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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour les années 1870 et 1871 — 1874

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger im südlichen Russland gefundener Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.11858#0251
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203

Buchstaben MHC lassen keinen Zweifel daran tibrig, dass hier Hermès dargestellt
war. Auch an der anderen Seite des Fragments scheint noch ein kleiner Theil eines
Arms tibrig geblieben zu sein. Der dariiber noch deutlich sichtbare Buchstabe N
macht es sehr wahrscheinlich, dass hier Nike dargestellt war.

11. 12. Von den auf Tafel VI abgebildeten Schmucksachen aus Gold und
Edelsteinen hebe ich zunâchst die goldenen Ohrgehânge hervor, welche im Jahre
1870 in einem Grabe der Halbinsel Taman zusammen mit dem unter N° 21 abge-
bildeten Eing gefunden und hier unter N° 11 und 12 wiedergegeben sind. Nie-
mand, der einige Erfahrung in diesen Dingen hat, wird bezweifeln. dass Beides Ar-
beiten des vierten Jahrhunderts v. Chr. sind. Von den Ohrgehângen ist das eine
leider stark beschâdigt; das andere jedoch fast unversehrt erhalten. Es zeigt uns
eine grôssere Rosette, deren Mitte von einem Granat eingenommen wird, von wel-
chem mit blauem Email ausgelegte Blâtter von verschiedener Porm auslaufen, wâh-
rend der âussere Rand die Form eines Eierstabs hat. Von dieser Rosette hangen
"drei Kettchen herab, von denen die beiden âusseren an ihren Enden je eine mit
blauem Email ausgelegte ganz kleine Rosette und das gewôhnliche, die Porm des
Buchensamens nachahmende Anhangsel haben, dessen Inneres hier durch einen
Granat ausgefullt ist.

An dem unteren Ende des mittelsten Kettchens, in dessen Mitte ebenfalls ein
Granat angebracht ist, hangt eine mit der aussersten Sorgfalt und Zartheit, wie sie
nur jener glânzendsten Epoche der griechischen Kunst moglich war, ausgefiihrte
Ente oder Gans. An der Brust, am Bauch und an einigen Theilen der Flïïgel ist
oder war die Flâche des Goldes mit bunteni Email belegt, wahrend andere Theile
der Federn, ein Streifen auf der Brust und der obère Theil des Kopfs mit ganz
feinen Gold-Perlen besetzt ist, deren Anfertigung und Lôthung der heutigen Gold- '
schmiedekunst noch unerklârlich erscheint.

Die hervorragende Rolle, welche die Enten und Ganse im Leben der Frauen
und daher auch in ihren Schmuckgegenstânden spielten, ist von mir schon wieder-
holt besprochen worden1. Doch war ihre Verwendung selbst zur Verzierung der
Ohrgehânge bisher noch nicht nachgewiesen.

i Siehe oben p. 63. 201.
 
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