Vorwort.
VII
Bahn gebrochen hat (vgl. W. Scherer über Jakob Grimrn 8.1 i71f.),
dafs in der echten Volkssage eine treue Erinnerung erlebter
Zustände sich erhalten habe, ist unter den klassischen Philo-
logen noch nicht zur Herrschaft gekommen. Und doch ist auf
dem Boden der griechischen Heroenzeit durch so merkwürdige
Entdeckungen der Beweis geliefert, dafs in der Heroensage der
natürliche Niederschlag des Volksbewufstseins zu erkennen und
in den nur durch das Epos überlieferten Thatsachen historisches
Gut von unschätzbarem Werthe erhalten sei. In dem Aufsatz
über die Minyer (Bd. I 8. 566 ff.) habe ich das monumentale
Quellenmaterial für die Vorgeschichte der Hellenen an einern
wichtigen Punkte zu vermehren gesucht.
Ein anderer wesentlicher Zug des historischen Sinnes ist
die Unbefangenheit, die Freiheit des Geistes von vorgefafsten
Meinungen und Stimmungen. Man ist befremdet, davon auf dem
Gebiete alter Völkergeschichte sprechen zu hören. Und doch
kann ich mich dem Eindrucke nicht entziehen, dafs namentlich
in der Abweisung morgenländischer Cultur sich noch immer
eine gewisse Antipathie hier und da zu erkennen giebt, welche
die Unbefangenheit des Urtheils trübt. Semiten und Arier
sind, so weit wir denken können, die wichtigsten der geschicht-
bildenden Völkergeschlechter, die unter sich verschiedenartigsten,
die zu allen Zeiten als nächste Nachbarn am meisten auf ein-
ander eingewirkt und ihren Volksbesitz miteinander ausgetauscht
haben, in Frieden und Unfrieden, zu Vortheil und Schaden.
Semitisch ist die älteste Oultur am Mittelmeer, und doch sträubt
man sicli noch immer, in Religion und Cultur anregende Ein-
Hüsse derselben anzuerkennen. Man läfst nicht einfach die
Thatsachen auf sich wirken; man begegnet noch immer der
Vorstellung, es gereiche den Helienen zur Ehre, wenn man
ohne Anerkennung irgend welcher Abhängigkeit von auswärtigen
Faktoren auskommen könne, und man weist das, was von mir
und Anderen in clieser Beziehung geltend gemacht worden ist,
mit Mifsbehagen zurück, ohne die Thatsachen zu widerlegen.
Wenn Böckhs Ansichten in den „metrologischen Untersuchungen"
VII
Bahn gebrochen hat (vgl. W. Scherer über Jakob Grimrn 8.1 i71f.),
dafs in der echten Volkssage eine treue Erinnerung erlebter
Zustände sich erhalten habe, ist unter den klassischen Philo-
logen noch nicht zur Herrschaft gekommen. Und doch ist auf
dem Boden der griechischen Heroenzeit durch so merkwürdige
Entdeckungen der Beweis geliefert, dafs in der Heroensage der
natürliche Niederschlag des Volksbewufstseins zu erkennen und
in den nur durch das Epos überlieferten Thatsachen historisches
Gut von unschätzbarem Werthe erhalten sei. In dem Aufsatz
über die Minyer (Bd. I 8. 566 ff.) habe ich das monumentale
Quellenmaterial für die Vorgeschichte der Hellenen an einern
wichtigen Punkte zu vermehren gesucht.
Ein anderer wesentlicher Zug des historischen Sinnes ist
die Unbefangenheit, die Freiheit des Geistes von vorgefafsten
Meinungen und Stimmungen. Man ist befremdet, davon auf dem
Gebiete alter Völkergeschichte sprechen zu hören. Und doch
kann ich mich dem Eindrucke nicht entziehen, dafs namentlich
in der Abweisung morgenländischer Cultur sich noch immer
eine gewisse Antipathie hier und da zu erkennen giebt, welche
die Unbefangenheit des Urtheils trübt. Semiten und Arier
sind, so weit wir denken können, die wichtigsten der geschicht-
bildenden Völkergeschlechter, die unter sich verschiedenartigsten,
die zu allen Zeiten als nächste Nachbarn am meisten auf ein-
ander eingewirkt und ihren Volksbesitz miteinander ausgetauscht
haben, in Frieden und Unfrieden, zu Vortheil und Schaden.
Semitisch ist die älteste Oultur am Mittelmeer, und doch sträubt
man sicli noch immer, in Religion und Cultur anregende Ein-
Hüsse derselben anzuerkennen. Man läfst nicht einfach die
Thatsachen auf sich wirken; man begegnet noch immer der
Vorstellung, es gereiche den Helienen zur Ehre, wenn man
ohne Anerkennung irgend welcher Abhängigkeit von auswärtigen
Faktoren auskommen könne, und man weist das, was von mir
und Anderen in clieser Beziehung geltend gemacht worden ist,
mit Mifsbehagen zurück, ohne die Thatsachen zu widerlegen.
Wenn Böckhs Ansichten in den „metrologischen Untersuchungen"