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Bes&nders ansprechend sind die Bilder, welche Jungfrauen darstellen, die zur Hochzcit ge-
fiihrt werden. Fast stets sehen wir sie am Handgelenk erfasst, indem ihre Haltung, wenn auch
nicht energischen Widerstand, doch zaghafte Zujuckhajtung ausdriickt, uncl gewiss hat hieran die
alte Sitte, bei der Verheirathung junger Mà'dchen wenigstens eine scheinbare Gewalt anzuwenden1,
keinen geringeren Antheil als die Absieht, der jungfràulichen Schamhaftigkeit einen entsprechen-
den Ausdruck zu geben. Ja, in oinzelnen Fà'llen, wie bei Peleus und Thetis, wusste die Sage aus-
drlicklich von einem vorausgegangenen ernstlichen Ringkampf zu erzâhlen.
Wie wir daher die eben genannte gottliche Jungfrau von ihrem Liebhaber in der in Rede
stehenden Weise erfasst und zu Chiron gefiihrt. sehen2, so fiihrt auch Menelaoss und Paris'' in
gleicher Art die Helena, Peitho oder Sterope die Hippodaînia zuPelops3 und dasselbe bemerken
wir in einem Vasengemàlde, welches nicht erlaubt, die Namen zu bestimmen, die der Kiinstler
vielleicht im Sinne gehabt hatfi.
Lllein auch in Fà'llen, in denen es nicht einmal, wie bei Hochzeiten, darauf ankam, den
Schein der Gewaltthatigkeit zu erwecken, sondern in denen Jemand in der freundlichsten ibsichl
Mosaik der Vaticanischen Sammlungen (Millin:
Descr. d'une mosaïque Pl. 10. Wieseler: Theater-
gèbàude Taf. 7, 5.) scheint Hennés dargestellt zu
sein, wie er eine Abgeschiedene in die Unterwelt
abfùhrt; doch fasst er sie da nicht am Handgelenk,
sondern an der Hand selbst an.
1 Millier: Dorer Th. II. p. 278. Becker: Cha-
rikles Th. III. p. 3 03.
2 Mus. Chius. To. I. Tav. 46. Inghirami: (Sali.
Orner. To. II. Tav. 235. Vasi fitt. Tav. 7 7. Over-
beek: Heroen-Gall. Ta!'. 8, 6.
3 Millingen: Uned. Mon. To. I. Pl. 32. Mil
man: Horatii Op. p. 126. Auch ein zweites Vasen-
bild (Gerhard: Auserl. Vasenb. Taf. 169. Over-
beck": Heroen-Gall. Taf. 12. 4.), wo keine Inschrif-
ten hinzugefiigt situl, pflegt man auf dieselbèn Per-
sonen zu beziehen. Allein dièse Benennung bleibl
ganz unsicher, da die Composition selbst mil ganz
gleicheai Recht die Anvvendung von mehr als einem
anderen Namen gestatten wiirde.
î Gerhard: Trinksch. und Gelasse Th. I. Taf.
11. 12. Jahn: Sitzungs-Ber. der konigl. sàchs. Ges.
der Wiss. 1850. p. 17 6. Overbeck: Heroen-Gall.
Taf. 13. 3.
3 Ann dell' Inst. arch.Tô. XII. Tav. Y Àrchaeol.
Zeit. 1853. Taf. 54.
a Stackelbèrg: Gràber der Hellenen Taf. 32
Millingen: Peint, de div. coll. Pl. 44. Iûghirami:
Vasi fitt. Tav. 313. Wieseler; Denkmà'ler Th. II.
\"I82. Panofka: Griechinnen und Griëchen Taf. I,
14. Bilder antiken Lebens Taf. H, 2. In ejnem an-
deren, bei Inghirami: Vasi fitt. Tav. 314. abgebil-
deteb Vasengemàlde uird die Jungfrau nicht am
Knochel. sondent an der Hand selbst erfasst Auch
Peitho oder Aphrodite fasst auf einem beriihmten Mar-
mor-Relief (Dodwfell: Alcuni bassiril. Tav. 2 — 4.
Gerhard: Uned. Bildw. Taf. 14. Wieseler: Denkin.
Th. I. N" 42. Guigniaut: Rel. de Tant. Pl. I906"
N° 682a. Welcker: Denkm. Th. II. Taf. I.) Hebe an
der Hand selbst. indem siedieselbedemHerakleszufuhrt.
