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regung aber, wie die jeder anderen Leidenschaft \ als ein durch B'euer verursachtes
Brennen oder Gluhen; so dass demnach aus keiner Andeutung dieser Arten geschlos-
sen werden kann, der Dichter habe die Seele als Sohmetterling gedacht.
Wohl aber passen die Worte des vierten Epigramms: àXœem -nuxvà %po<j-
L-KTix^lvy) ausschliesslich fur eine in Schmetterlingsform gedachte ^u-^. Denn wenn-
gleich auch die Beinchen der noch nach althergebrachter Weise gebildeten Psychen
der spâteren Vasengemalde nicht grôsser und stârker sind, als die der Schmetter-
linge, und daher eben so gut, wie dièse, an Leim kleben bleiben kônnten, so pflegen
doch nur die Schmetterlinge, nicht aber die nach der von Alters lier gebrâuchlichen
Weise gedachten Psychen, wirklich einer Gefahr dieser Art ausgesetzt zu' sein. Auch
mussten die angefûhrten Worte fur jeden Léser des Epigramms als Hindeutung auf
die Schmetterlings-Form der menschlichen Seele schon darum vollkommen verstand-
lich sein, weil der antike Sprachgebrauch mit dem Worte <}u/ji ja nicht nur die
menschliche Seele, sondera eben so auch den Schmetterling bezeichnete. Endlich
steht es mit dieser Gestalt der menschlichen Seele in bestem Einklang, dass in dem-
selben Epigramm von Eros gesagt wird, er halte die ûber brennendes Feuer,
indem er sie an den Flûgeln erfasst habe.
Das erste Epigramm lasst uns wenigstens das deutlich erkennen, dass der Dichter
eine bestimmte Form der Seele im Sinne hatte und dass er dièse mit Pliigeln ver-
sehen dachte. Freilich konnte er hiernach eben so gut an die althergebrachte, als
an die Schmetterlings-Form denken. Allein da wir die letztere Form fûr Meleager
durch das vierte Epigramm wirklich bezeugt sehen, so ist wenigstens die Vermuthung
erlaubt, dass er vielleicht dieselbe auch im ersten Epigramm im Sinn gehabt habe.
Gar nicht aber konnen das zweite und das dritte Epigramm in Betracht kom-
men, da sie uns sogar darûber vollkommen im Ungewissen lassen, ob Meleager
da ûberhaupt an irgend eine bestimmte Form der Seele gedacht habe, und ein
Dichter natûrlich, da es sich eben nur uni ein Spiel der Phantasie handelt, in ver-
schiedenen Gedichten verschiedene Ansichten Uber die Seele und ihre Formen aussern
1 Aesch.: Prom. 877.
regung aber, wie die jeder anderen Leidenschaft \ als ein durch B'euer verursachtes
Brennen oder Gluhen; so dass demnach aus keiner Andeutung dieser Arten geschlos-
sen werden kann, der Dichter habe die Seele als Sohmetterling gedacht.
Wohl aber passen die Worte des vierten Epigramms: àXœem -nuxvà %po<j-
L-KTix^lvy) ausschliesslich fur eine in Schmetterlingsform gedachte ^u-^. Denn wenn-
gleich auch die Beinchen der noch nach althergebrachter Weise gebildeten Psychen
der spâteren Vasengemalde nicht grôsser und stârker sind, als die der Schmetter-
linge, und daher eben so gut, wie dièse, an Leim kleben bleiben kônnten, so pflegen
doch nur die Schmetterlinge, nicht aber die nach der von Alters lier gebrâuchlichen
Weise gedachten Psychen, wirklich einer Gefahr dieser Art ausgesetzt zu' sein. Auch
mussten die angefûhrten Worte fur jeden Léser des Epigramms als Hindeutung auf
die Schmetterlings-Form der menschlichen Seele schon darum vollkommen verstand-
lich sein, weil der antike Sprachgebrauch mit dem Worte <}u/ji ja nicht nur die
menschliche Seele, sondera eben so auch den Schmetterling bezeichnete. Endlich
steht es mit dieser Gestalt der menschlichen Seele in bestem Einklang, dass in dem-
selben Epigramm von Eros gesagt wird, er halte die ûber brennendes Feuer,
indem er sie an den Flûgeln erfasst habe.
Das erste Epigramm lasst uns wenigstens das deutlich erkennen, dass der Dichter
eine bestimmte Form der Seele im Sinne hatte und dass er dièse mit Pliigeln ver-
sehen dachte. Freilich konnte er hiernach eben so gut an die althergebrachte, als
an die Schmetterlings-Form denken. Allein da wir die letztere Form fûr Meleager
durch das vierte Epigramm wirklich bezeugt sehen, so ist wenigstens die Vermuthung
erlaubt, dass er vielleicht dieselbe auch im ersten Epigramm im Sinn gehabt habe.
Gar nicht aber konnen das zweite und das dritte Epigramm in Betracht kom-
men, da sie uns sogar darûber vollkommen im Ungewissen lassen, ob Meleager
da ûberhaupt an irgend eine bestimmte Form der Seele gedacht habe, und ein
Dichter natûrlich, da es sich eben nur uni ein Spiel der Phantasie handelt, in ver-
schiedenen Gedichten verschiedene Ansichten Uber die Seele und ihre Formen aussern
1 Aesch.: Prom. 877.