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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'année 1877 — 1880

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger im Jahre 1876 im südlichen Russland gefundener Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.12004#0168
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Eben so merkwûrdig, jedoch nicht mit gleiclier Sicherheit zu erklâren ist eîne
andere Reihe geschnittener Steine, welche Eros sich auf den Fuss-Spitzen môglichst
emporstreckend, das Gesicht ganz naeh oben wendend und die Rechte, soweit als
môglich, erhebend darstellen, wâhrend er in der gesenkten Linken Bogen und Pfeil,
oder einen Stab, ohne Zweifel das ihm ebenfalls zukommende xsvxpov1, hait. Denn
nicht selten gesellt sich auch in Bildern dieser Art dem kleinen Gott, am Boden
vor seinen Ftissen kriechend, ein Schmetterling bei, der drei Mal, wie wir schun
oben2 gesehen haben, zugleich von einer brennenden Fackel begleitet ist. Auf an-
deren geschnittenen Steinen aber, und zwar auf vier, welche dem Eros Bogen und
Pfeil verleihen5, so wie auf zwei, auf denen dièse Waffen durch das xivxpov ersetzt
sind4, fehlt die Fackel und damit der ausdruckliche Hinweis darauf, dass man die
menschliche Seele als von Liebe glûhend denken soll.

Wie man in diesen Bildern Eros als Ballon - Schlâger hat sehen konnen, ist
schwer zu begreifen. Die einzige annehmbare Erklârung, welche bisher vorgebracht
worden ist, scheint mir die Vemuthung Tôlken's zu sein, dass Eros in irgend einer
schwierigen Lage einer Liebes-Angelenheit aus dem Olymp, sei es von seiner Mutter,
oder von dem hochsten Herrscher der Gôtter, Hulfe erflehe, zumal da dièse Auffas-
sung auch durch einen Carneol der Thorwaldsen'schen Sammlung5 unterstiitzt zu
werden scheint, auf welchem dem Eros zwar im Uebrigen dieselbe Stellung gegeben

mir als regelmâssiges Attribut des Eros gedacht,
der hier beide Maie den griechischen Thanatos-
Begriff repraesentirt, wahrend in dem letzteren
Relief auch noch ausserdem die rômische Mors in
Pestait einer verhùllten Frau hinzutritt.

1 Compte-rendu de la coram. arch. pour l'ann.
1873. p. 75. und oben p. 110.

2 Siehe oben p. 108.

3 a. Sard, Winckelmann: Pierr. gr. du feu
Stosch p. 156. N° 882. Tôlken: Verzeichn. p.
162. N° 695. — b. Agatonyx, Winckelmann:
Bierr. gr. du feu Stosch p. 156. N° 881. Toi-

ken: Verzeichn p. 162. N° 698. — c. Viscon-
ti: Mus. Worsleyan. To. I. p. 117., wahrschein-
lich identisch mit Cades: Grosse Abdrucksamml.
XV, 290. Doch ist die Arbeit etwas verdâchtig.
— d. Cades: Grosse Abdrucksamml. XV, 291.

4 a. Granat der kais. Ermitage CV, 1, 38.—
b. Jaspis, Winckelmann: Pierr. gr. du feu
Stosch p. 156. N° 883. Tôlken: Verzeichn. p.
162. N° 697.

5 Millier: Int. et cam. du Mus. Thorvalds.
p. 63. N° 476.
 
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