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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Kaupert, Johann A. [Hrsg.]
Karten von Attika (Heft II): Erläuternder Text — Berlin, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.771#0036
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des Kylon, C. I. Att. I, 472, Mitth. d. Inst. IV S. 301), östlich die neuere Kirche des H. Dimitrios liegt,
verzweigt sich dann einerseits nach den modernen Ruinen des Dorfes Karelas, andrerseits über den
flachen Bergrücken (Kjaf emadhe) hinweg zu einer culturfähigen erdreichen Abdachung des Hymettos,
der hier weiter nach Westen zurückzutreten beginnt und an seinem Fufse wie es scheint ununterbrochen
von zahlreichen Niederlassungen bevölkert war. Zur Zeit ist freilich auch diese Gegend bis nach Koropi
hin verödet.

Leider ist unsere Kenntniss der binnenländischen Demen auf Grund der Überlieferung so
schwankend, dass sich direkt für diese Gegend nichts daraus gewinnen lässt. Andere Erwägungen
und Berechnungen können erst bei einer Gesammtbehandlung des zwischen Hymettos und Laurion-
gebirge befindlichen Landes zur Sprache kommen. Die erste Ruinenstätte südlich von Liopesi um
H. Nikolaos und mehrere verfallene Kapellen herum verräth freilich in ihren zahlreichen Steinhaufen
keine unmittelbar antiken Spuren. Dennoch ist der Punkt unzweifelhaft antik; das spurlose Verschwinden
von so zahlreichen Demen erklärt sich leicht, wenn wir uns die Wohnungen der Demoten von der
modernen Bauart aus Bruchsteinen und Lehmplinthen nicht all zu verschieden. denken. Da die Stelle
immerhin bedeutend tiefer liegt (160—165 m üb. d. Meere) als das Plateau von H. Andreas nördlich
Liopesi (215—230), so könnte Unter-Paiania hier noch sehr wohl gesucht werden.

Das südlich benachbarte Gebiet weist aufser einigem Waldbestand zahlreich aufgehäufte Stein-
hügel auf, die entsprechend dem Westabhange des Hymettos für die eifrige Bodencultur des Alterthums
Zeugniss ablegen. Die Gegend um die verfallenen Kapellen südlich von H. Nikolaos herum, östlich
von dem Tigani, heifst im Volksmunde Chalidu, eine schwache Möglichkeit ist somit vorhanden, dass
hier der Demos des durch die Nymphengrotte bei Vari bekannten Archedemos, Cholleidai anzusetzen
sei, welchen auch Leake (Demen, S. 51) in der Hymettosgegend suchte.

Die südöstlich gelegene merkwürdige Ruinenstätte um H. Dimitrios ist leider unbestimmbar. Es
sind freilich nur die verhältnissmäfsig solide aus Bruchsteinen, Ziegeln und Mörtel erbauten Fundamente
eines mittelalterlichen Dorfes, dessen Häuser nur kleine Dimensionen hatten; doch finden sich darunter
auch antike Blöcke und namentlich enthält die Kirche des H. Dimitrios mannigfache und z. Th. interessante
Reste des Alterthums; so die Doppelkapelle der Kybele (Arch. Zeitg. 1880 Tf. 2,1), dann mehrere Grab-
stelen mit Palmetten- und Akroterienbekrönung, auch das Fragment einer steinernen Thürschwelle. Der
Ruinencomplex nordöstlich davon, am Rande der Karte noch sichtbar, scheint dagegen wieder von
Grabanlagen zu stammen. Vgl. über diese Gegend auch Ross, a. a. O. S. 21g. Hag. Dimitrios ist bei
ihm die „neunte" Kapelle.

Einen wichtigen, gleichfalls im Mittelalter überbauten Punkt bezeichnet endlich das isolirte
steinige Hügelgebiet, an dessen Nordseite neben einem in den Fels hineinreichenden Quellbecken die
Christoskapelle liegt. Gewiss zutreffend hat Herr Hauptmann Steffen vermuthet, dass die befestigte Lage
dieses Ortes offenbar zugleich in Beziehung steht zum Schutz des Hymettospasses, welcher von Westen
aus der Schlucht von Pirnari herkommend an dieser Stelle ausmündet. Ein Nebenweg, welcher von der
Passhöhe nördlicher abzweigend über den grünen Gebirgsfleck geht, dessen Mittelpunkt die weithin nach
Osten schimmernde Kapelle des H. Elias bildet, war an dieser Stelle gleichfalls durch mehrfache Mauer-
linien gesperrt, deren Reste Herr Steffen mit den unteren Befestigungen in Verbindung bringt. Nament-
lich ist eine Mauer noch in mehreren Quaderlagen erhalten. Das Bergheiligthum des H. Elias, welches
heute noch in hohem Ansehen steht und namentlich in regenbedürftigen Zeiten von ganzen Pilgerka-
rawanen aufgesucht wird (wie Herr Steffen bezeugt), dürfte am ehesten Anspruch darauf erheben, die
Cultusstätte des Zeus "Ofißgiog auf dem Hymettos ersetzt zu haben.
 
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