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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'Année 1875 — 1878

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger Kunstwerke der kaiserlichen Ermitage und anderer Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13585#0224
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»lankbar anerkenne, die sich aus diesen Münzen ergebenden Consequenzen für
kunst-historische Fragen nicht erkannt hat, kann nicht auffallen, da es sich
dabei eben nicht um numismatische, sondern um rein kunst-historische Fra-
gen handelt. Dass aber sogar ein Vertreter unserer Wissenschaft an einer deut-
schen Universität, lange nachdem auch diese Münzen von Friedländer bekannt
gemacht waren, in öffentlichem, dem Druck übergebenen Vortrag einem stau-
nenden Publicum die unglückliche Hypothese Overbeck's als eine überaus werth-
volle und vollkommen gesicherte neue Errungenschaft der Wissenschaft anprei-
sen konnte, muss Jeder um so lebhafter beklagen, je mehr ihm ihr Gedeihen am
Herzen liegt.

Die eine dieser beiden Münzen1, welche wahrscheinlich von demselben Stem-
pelschneider herrührt, dem wir die beiden bereits besprochenen verdanken, wieder-
holt die ganze Statue des Gottes in der Hauptsache ganz eben so, wie die Münze
A, nur von der anderen Seite gesehen. Sie fördert daher unser Wissen nur wenig,
verdient aber dennoch unsere sorgfältige Beachtung, weil sie in dreifacher Bezie-
hung die Willkühr und Eigenmächtigkeit des Verfertigers besonders deutlich er-
kennen lässt.

Zunächst setzt sie ausser Zweifel, dass er den Gott in der That nur mit einem
den Hals eng umschliessenden und mit weiten Aermeln versehenen Chiton ohne
Himation ausgestattet und somit eigenmächtig ein ganz wesentliches Attribut des
Originals abgeändert hat, weil die tiefere Einhüllung im Allgemeinen mit dem er-
strebten Archaismus noch besser harmonirt. Natürlich aber haben wir hieraus zu
folgern, dass auch die schwerer verständliche Gewandung der Münze A für einen
Aermel- Chiton zu halten ist.

Dieselbe Eigenmächtigkeit tritt ferner darin hervor, dass der Verfertiger der
Münze C nicht, wie es auf der Münze A ohne Zweifel in Uebereinstimmung mit
dem Original (denn naturgemäss muss an sitzenden Personen das Bein der geho-
benen, freieren Seite ausgestreckt, das der tragenden und gedrückten Seite ange-

i Monats-Ber. der kön. Akad. der Wiss. in Münze im Folgenden mit C bezeichnen.
Berlin 1874. p. 500. N° 5. Ich werde diese
 
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