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Curtius, Ernst [Editor]; Kaupert, Johann A. [Editor]
Karten von Attika (Heft III-VI): Erläuternder Text — Berlin, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.772#0052
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breit. Hier wie bei der Panagia finden sich, wie schon die (völlig ruinirten) Kapellen erwarten lassen,
Spuren jüngerer Ansiedlungen.

An dem letzteren Orte weisen bedeutende, wenn auch sehr verstümmelte Marmorreste auf viel-
leicht noch stattlichere sepulkrale Anlagen. Vgl. im „Antikenber." No. 353 die Torsen eines Pferdes
und einer Gewandstatue. Aufserdem in der Kapellenapsis ein (senkrecht durchbohrter) oben und unten
mit Ablauf versehener Altar (?); grofse Blöcke mit Fascienprofilen und hohe Peribolosquadern; endlich
eine bassinartige Marmoreinfassung.

Der Hauptweg führt in nordnordöstlicher Richtung zwischen dem Schelki und den Drakonera-
bergen nach 1700 m in das Thal von Limikö, welches mit seinen Feldern, Gräbern und Ruinenhügeln
bereits einen wesentlichen Bestandtheil des Gebietes von Rhamnus bildet. Dasselbe mufs daher einer
topographischen Gesammtbehandlung im Zusammenhang mit der nördlich benachbarten Tempelstätte
und der Akropolis vorbehalten bleiben; (vgl. unterdessen Lolling, Mitth. IV, S. 2 77fg. und „Antikenber."
Mitth. XII, S. 3i6fg., No. 389—406). Von Limjko führt ein östlicher Nebenweg (zwischen Phanari und
Malesi) zu dem kleinen, pinienbewachsenen Strandthal der H. Marina, mit Spuren alter Steinbrüche,
einer ziemlich salzigen Quelle und weifsgetünchtem Kirchlein. Die Bucht dient auch in neuerer Zeit,
wie ein kleiner nördlicher, Bazaraki genannter Hafen (bereits aufserhalb der Section Drakonera) ge-
legentlich als Landungsplatz.

Wir kehren zur Umgebung des grofsen Sumpfes zurück. Südlich der Stätte Panagia, wo wir
dieselbe verliefsen (vgl. die Karte: „Cist. Fundamente und Baustücke"), liegt ein Brunnen nebst Resten
von Weinkeltern; antike Spuren von Belang fehlen.

Weiter südlich befindet sich nahe der Ostgrenze des Sumpfes, am Fufse des Drakoneraberges
die gleichnamige Höhle, welche früher als vermeintliche „Pansgrotte" oder „Krippen des Artaphernes"
(Pausan. I, 32, 7) die Aufmerksamkeit der Reisenden beschäftigt hat (Leake S. 81, Ross bei Hoffm. S. 50,
vgl. Lolling Mitth. I, S. 72). Dieselbe stellt sich indess nur als vier Schritt breiter Felsspalt mit senk-
rechter, oben in Form eines länglichen Vierecks ausgearbeiteter Mündung dar. Man klimmt an einem
Baumstamm und auf einer kunstlos gearbeiteten Leiter hinab, um in westsüdwestlicher, abschüssiger Rich-
tung nach ungefähr 20 Schritten eine Quelle zu erreichen; an der Nordwand mehrfache Ansätze zu Stalak-
titenbildungen.

Der Salzsee Drakonera in der östlichen Ecke der Ebene ist gewissermafsen das mit dem Meere
communicirende Abzugsreservoir des Sumpfes, den Pausanias (I, ^2, 7) selber noch als Xifivn %d noXXä
ihtöip; bezeichnet. Da er ferner einen norafiöc ix xijq Xi/j,vtjg zum Meere beschreibt, dessen Mündung be-
reits mit Salzwasser gemischt sei, lässt sich vermuthen, dass einst an Stelle des durch Verengerung auf-
gestauten Sees ein breiterer directer Ausfiuss vorhanden war.

Als Fortsetzung der Drakoneraberge erstreckt sich die Halbinsel Kynosura südwärts wie ein
natürlicher schützender Damm in das Meer, dessen Grund an ihrem westlichen Innenrande und der Bucht-
ecke, welche sie mit dem den Sumpf an der Küste begrenzenden pinienbewachsenen Strande (Schiniä)
bildet, bei weitem am tiefsten ist (nahe dem Seeabfiuss noch acht engl. Fufs; vgl. die Messungen der
engl. Seekarte bei Leake, Demi2 Taf. 3, sowie auf der franz. Karte). Diese Meerestiefe vermindert sich
stetig in westlicher Richtung und beträgt vor der Mündung des Rhevma von Marathona nur noch 3
und vor dem kleineren Sumpfe 2 Fufs.

Der nordöstliche, mit scharfem Riedgras bedeckte Sumpf (ßditoc), durchschnittlich 8 km von West
nach Ost, an den Ecken bis zu 4 km ausgedehnt und 2—2»/» km breit, nimmt die gröfsere Hälfte der
nordöstlichen Ebene ein. Seine Mitte und der südliche Rand sind verhältnissmäfsig am gangbarsten.
Bei Leake durchquert ihn noch, von der Makaria her auf den See Drakonera zu, in südöstlicher Rieh-'
tung ein Wasserlauf, welchen heute der eine Arm des Kanales Sutzos ersetzt, während der andere
Graben dieses kostspieligen und doch ergebnisslosen Unternehmens dem westlichen Rande nahe bleibt.

Zwischen letzterem und dem todten Arm der Charadra bleibt nun, im Norden und Süden vom
Stavrokoraki und Meer begrenzt, eine vollkommen offene, von West nach Ost unmerklich gewölbte
Fläche von nahezu quadratischer Gestalt (272 km Seitenlänge) übrig. Vereinzelte hohe Valanideaeichen
überragen das Flachland, dessen einförmige Kornfelder nur durch den 1—2 m tiefen Erdriss des Rhevma
und die grüne Zone der jungen Korinthenpflanzung Skuses unterbrochen wird.

In der Nähe der letzteren treffen wir auf alte und mittelalterliche Spuren. Etwa in der Mitte
 
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