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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Kaupert, Johann A. [Hrsg.]
Karten von Attika (Heft VII-VIII): Erläuternder Text — Berlin, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.775#0021
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wie auch die aus der Gegend von Panakton herabsteigenden (s. oben S. 15), erreichen mit dem Austritte
des Kephisos gemeinsam die obere Ebene von Eleusis und Thria, die östlich in gleicher Höhe zur oberen
athenischen führt.

Von antiken Spuren ist hier gerade so viel beobachtet worden, um erkennen zu lassen, dass die
genannten Verbindungen im Alterthum benutzt, gangbarer gemacht und bewacht worden sind. Dahin
gehört vor allem eine noch erhaltene Strecke künstlich terrassirten Wegebaues im Zwischengebiet der
beiden Bachläufe, sowie auf südlicherer Höhe der Rest eines Wartthurms. Vor ihrer südlichen Biegung
öffnet sich die Schlucht des linken Hauptbaches zu einem Thalkessel, den das Dorf Kokkini einnahm;
heute werden daselbst aus den vorhandenen Quellen nur ein paar Gartengrundstücke bewässert; einige
alte Blöcke, auch Marmorfragmente an der restaurirten Kapelle Panagia bestätigen allein die naheT
liegende Voraussetzung einer kleinen antiken Ortschaft. Häufiger und wichtiger werden diese Spuren
gegen den Austritt der Bäche zur Ebene hin. So bereits oberhalb ihres Vereinigungspunktes in der
mit Oliven bestandenen Gegend, die nebst einer eingefassten Quelle den Namen Kamara trägt; auch
westlich, den Sarantapotamos aufwärts nach Hag. Vlasios zu bemerkt man am Abhänge grofse antike
Blöcke. Bedeutende Reste, Marmorstücke, Kalk- und Conglomeratsteinblöcke, communicirende Cisternen
finden sich wieder bei dem ersten „Chani" (Wirthshaus); andere „Grundmauerspuren" südwestlich des
zweiten an der Höhe. Der Name der Ortslage ist Savani Kaly via (ich hörte auch: Sambani Spiliä),
wo Bursian, Geogr. I S. 332, 1 einst Ikaria suchte. Die Lage eines antiken Demos am Thalausgange
und der oberen Ebene erscheint somit gesichert. „Demenordnung des Kleisth." S. 28 habe ich mit Be-
ziehung auf eine vielbesprochene Sophoklesstelle (Oed. Col. 1060fg.) die Gemeinde Oe oder Oie eben
hier vermuthet, wo sie sich passend mit Thria zur Küstentrittys der Phyle Oineis vereinigt*).

Besondere Aufmerksamkeit verdienen dieCastelle, welche über den genannten Resten auf beiden
Seiten des Sarantapotamos die letzten Höhen krönen. Die nördliche, höher gelegene Befestigung (319 m, von
mir nicht besucht), Palaeo Kastro, wurde mir auch als Kastro Kororemi bezeichnet, ein Name, den
auf der Karte die nordöstliche Gebirgspartie des Megalo Vuno trägt und der offenbar auch in dem
Dorfe Koröra am Südrande der Skurta-Ebene wiederkehrt. Das südliche Fort (220 m, d. i. 100 m über
der Thalsohle) heifst Kastro Plakotö; es nimmt nicht wie das erste eine Gipfelhöhe ein, sondern liegt
auf der östlichen, zungenartigen Endigung eines weit höher (bis über 450 m aufsteigenden), nach Süden
schroff abfallenden, von Norden (aus dem Saranta-Thal) bequem erreichbaren Bergrückens. Meinen Auf-
zeichnungen zufolge wird die Ostseite von mehreren Mauerzügen verschiedener Construction, einem
polygonalen, zwei (?) wallartigen und einem sorgfältiger geschichteten bastionförmig umhegt; von Norden
her öffnet sich ein Thor; südwestlich über dem Abhänge springt ein Rundthurm von ziemlich guter
Erhaltung vor.

Die beiden Anlagen sind vorzüglich geeignet, die untere Landschaft in Botmäfsigkeit zu halten
und das beginnende Defile des Kephisos gegen einen von der südöstlichen Ebene her vordringenden
Feind zu verteidigen. Ihre ersten Begründer waren auch Inhaber der oberen Flufsthäler, wie schon
die nördlichen Zugänge beweisen. Somit wird auch hier an sehr altem, lokalem Ursprünge der Burgen
festzuhalten und ihr militärischer Wert für die Landesvertheidigung in historischer Zeit nicht hoch zu
bemessen sein. Immerhin bedeuten sie nun als feste Stützpunkte am Ausgange des Passes im Zu-
sammenhange mit Oinoe und Panakton eine weitere Sicherung der Kephisosthäler und Megalo-Vuno-
übergänge.

*) Vgl. auch Athen. Mitt. XVIII S. 299. Festzuhalten bleibt, dass der Chor einen zweiten direkten Weg aus der thriasischen
Ebene nach Theben im Sinne hat und ein solcher führt eben durch die Thalöffnung des Kephisos. Loepers Interpretation „vom Aigaleos
nach "Westen" (Athen. Mitt. XVII S. 403 fg.) böte zu dem Vorhergehenden, wo der "Weg nach Eleusis bezeichnet wird, eine ganz leere
Tautologie. Überdies ist ja die Deutung des „schneeigen Felsens" (nf'ro«c rufätfos) auf den Aigaleos ein ebenso handgreiflicher Irrthum
des Scholiasten, wie die des „pythischen Gestades" auf Marathon, was ganz richtig schon Hanriot (Rech. S. 96 fg.) ausführte. Jener Fels
wird der die thriasische Ebene überragende „Judenstein" (s. oben S. 9) oder der Parnes selber sein.
 
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