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Curtius, Ernst
Ephesos: ein Vortrag, gehalten im wissenschaftlichen Verein zu Berlin am 7. Februar 1874 — Berlin, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.4606#0004
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verschwenderischer Hand über diesen Strand ausgeschüttet
hat, sind nun erst zu ihrer Geltung gekommen. Hier hat
sich das Leben zuerst über die Nothdurft des Tages er-
hoben und in raschem Gedeihen alle Blüthen des Geistes
entfaltet. Hier ist der Gesang Homers zu Hause, hier das
Lied des Anakreon, die jambische Dichtung wie die Elegie.
Von hier hat die Auskundschaftung der Länder und Völker
begonnen, so wie die Aufzeichnung der Geschichte. Hier
hat sich der menschliche Gedanke zuerst von dem Sichtbaren
zur Erforschung der letzten Gründe und zur Erkenntnifs
eines ordnenden Weltgeistes erhoben; hier sind die wich-
tigsten Erfindungen der Bild- und Baukunst gemacht, von
hier endlich hat man einen Handelsverkehr begonnen, der
nach dem Mafsstabe jener Zeit ein Welthandel war, indem
er von Syrien bis über die Säulen des Hercules hinaus,
von Abyssinien bis zum Asowschen Meer alle Länder zu
gemeinsamem Austausche vereinigte und mit dem Handel
eine alle Schätze des Landes und des Meeres verwertende
Industrie verknüpfte.

Die reiche Culturwelt befand sich aber immer auf einem
Boden, welcher nicht ihr vollberechtigtes Eigenthuni war;
sie war inmitten des vollsten Segenstandes eine unaufhör-
lich bedrohte, und zwar durch eine doppelte Gefahr, einmal
durch die Angriffe bewaffneter Macht, und zweitens durch
das verborgene Gift asiatischer Gesittung, welches überall
seine ansteckende Kraft gezeigt hat, wo Europäer im Orient
sich angesiedelt haben.

Diese Gegensätze, welche nirgends so unmittelbar auf

einander gewirkt haben, diese fortdauernden Gährungen und

Bewegungen, in Folge deren bald die eine, bald die andere

Macht das Uebergewichl hatte, geben der Geschichte lonieus
 
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