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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'année 1863 — 1864

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Stephani, Ludolf: Erklärung der im Jahre 1862 bei Kertsch gefundenen Gegenstände
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https://doi.org/10.11588/diglit.12431#0129
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103

wohl für Nike zu halten sein, obgleich auch Aura' einen guten Sinn geben würde. In jedem
Falle glaube ich, dass der Schwan dieser Münzen in eben so enger Beziehung zu dem See
Kamarina gedacht ist, wie auf den oben2 besprochenen Münzen derselben Stadt und zwar nicht
allein mit Rücksicht auf seine kathartisch - prophylaktische Kraft, sondern namentlich auch,
worauf die Anwesenheit der Athena auf der Hauptseile dieser Münzen hinweist, mit Rücksicht
auf die hohe Bedeutung jenes Sees für die siegreiche Vertheidigung der Stadt gegen kriegerische
Angriffe3.

Aebnliche ganz locale Vorstellungen mögen einigen schönen Münz-Typen von Terina zu
Grunde liegen. Dass die auf den Münzen jener Stadt fast regelmässig wiederkehrende Flügel-
frau' Nike sei, wissen wir, abgesehen von dem ihr mehrmals verliehenen Kerykeion, durch die
ihr auf einer der ältesten Münzen beigegebone Namens-Inschrift5. Der in den Händen oder auf
dem Schoose dieser Göttin häufig sichtbare kleinere Vogel hat für uns hier kein Interesse.
Wichtig jedoch ist jener grosse, deutlich als Gans oder Schwan gebildete Vogel, welcher einige
Male auf dem Wasser eines Brunnen-Beckens schwimmt, vor welchem die Göttin sitzt0. Leider
fehlt es uns an jeder Nachricht, welche die gewiss ganz locale Veranlassung dieses Motivs auch
nur so weit aufzuklären geeignet wäre, wie dies bei den Münzen von Kamarina möglich war.

Eine Nike soll in einem Vasengemälde der Sammlung Fontana sogar mit zwei Schwänen
fahrend dargestellt sein'. Allein bei einem so ausserordentlichen Kunst-Motiv und bei der Un-
zuverlässigkeit, jener Beschreibungen erhebt sich natürlich sogleich die Frage, ob da nicht etwa
ein, wie auch sonst so oft, etwas weiblich gebildeter Eros dargestellt sein möge, wodurch das

Priapus PI. 16, 3. Mionnet: Descr. To. 1. p. 222.
Nü 112—Iii.

1 Ueber Aura überhaupt siehe Compte-rendu de
la comin. arch. pour l'ann. 1862. p. II—16, über
die enge Verknüpfung der Schwäne mit den sanften
Luftzügen des Zéphyrs siehe oben p. 32.

2 Siehe oben p. 69.

3 Servius zu Virg.: Aen. III, 701. « Palus
nest juxla oppidum, de qua quodam tempore cum
«siccata pestilentiam creasset, eonsultus Apollo, an
«eam penilus exhaurire deberent, respondit: fti]
«jefoet KajjLaçwav duen»T)T0ç "/àp oqjistvov. Quo

«conlempto exsiceaverunt paludem et carentes pesli-
«lentia per eam, partem, ingresm hostibm poenas
«dederuM».

4 Carelli: Num Ital. Tab. 177 — 180.

ä Mionnet: Descr. To. I. p. 204. N" 994.
Stephaui: Ausruh. Herakles p. 2"58.

6 Avelliuo: Op'usc. To. I. p 187. Tav. 1. 6
Millingen: Choix de med. 1812. Pl. 1, 16. Ger-
hard: Etr. Spiegel Taf. 41, 2. Flügelgestalten Taf.
3. Panofka: Einfluss der Gotth. Th. I. Taf. 3, 6.
Carelli: Num. Ital. Tab. 178, 26. 27.

7 Archaeol. Anz. 1853. p. 402. N° 9.
 
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