen zuschrieb,
wird besonders deullich, wenn man die Worte des
Aristophanes: Nub. 99i. vergleicht:
xii [lï] rcepi -où; aauxoù yovô'œç CTJca'.o'jpystv,
àXXo TE (J.Y]§£V
ate^pèv icotefv, oTt t»}ç Aiâoùç n-s'XXstç ràyaXiJ.'
<£vaicXaTTetv
jjLTjà' dç dpxï]CTTpt'âo^ eicâTTStv, îva [tir) 7tpôç
TOLÙTI >CSXYjvÙç,
H.ï]'X<3 pXiqïciç utco reopvtSi'ou, Tïjç eOxXsiaç à.%0-
SpaucS'flÇ.
î Millin: Mon. Inéd. To. I. p. 355. Pl. 35.
Peint, des vas. To. I. Pl. 11. Visconti: Mon. scelti
Borgh. p. XVI — XLV. Musée Pourtalès-Gorgier
PI 35. 36. Panol'ka: Rech. sur les ver. noms des
vas. Pl. 9, 1. Welcker: Denkm. Th. III. Taf. 21.
Wenn ich in der hier gegebenen Erklârung dièses
Gemàldes mit dem zuletzt genannten Gelehrten zu-
sammen treffe, so hebe ich dies uni so mehr her
vor, je seltener es ist, dass dessen Meinungen und
die Resultate meiner Untersuchungen einander be-
gegnen.
2 Hermann: Griech. Staatsalt. § 99, 16. § 121
Von etwas verschiedener Art sind die Gemâlde N° 18 und 20 unseres Verzeichnisses. Sic zei-
gen keine Spur davon, dass die dargestellten jungen Mâdchen an ihren Putz denken. Vielmehr
kam es den Verfertigern offenbar darauf an, die Beziehungen derselben zu den Epheben in einer
idealen Form darzustellen. Zu genauerem Verstandniss dieser Conipositionen jedoch ist es wich-
tig, zwei andere Genià'lde zu vergleichen, die sich auf Vasen anderer Formen befinden.
Das eine dieser Gefà'ssc ist in Nola gefunden und gehô'rt der Sammlung Pourtalès-Gorgier
an1. Wir sehen da nichts anderes dargestellt, als eincn Epheben, der mit einer Chlamys, mit
Sandalen, einem Pctasos und einer Lanze versehen in ruhiger Haltung aufrecht steht. Ihn um-
geben zwei Mà'dchen, die ebcnfaJls vollkommen ruhig dastehen; doch bietet ihm das eine in einer
Scliale eben eine Fliissigkeit zur aTCovâvj dar.
Die genauere Bedeutung dièses iiberaus einfachen Bildes hat der Kiinstler deutlicher zu
machen gesucht, indem er den drei Personen die Namen IIoXitt);, Aetvc|iaxv] und «PuXovo't) bei-
geschrieben hat. Um dièse Namen richtig zu wiirdigen, miissen wir uns erinnern, dass die atti-
schen Jiinghnge, wenn sie 18 Jahre ait waren, untcr die Epheben aufgenommen, in das Gemein-
debucli (Xï]!iapx'Kov) eines Demos eingeschrieben und hierdurch zugleich einer bestimmten Phyle
zugewiesen wurden. Auf dièse Weise wurde der attische Jiingling Biirger (tcoXitkjç) ; er leistete
den Biirgereid und wurde in offentlicher Versammlung mit den zur Vertheidigung des Vaterlan-
des nothigen Waffen ausgeriistet. Bei dieser Gelegenheit verrichtete er eine o-tcovSt), die man
otvtffTïjpta nannte, und wurde unmittelbar darauf in eins der Castelle gesendet, um dort zwei
Jahre hindurch als Grà'nzwachter (tcepc'tcoXoç) zu dienen 2. Dieser Moment also ist es, den der
bezeugt. In welchem Sinn aber man den Gôttinnen
EuxXsta und Eùvcjua eine so hohe Bedeutung fur
das Leben der Jiinglinge und Jungfrauen zuschrieb,
wird besonders deullich, wenn man die Worte des
Aristophanes: Nub. 99i. vergleicht:
xii [lï] rcepi -où; aauxoù yovô'œç CTJca'.o'jpystv,
àXXo TE (J.Y]§£V
ate^pèv icotefv, oTt t»}ç Aiâoùç n-s'XXstç ràyaXiJ.'
<£vaicXaTTetv
jjLTjà' dç dpxï]CTTpt'âo^ eicâTTStv, îva [tir) 7tpôç
TOLÙTI >CSXYjvÙç,
H.ï]'X<3 pXiqïciç utco reopvtSi'ou, Tïjç eOxXsiaç à.%0-
SpaucS'flÇ.
î Millin: Mon. Inéd. To. I. p. 355. Pl. 35.
Peint, des vas. To. I. Pl. 11. Visconti: Mon. scelti
Borgh. p. XVI — XLV. Musée Pourtalès-Gorgier
PI 35. 36. Panol'ka: Rech. sur les ver. noms des
vas. Pl. 9, 1. Welcker: Denkm. Th. III. Taf. 21.
Wenn ich in der hier gegebenen Erklârung dièses
Gemàldes mit dem zuletzt genannten Gelehrten zu-
sammen treffe, so hebe ich dies uni so mehr her
vor, je seltener es ist, dass dessen Meinungen und
die Resultate meiner Untersuchungen einander be-
gegnen.
2 Hermann: Griech. Staatsalt. § 99, 16. § 121