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KUNSTGESCHICHTLICHE EINLEITUNG
dennoch trocken routinierten Arbeiten der brüderlichen Werkstatt sowohl in ihrer technischen Perfektion als auch
durch ihre subtile malerische »Tuschierung«, von der schon Neudörffer zu berichten wußte (vgl. S. 522)154 155. Neben
eigenen Zeichnungen Augustins (Fig. 367, 369h) blieben weiterhin ältere Entwürfe sowie druckgraphische Blätter
des Dürerkreises als Vorlagen in Gebrauch (Fig. i6if.). Außerdem traten nun auch verstärkt die Nürnberger »Klein-
meister«, voran Sebald Beham, als Entwurfslieferanten für kleinformatige Rund- und Rechteckscheiben hervor (vgl.
Fig. 374-385)156. Daß Nürnberger Glasmaler den regionalen Markt um die Mitte des 16. Jahrhunderts trotzdem nicht
mehr beherrschten, wird durch die wachsende Konkurrenz sog. »Schweizer Scheiben« offenbar, die sich bei den hei-
mischen Auftraggebern zunehmender Beliebtheit erfreuten. So kündigen die technisch erlesenen und farbig brillanten
Wappenscheiben der Imhoff, Ebner, Oertel und Groß aus der Werkstatt des Schaffhausener Glasmalers Hieronymus
Lang in Altdorf und Eschenbach sowie in Schweizer Museumsbesitz (Textabb. j6f., Fig. 61, Abb. 3) bereits einen
Wachwechsel an, der schließlich in den großen Fensterverneuungen der Tücher und Imhoff in den Hauptkirchen
St. Lorenz und St. Sebald durch den Zürcher Glasmaler Jakob Sprüngli gipfelte157. Die wiederholten Bitten des Stadt-
glasers Veit Hirsvogel d.J. um Vorschüsse und Darlehen beim Rat der Stadt sprechen dagegen sehr deutlich für die
anhaltende wirtschaftliche Misere des ehemals so gefragten väterlichen Unternehmens.
154 Neudörffer, 1547, S. 151-155; vgl. die ausführlichen Biographien
bei Schwarz, 1917, und Ursula Knappe, Hirsvogel, 1973, S. gaff, (mit
älterer Literatur).
155 Vgl. Frenzel, Hirsvogel, 1960, S. 199h. Abb. 3; Peters, 1980, S.
79-92, Abb. 1,4, 17-20.
156 Vgl. zuletzt Kat. Ausst. Los Angeles/Saint Louis 2000, S. 174-188.
157 Gottfried Frenzel, Zwei monumentale Nürnberger Fensterschöp-
fungen des Amalisten und Glasmalers Jacob Sprüngli aus Zürich, in:
Bau- und Bildkunst im Spiegel internationaler Forschung, FS Edgar
Lehmann, Berlin 1989, S. 246-260.
KUNSTGESCHICHTLICHE EINLEITUNG
dennoch trocken routinierten Arbeiten der brüderlichen Werkstatt sowohl in ihrer technischen Perfektion als auch
durch ihre subtile malerische »Tuschierung«, von der schon Neudörffer zu berichten wußte (vgl. S. 522)154 155. Neben
eigenen Zeichnungen Augustins (Fig. 367, 369h) blieben weiterhin ältere Entwürfe sowie druckgraphische Blätter
des Dürerkreises als Vorlagen in Gebrauch (Fig. i6if.). Außerdem traten nun auch verstärkt die Nürnberger »Klein-
meister«, voran Sebald Beham, als Entwurfslieferanten für kleinformatige Rund- und Rechteckscheiben hervor (vgl.
Fig. 374-385)156. Daß Nürnberger Glasmaler den regionalen Markt um die Mitte des 16. Jahrhunderts trotzdem nicht
mehr beherrschten, wird durch die wachsende Konkurrenz sog. »Schweizer Scheiben« offenbar, die sich bei den hei-
mischen Auftraggebern zunehmender Beliebtheit erfreuten. So kündigen die technisch erlesenen und farbig brillanten
Wappenscheiben der Imhoff, Ebner, Oertel und Groß aus der Werkstatt des Schaffhausener Glasmalers Hieronymus
Lang in Altdorf und Eschenbach sowie in Schweizer Museumsbesitz (Textabb. j6f., Fig. 61, Abb. 3) bereits einen
Wachwechsel an, der schließlich in den großen Fensterverneuungen der Tücher und Imhoff in den Hauptkirchen
St. Lorenz und St. Sebald durch den Zürcher Glasmaler Jakob Sprüngli gipfelte157. Die wiederholten Bitten des Stadt-
glasers Veit Hirsvogel d.J. um Vorschüsse und Darlehen beim Rat der Stadt sprechen dagegen sehr deutlich für die
anhaltende wirtschaftliche Misere des ehemals so gefragten väterlichen Unternehmens.
154 Neudörffer, 1547, S. 151-155; vgl. die ausführlichen Biographien
bei Schwarz, 1917, und Ursula Knappe, