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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'Année 1864 — 1865

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger im Jahre 1863 im südlichen Russland gefundenen Gegenstände
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https://doi.org/10.11588/diglit.12433#0221
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hervorgerufen haben, deren selbst die Schriftsteller gedenken. Denn dass diese Nachrichten eben
nur Sagen sind, die sich auf Kunstwerke der genannten Art, nicht auf bestimmte Thatsachen
gründen, ist leicht zu erkennen. Die beiden Schriftsteller, welche von Griechen sprechen, geben
dem Vater und der Tochter ganz verschiedene Namen; wissen weder Zeit noch Ort des Ereig-
nisses anzugeben und der Eine von ihnen, Valerius Maximus, beruft sich noch überdies aus-
drücklieh auf Gemälde als Quelle seines Wissens. Die Nachrichten, welche von Rom sprechen,
kennen gar keine Namen; schwanken zwischen dem Vater und der Mutter der liebevollen Tochter
und leiten von dem Ereigniss die Gründung des Tempels der Pietas ab, während wir wissen,
dass dieser Bau in der That eine ganz andere Veranlassung hatte1. Endlich weiss jeder mit
diesen Dingen Vertraute, wie viele andere Sagen in ganz ähnlicher Weise nur durch Kunstwerke
hervorgerufen worden sind2. Man muss sich daher wundern, dass Hr. Welcker8 das Pompe*
janische Gemälde für ein hislorisches halten konnte.

Die Phantasie der Uten hal jedoch keinen Anstand genommen, die Grenzen des Alltäglichen
auch nach anderen Seiten hin zu überschreiten, indem man von zahlreichen göttlichen und
heroischen Personen behauptete, dass sie von Thieren gesäugt worden seien, und Aelian4 so-
wohl, als auch II) gin'"' haben uns eigene, wenngleich bei Weitem nicht vollständige Verzeich-
nisse diesei' Art hinterlassen. Die Kunst hat natürlich auch hierin gleichen Schritt mit der Sage
gehalten und es ist Niemandem unbekannt. wie zahllos die aus römischer Zeit auf uns gekom-
menen Darstellungen des kleinen Romulus und Remus sind, welche am Euter der Wölfin saugen.
Eine ähnliche Wichtigkeil legte die spätere Zeil offenbar auch der Ernährung des kleinen Zeus
durch die Ziege \maltheia und der Säugung des kleinen Telephos durch eine Hirschkuh bei.
Denn Darstellungen beider Irten begegnen uns ebenfalls in so zahlreichen Kunstwerken der
römischen Epoche, dass deren Aufzählung, hier zu weil führen würde1'. Seltener sind die Bilder,

i Preller: Köm. Mythel. |>. (i 2 î>.

■l Icli erinnere nur an die Sage \on Lesen*, der
geliebten des Harmodios und Aristogeiton, se nie an
Dunalis oder Boïdiob, die angebliche Gemahlin des
Atheners Chares, über die ich im Bull. bist.-phil. de
l'Acad. des scienc. To. IX. p. 2(17 — 214. = Mél.
gréco-rom. To. I. p. 173 —180. gehandeil habe.

î Henkln. Th. IV. p. 64.

i Var. II ist. XII. 42.

S Fab. 2i;2.

o Nur über einen Sardonyx der kais. Ermitage,
welchen Panofka: Gemmen mil Inschriften Taf. 4,
il. bekannt gemachl hat, will ich eine kurze Bemer-
kung beifügen. Man sieht darauf einen Knaben, der
am Kuler einer Hirschkuh saugt, und dem die Inschrift
AAMACK beigegeben ist. Ms kann keinem Zweifel
unterliegen, dass dieser Stein mit Rücksicht auf ge-
wisse Münzen von Damaskus geschnitten ist, welche

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