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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'Année 1860 — 1861

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Stephani, Ludolf: Erklärung der im Jahre 1859 bei Kertsch gefundenen Gegenstände
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https://doi.org/10.11588/diglit.11863#0065
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Name von einem modernen Falscher hinzugefugt zu sein scheint, und dass die mit weisser Farbe
aufgetragenen Tlieile des Gemà'ldes augensclieinlich von moderner Hand uberarbeitet sind.

Es kann demnach keinem Zweifel unterliegen, dass der alte Kiinstler Selene darstellen woJlle,
der Falscher aber, der die Reiterin fur Eos hielt, nicht nur den Namen dieser Gottin, sondera
in Folge davon aucli die weisscn Strahlen des Nimbus hinzugefugt hat, ohne zu bemerken, in
welchen Widerspruch er dadurch mit den einfachsten Naturgesetzen gerieth.

Endlich gehort noch eine Vase der koniglichen SammJung in NeapeJ1 liieher, von der ich schon
an einem anderen Orte2 gezeigt habe, dass nicht Eos, sondera Selene darauf dargestellt ist.

An dièse Darstcllungen der Selene schliesst sich eng ein romisches Erz-Medaillon an3. Auf
der einen Seite desselben sehen wir das Brustbild des Kaisers Antoninus Pius, auf der anderen
die Apothéose seiner Gemahlin, Faustina, welche in der Form der auf einem Pferde reitenden
Selene dargestellt ist. Gemà'ss einer allbekannten Vorstellungs-Weise spà'terer Zeiten nà'mlich dachtè
m an sich die Vergottlichung hervorragender Menschen ganz gewiihnlich als eine Verwandlung in
Gestirne, namcntlich in Sonne und Mond\ Dieselbe Auschauung also liegt, wie schon Buonar-
ruoti richtig bemerkt hat, auch dem in Rede stehenden liilde zu Grunde. Nur ist hier die sel-
tenere Form gewà'hlt, nach welcher man die Mondgottin als Reiterin dachte5.

Ausser Selene finden wir auch Artcmis als Reiterin dargestellt, und ich glaube nicht zu
irren, wenn ich annehme, dass dièse Darstellungsweise erst von eben dieser Gottin auf die ihr
so eng verwandte Selene iibertragen worden ist.

Das Reiten zu Pferd ist fur Frauen etwas so Ausserordentliches, dass der Verknupfung
dieser Vorstellung mit Selene nothwendig noch eine weitere Veranlassung, als das regelmà'ssige

1 Bull. Napol. Nuova Ser. To. II, p. 60. 64.

2 Nimbus und Strahlenkranz p. 58.

a Buonarruoti: Medaglioni Tav. 3,1. Eckhel:
Doctr. Numm. To. VII. p. 35. Millin: Gai. Myth.
Pl. 34. N° 118. Guigniaut: Rel. de l'anl. Pl. 89.
Nn322. Cohen: Médailles Impériales To. II. p. 334.
N° 416.

4 Es geniigt hier, an die bekannten Miinzen zu
erinnern. welche dieselbe Kaiserin aïs Mondgottin
mil der Beischrift: «Sidetibus reeepta» darstellen.
Oesel: Thes. num. Tab. 103, 11. 12.

5 Als Reiterin ist Faustina zur Andeuttwg ihrer
Apothéose auch auf einem anderen Erz - Médaillon
dargestellt (Num. max. mod. Ludov. XIV. Tab. 8.
Cohen: Méd. Impér. To. II. p. 342. N" 449.). Doch
vveist da Nichts darauf hin, dass sie gerade aïs Mond-
gottin gedacht sei. Vielmehr hat sie, wie Augustus
oder ein anderes Mitglied der kaiserlichen Familie
auf einem beruhmten Cameo (Wieseler: Denkm.
Th. I. N" 378.), den Pégases bestiesen und erhebl
sich auf dessen Riicken in das Bereich der Gestirne.
 
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