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Chronik für vervielfältigende Kunst — 1.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.3767#0059
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46

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VNGARIE-

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Aus der Schrift über die Genealogie des Kaisers Maximilian f. (Verkleinert.)

diesen Werken vollständige, trefflich gelungene Nach-
bildungen mit Einleitungen von Alwin Schultz und
Laschitzer. Eine reiche Doppelernte haben wir durch
die Jahrbücher eingeheimst. Alle grossen künstlerischen
Unternehmungen, welche Kaiser Maximilian in das Leben
gerufen hat, werden uns in vollkommen treuer Reproduc-
tion vorgeführt. Zum ersten Male können wir dieselben in
bequemer Weise überblicken, vergleichen und unser künst-
lerisches Urtheil auf das vollständig uns gebotene Material
gründen. Zum ersten Male können wir auch den inneren
Zusammenhang, welcher zwischen den einzelnen Holz-
schnittwerken waltet, klar bloslegen, die Geschichte der-
selben von der eilten Conception an bis zur endgiltigen
Ausführung genau verfolgen. Kaiser Max erscheint in
einem viel helleren Lichte, über den künstlerischen Betrieb
im XVI. Jahrhunderte, wie Kunlhverke vorbereitet wurden,
welche Bahnen sie bis zu ihrer Vollendung durchlaufen,
empfangen wir wichtige Nachrichten.
Von besonderem Werthe in dieser Beziehung ist die
Abhandlung Laschitzer's, welche die Wiedergabe der
Genealogie des Kaisers (VII. Band) einleitet. Sie ergänzt
die Schilderungen, welche in früheren Bänden von der
Theilnahme des Kaisers an Kunst und Wisfenschaft ge-
geben wurden und gewährt ein anschauliches Bild von
der Persönlichkeit des „letzten Ritters".
Die Grundlage unlerer Kenntnis von den literarisch-
artistischen Plänen des Kaisers bietet die Aufzeichnung
seines Geheimschreibers Marx Treitzsaurwin in einer
Handschrift der Wiener Hofbibliothek: „Vermerckt die
puecher, die Kaiser Maximilian selbst macht: Grab, eren-
porten, Wej'sskunig, Teurdannckh, Freydannck, tryumpf-

wagen, stamcronick, der stam, artalerey, die siben lust-
gezirck, wapenpuech, stalpuech, platnerey, jegerey, valk-
nerey, kücherey, vischerey, gartnerey, pawmaisterey, mo-
ralitet, andacht, sant Jorgen." So umsassend dieses Pro-
gramm erscheint, vollständig ist es doch nicht. Aus zer-
streuten Notizen in dem Gedenkbuche, welche Laschitzer
verwerthet hat, erfahren wir, dass der Kaiser auch an die
Herausgabe eines historisch-topographischen, Deutschland
und Österreich behandelnden Buches dachte und mit
einem Werke über die Geschichte der Kaiser aller Zeiten
sich beschäftigte.
Welche kaum übersehbare Mannigsaltigkeit von
Interesfen barg doch des Kaisers Seele, welche Fülle von
Idealen schwebte seiner Phantasie vor! Von Andachts-
büchern und Legenden, von allegorischen Schilderungen
bis zum Kochbuche hat alles Platz in seinen Plänen. Trotz
der scheinbar verwirrenden Masse von Gegenltänden lässt
sich doch die Ordnung und Gliederung derselben erkennen.
Ein Theil der Schriften ist der Beschreibung seines per-
sönlichen Schicksales und seiner Thaten gewidmet. Ein
anderer Theil verherrlicht sein Geschlecht und seinen
Stamm; ein dritter endlich besitzt zwar nicht unmittelbar
eine persönliche Färbung, hängt aber doch mit den beiden
anderen Gruppen insofern zulammen, als er vom Reiche,
welches er beherrscht, von den Männern, welche ihm in
der Kaiserwürde in den alten Zeiten vorangingen, handelt.
So umschliesst die einzelnen Theile ein gemeinsames Band.
Mag auch bei der Ausführung jenen eine gewisse Selbft-
ständigkeit gewahrt worden sein, so dass sie auch sür sseh
wirken, so lag doch dem ursprünglichen Entwürfe ein
einheitlicher Gedanke zu Grunde. Die encyklopädische
 
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