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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'année 1877 — 1880

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger im Jahre 1876 im südlichen Russland gefundener Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.12004#0159
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môglich und nicht vielmehr gewiss wâre, dass wir Eros flberafl, wo er, beide Hânde
auf den Eûcken legend, vor einer Sâule oder einem Baumstamm steht. mag nun
der Strick wirklich deutlich sichtbar sein, oder nicht, zugleich an dièse Sâule gefes-
selt denken sollen, so wurde doch immer das unzweifelhaft bleiben, dass in allen
diesen Bildern seine Hânde selbst auf seinern Eucken gefesselt sind, theils weil Nie-
mand in einem solchen Zusammenhang, geschweige denn dann, wenn er nicht steht,
sondera, was ich ebenfalls nachgewiesen habe, kniet oder sitzt, nur zufallig und
freiwillig die Hânde auf den Riicken legen wird, theils weil dièses Motiv doch durch
die Zugabe eines Schmetterlings nicht etwa eine ganz andere Bedeutung bekommen
kann, als die, welche ihm allgemein und mit vollem Recht beigemessen wird, wenn
der Schmetterling fehlt. Da wir aber nun den Schmetterling mit einem an den
Hânden des Eros befindlichen Faden nie in irgend eine Verbindung gebracht sehen,
ausser eben dann, wenn dem Eros zugleich beide Hânde auf dem Rûcken gefesselt
sind, und da wir den Schmetterling dem so gefesselten Eros selbst von vorn lier
zuflattern sehen, so dass das Insect mit dem Faden in gar keine Berûhrung kommt,
so wird schon hierdurch ausser allen Zweifel gesetzt, dass in allen diesen Bildern
die Anwesenheit des kleinen Insects keineswegs mit einem bekannten Kinder-Spiel,
sondern vielmehr mit der Fesselung der Hânde des Eros im Zusammenhang
gedacht ist.

Dazu kommt, dass uns nicht wenige Kunstwerke erhalten sind, welche uns bald
Eros1, bald Mâdchen der Wirklichkeit2 vorftihren, wie sie in der That, zwar keinen

1 Ich verweise zunâchst auf vier Vasengemâlde
der kaiserlichen Ermitage, welche ich im Catalog
dieser Sammlung unter N° 346. 452. 820.1187.
besehrieben habe. Von dem zweiten dieser Ge-
mâlde werde ich die betreffende Gruppe bis auf
zwei Drittheile der natûrlichen Grosse Terkleinert
weiter unten als Vignette zu TafelIII mittheilen,
das vierte Gemâlde aber in natûrlicher Grosse als
Vignette zu Tafel IV. Vielleicht gehôrt auch das
"bei Michaelis: Thamyris und Sappho, 1865.
abgebildete Vasengemâlde hieher; doch scheint

da der Faden nicht deutlich zu sein. Sicher hin-
gegen begegnen wir demselben Spiel des kleinen
Gottes in einem Waudgemâlde bei Mazois: Rui-
nes de Pompéji To. II. Pl. 23., auf einem Car-
neol bei Winckelmann: Pierr. gr. du feu Stosch
p. 134. N° 703. = To]ken: Verzeichn. p. 144.
N° 496. und auf einer Gemme bei Cades: Grosse
Abdrucksamml. XIV, 255.

2 Dies findet sich in zwei Vasengemâlden der
kaiserlichen Ermitage K° 1279 und 1324, von
denen ich das zweite weiter unten als Vignette zu
 
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