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Curtius, Ernst [Editor]; Adler, Friedrich [Editor]; Treu, Georg [Oth.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 3): Die Bildwerke von Olympia in Stein und Thon — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.779#0052
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36

I C. Altertümliche Terracotten.

Verfmterung find noch fichere Refte von fchwarzbraunem
Vafenfirnis erhalten, und zwar nicht nur am Haar, fon-
dern auch an der Stirn und um die Augen. Furt-
wängler (Bronzefunde aus Olympia, S. 90) hat aus diefem
dunkelen Überzug auf die Abficht der Nachahmung von
Erz gefchloffen. Schwerlich mit Recht. Denn auch ab-
gefehen davon, dafs die Farbe dem Ton insbefondere

Zeuskopf i

37
s Terracotta (i : 5}.

eines neuen Erzwerkes gar nicht entfpricht, kehrt der-
felbe dunkele Überzug bei dem Terracotta - Delphin,
Tafel VIII, 6, und deffen Wellen wieder, alfo an archi-
tektonifchen Verzierungen, bei denen an Nachahmung
von Erz ohnehin nicht zu denken ift. Wie beim Delphin,
fo mag vielmehr auch beim Zeuskopf der Vafenfirnis
lediglich feiner Wetterbefiändigkeit wegen für ein im
Freien aufgeftelltes Werk gewählt worden fein. Und
wie dort, fo wird man auch hier Einzelheiten in an-
derer Farbe hervorgehoben haben. Befonders nach-
weifen läfst fich dies für den Zeuskopf unter der dicken
Sinterkrufte gegenwärtig freilich nicht mehr.

Die Deutung auf Zeus, welche fchon der olympi-
fche Fundort und der Charakter der Gefichtszüge nahe
legt, wird durch den auszeichnenden, wohl aus Metall
zu denkenden, dicken Haarreif noch wahrfcheinlicher
gemacht, um fo mehr, als diefer auch an zwei anderen
olympifchen Zeusbildern wiederkehrt.])

Einige Verfuche, unferen Terracotta--Zeus unter
Vergleichung des angeführten olympifchen Bronzekopfes
in feinen künftlerifchen Eigentümlichkeiten zu erläutern,
verzeichnet die Litteraturüberficht. Sie führen überein-
ftimmend auf die Zeit des Überganges zum ftrengen
Stil, wie denn die Augenbildung bereits lebhaft an die
farnefifche Hera gemahnt. Der Kopf wird demnach in
das erfte Viertel des V. Jahrhunderts gehören.

Gefunden wurde er nur 40 — 45 cm unter dem
gegenwärtigen Boden auf dem füdlichen Stadionwall
(Tageb. vom 28. November 1878; Terr. Inv. IV, 1049).
Irgend einen Anhalt für den urfprünglichen Standplatz
unferes Zeus giebt dies natürlich nicht. Nur dafs die

l) Dem Bronzekopf, Furtwängler, Olympia IV, Taf. 1,
und der Erzftatuette, ebenda Taf. 7 n. 40—40 a. Denn auch
letztere mufs ich trotz Furtwängler's Zweifel (S. 17) für
einen Zeus halten. Vielleicht trug übrigens auch der Zeus des
Oftgiebels einen folchen Metallreif im Haar. Wenigftens läfst
der Hauptfchmuck des Weftgiebel-Apollon dies vermuten.

Terracottaftatue einft innerhalb der Altis felbft aufee-
ftellt war, wird man bei einem Zeusbilde vorausfetzen
dürfen.

Furtwängler, Archäolog. Zeitung 1878, S. 173, __

Treu, Ausgrab. IV, Taf. 26 B, S. 19. — Furtwängler
Bronzefunde aus Olympia, S. 90. — Brunn, athen
Mittheilungen VII, S. 120. — Boetticher, Olympia1
Taf. 6, 3, S. 235 f; 2 Taf. 7, 3, S. 243 f. — Friederichs-
Wolters, Gipsabgüffe zu Berlin, S. 141 n. 312. — Flafch
bei Baumeifter II, S. 1104 V. — Duruy, hiftoire des
Grecs I, S. 794. — Laloux et Monceaux: Reftauration
d'Olympie, S. 96. — Furtwängler, im 50. Winckel-
manns - Programm der Aren. Gef. zu Berlin, S. 132. —
Overbeck, Gefch. der griech. Plaftik I4, S. 178.

Ri'iL'kfdtc der Terr

Nike (?) Tafel VII, 5 (1: 5).

Tafel VII, 5 und Abb. 38. Mittelrumpf eines
fchreitenden Weibes aus gebranntem Thon. Höhe
25cm, Breite 28,5cm, Tiefe 21 cm. Die ganze Geftalt war,
nach der Dicke des Schenkels zu urteilen, etwas gföfser
als die pompejanifche Artemis. Da sie aber ftärker aus-
fchreitet, wird üe nicht viel höher als diefe (1,10 m)
hinauf gereicht haben und alfo etwa zweidrittellebens-
grofs gewefen fein. Wie die Anficht der ganz flüchtig
behandelten Rückfeite zeigt, war die Statue hohl ge-
arbeitet und im Innern durch eine von vorn nach hinten
geführte Scheidewand verfteift. Die Stärke der Thon-
wandungen wechfelt zwifchen 11/2 und 3 cm. Sie be-
gehen aus einem mit Ziegelbrocken gemifchten gröberen
und einem darüber gelegten feineren Thon. Auf letzterem
fitzen die Farben unmittelbar auf. Und zwar war das
mit feinen welligen Falten belebte Untergewand, welches
über dem linken Schenkel fichtbar wird, lebhaft rot;
das Obergewand, deffen Grund an dem Hauptftück jetzt
lediglich die Thonfarbe zeigt, einft vermutlich violett-
braun mit roten Punkrrofetten. Wenigftens fcheint es fo
nach den zugehörigen, allerdings gröfstenteils durch
Brand befchädigten Faltenfragmenten auf Abb. 39. Von
den Rofetten haben fich auch noch vier auf dem Mittel-
ftück erhalten. Gefä'umt war das Obergewand über dem
linken Schenkel von zwei gelben Parallelftreifen, unter
der rechten Hüfte von einem eingeritzten doppelten
Mufterftreifen auf braunem Grunde, deffen Zeichnung
auf unferer Tafel fichtbar ift.
 
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