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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Kaupert, Johann A. [Hrsg.]
Karten von Attika (Heft III-VI): Erläuternder Text — Berlin, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.772#0035
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und am Nordfufse des Etosi hin bei Platy Choraphi seine Vereinigung mit dem südlichen Arme zu
vollziehen. An die gleiche Stelle gelangt von den Mavronöra Mikra her das aus starken Quellen ge-
speiste Rhevma des verlassenen Klosters Dau-Penteli; weiter östlich ein Nebenarm. Sämmtliche
Wasserfurchen der südlichen Langseite des Gebirges finden somit an der Mündungsstelle bei Raphina
ihren gemeinsamen Abfluss zum Meere.

3) Gleiche Richtung befolgen naturgemäfs die kurzen Rinnsale der östlichen Schmalseite, unter
denen nur, ähnlich wie im Westen, zwei Rhevmata, dasjenige von Gero Tzakuli und das im oberen
Theile wasserreichere von Xylokerisa hervorzuheben sind.

4) Während nach den genannten drei Richtungen hin die regelmäfsigere Abdachung und Furchung
des Gebirges sowie das tiefe Diluvium der Vorhöhen den Quellen und Regenabflüssen eine freiere, sym-
metrisch divergirende Entwickelung bis zur Ebene des Kephisos und des Megalo-Rhevma gestatten, werden
die Gewässer des ungleich steileren Nordostabhanges sehr bald in eine tiefe, gewundene Schlucht zu-
sammengedrängt, welche bei Vranä die Küstenebene von Marathon erreicht. Diese Einengung
bewirken mehrere, fast isolirte, nördlich vorgelagerte Bergmassen, deren marmorartiges Gestein und
kühne Gipfelformen noch vielfach an die Natur des Pentelikon erinnern: östlich am weitesten vorge-
schoben der Agrieliki (höchste Erhebung 557 m), westlich näher dem Hauptstock des Pentelikon das
Dionysos- oder Ikarios-Gebirge (649m) und weiterhin der Aphorismös (572m). In jenem gemein-
samen Bette des Baches von Vranä nun sammeln sich die Rhevmata 1) des vorerwähnten Einschnittes
zwischen dem Mavronöra und der Pyresa nebst einem direct von der Pyresahöhe (Hag. Petros) herab-
kommenden Nebenarm; 2) der Bach von Rapentosa, dessen Ursprung am Nordostfufs des Vajäti
liegt; 3) die Wasserrinnen und Quellzuflüsse von Dionysos (Ikaria); 4) ein von Westen, zwischen
Dionysovüni {'Ixoqiov bgog) und Aphorismös herkommendes Rhevma (Makri Biiri; auf der Karte
bereits als Rhevma von Vranä bezeichnet). Übrigens bildet sich zwischen Ikariosberg und Pentelikon
in nordwestlicher Richtung, auf Fasidero zu, noch ein Nebenarm des Kephisos.

Die hydrographischen Verhältnisse des Pentelikon sind nicht nur mafsgebend gewesen für die
Verkehrsverbindungen zwischen Süd und Nord, für die Ausnutzung der Marmorlager u. s. w.: auch die
Stätten antiker, mittelalterlicher wie moderner Besiedelung erscheinen fast regelmäfsig durch jene
Wasserläufe vorgezeichnet.

Es wird somit zweckmäfsig sein, die näheren Erläuterungen der Karten von Westen aus der
Ellipse des Gebirgsrandes folgen zu lassen und die bemerkenswerthen Örtlichkeiten höherer Lage je an
entsprechender Stelle zu berücksichtigen.

Die nordwestliche Endigung des Pentelikon greift bis in die Section Tatöi hinüber, wo eine
wald- und ackerreiche Hügellandschaft, das nördliche Quellgebiet des Kephisos (s. unten), zum Parnes-
gebirge hinüberleitet. Den Westvorsprung bildet, nordöstlich über Kephisia, ein fernhin sichtbares
Plateau von 500 m Höhe (vgl. Sect. Kephisia). Von einer wallartigen Umfriedigung aus rohen Steinen
trägt es den Namen Kasträki; nach Analogie der Befestigungen auf dem Etosi (S. 2) und des Tam-
buri Gura bei Ninöi (vgl. unten) dürfen wir darin einen Zufluchts- und Vertheidigungsort aus nach-
hellenischer Zeit, vielleicht erst aus den Befreiungskriegen, erkennen.

Über Kephisia, am Westausgange der Schlucht von Kokkinaräs, mit seinen reichen Quellen
immer noch 300 m hoch (80 m über den benachbarten Dörfern Arakli und Marusi) gelegen, vgl. Text z.
d. „Karten v. Attika" II, S. 38 fg. Am oberen Ende der Schlucht, mehr als 300 m höher wie Kephisia,
liegt das ausgedehnte Terrassenfeld der modernen Marmorbrüche mit einer ständigen Arbeiter-
colonie. Sie liefern gegenwärtig das hauptsächliche Baumaterial dieser Gattung, sowohl weifses, als
bläuliches, dem hymettischen Steine ähnliches. Es fehlt dort nicht an frischem Quellwasser. In nörd-
licher Richtung gelangt man bei etwas mehr als 150 m weiterer Steigung durch eine Einsattelung
zwischen den Kokkinaräsgipfeln zur Nordseite des Gebirges, von dessen Abhang die malerische kleine
Kapellenruine des H. Lukas neben einer reichen Quelle unter hohen Birnbäumen weit in die Land-
schaft der Epakria hinausschaut. Etwas tiefer nordwestlich liegt das in gutem Zustande befindliche
(auf der Karte nicht verzeichnete) Kirchlein des H. Elias.

Der Kephisosarm von Chalandri führt zur Lage des Klosters Mendeli, zur Stätte des
alten Demos Pentele und den antiken Steinbruchkammern hinauf. Ehe wir uns der ersteren
Ortlichkeit mit östlicher Biegung nähern, möge nachträglich aus der Sect. Kephisia der den Weg

Karten von Attika. III.—VI. Heft. 5
 
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