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Curtius, Ernst
Ephesos: ein Vortrag, gehalten im wissenschaftlichen Verein zu Berlin am 7. Februar 1874 — Berlin, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.4606#0034
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34

Plinius der Jüngere meldete dem Kaiser Trajan aus
Kleinasien den erschreckenden Umschwung, der als eine
Staatsangelegenheit von höchster Bedeutung in Erwägung
gezogen werden müsse. Schon ständen die Göttertempel
verödet; die Opferthiere, die zur Stadt getrieben würden,
fanden keine Käufer und auch auf dem Lande wuchere der
neue Aberglauben.

Plinius glaubte noch durch strenge Malsregeln dem Un-
wesen steuern zu können und Trajanus beschenkte die Diana
mit neuen Tempelthüren.

Unter Hadrian, der für altberühmte Heiligthümer
schwärmte, höh sich das Ansehen der ephesischen Göttin,
und ihr Tempel erscheint wieder auf den Münzen. Ueber
hundert Jahre später ist er noch unverletzt auf denen des
Kaisers Yalerianus zu sehen.

Bald darauf hegannen die Völkerstürnie, und aus dem-
selhen Skythenlande, dessen Schaaren zu Kallinos1 Zeit Klein-
asien in Schrecken gesetzt hatten, kamen die Seezüge der
Gothen, denen die Küstenstädte schutzlos preisgegeben waren.
Der Tempel wurde 262 n. Chr. geplündert und zerstört22).

Die Stadt mit ihrem Bisthum blich ein volkreicher Ver-
kehrsplatz. Als Mutterkirche der asiatischen Gemeinden ge-
wann sie ein neues Ansehen, welches durch die Erinnerung
an Timotheus, den ersten von Paulus hier zurückgelassenen
Bischof, an den Aufenthalt des Evangelisten Johannes und
der Jungfrau Maria, deren Grab man hier zeigte, gehoben
wurde. Es wurde auch für die Christenwelt des Ostens ein
Sammelort, als Pfingsten 431 das erste Concil in Ephesos
gehalten wurde.

Im dreizehnten Jahrhundert drangen die Türken gegen
die Küste vor. zerstörten die Stadt und hauten aus den
 
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