Bes&nders ansprechend sind die Bilder, welche Jungfrauen darstellen, die zur Hochzcit ge-
fiihrt werden. Fast stets sehen wir sie am Handgelenk erfasst, indem ihre Haltung, wenn auch
nicht energischen Widerstand, doch zaghafte Zujuckhajtung ausdriickt, uncl gewiss hat hieran die
alte Sitte, bei der Verheirathung junger Mà'dchen wenigstens eine scheinbare Gewalt anzuwenden1,
keinen geringeren Antheil als die Absieht, der jungfràulichen Schamhaftigkeit einen entsprechen-
den Ausdruck zu geben. Ja, in oinzelnen Fà'llen, wie bei Peleus und Thetis, wusste die Sage aus-
drlicklich von einem vorausgegangenen ernstlichen Ringkampf zu erzâhlen.
Wie wir daher die eben genannte gottliche Jungfrau von ihrem Liebhaber in der in Rede
stehenden Weise erfasst und zu Chiron gefiihrt. sehen2, so fiihrt auch Menelaoss und Paris'' in
gleicher Art die Helena, Peitho oder Sterope die Hippodaînia zuPelops3 und dasselbe bemerken
wir in einem Vasengemàlde, welches nicht erlaubt, die Namen zu bestimmen, die der Kiinstler
vielleicht im Sinne gehabt hatfi.
Lllein auch in Fà'llen, in denen es nicht einmal, wie bei Hochzeiten, darauf ankam, den
Schein der Gewaltthatigkeit zu erwecken, sondern in denen Jemand in der freundlichsten ibsichl
Mosaik der Vaticanischen Sammlungen (Millin:
Descr. d'une mosaïque Pl. 10. Wieseler: Theater-
gèbàude Taf. 7, 5.) scheint Hennés dargestellt zu
sein, wie er eine Abgeschiedene in die Unterwelt
abfùhrt; doch fasst er sie da nicht am Handgelenk,
sondern an der Hand selbst an.
1 Millier: Dorer Th. II. p. 278. Becker: Cha-
rikles Th. III. p. 3 03.
2 Mus. Chius. To. I. Tav. 46. Inghirami: (Sali.
Orner. To. II. Tav. 235. Vasi fitt. Tav. 7 7. Over-
beek: Heroen-Gall. Ta!'. 8, 6.
3 Millingen: Uned. Mon. To. I. Pl. 32. Mil
man: Horatii Op. p. 126. Auch ein zweites Vasen-
bild (Gerhard: Auserl. Vasenb. Taf. 169. Over-
beck": Heroen-Gall. Taf. 12. 4.), wo keine Inschrif-
ten hinzugefiigt situl, pflegt man auf dieselbèn Per-
sonen zu beziehen. Allein dièse Benennung bleibl
ganz unsicher, da die Composition selbst mil ganz
gleicheai Recht die Anvvendung von mehr als einem
anderen Namen gestatten wiirde.
î Gerhard: Trinksch. und Gelasse Th. I. Taf.
11. 12. Jahn: Sitzungs-Ber. der konigl. sàchs. Ges.
der Wiss. 1850. p. 17 6. Overbeck: Heroen-Gall.
Taf. 13. 3.
3 Ann dell' Inst. arch.Tô. XII. Tav. Y Àrchaeol.
Zeit. 1853. Taf. 54.
a Stackelbèrg: Gràber der Hellenen Taf. 32
Millingen: Peint, de div. coll. Pl. 44. Iûghirami:
Vasi fitt. Tav. 313. Wieseler; Denkmà'ler Th. II.
\"I82. Panofka: Griechinnen und Griëchen Taf. I,
14. Bilder antiken Lebens Taf. H, 2. In ejnem an-
deren, bei Inghirami: Vasi fitt. Tav. 314. abgebil-
deteb Vasengemàlde uird die Jungfrau nicht am
Knochel. sondent an der Hand selbst erfasst Auch
Peitho oder Aphrodite fasst auf einem beriihmten Mar-
mor-Relief (Dodwfell: Alcuni bassiril. Tav. 2 — 4.
Gerhard: Uned. Bildw. Taf. 14. Wieseler: Denkin.
Th. I. N" 42. Guigniaut: Rel. de Tant. Pl. I906"
N° 682a. Welcker: Denkm. Th. II. Taf. I.) Hebe an
der Hand selbst. indem siedieselbedemHerakleszufuhrt.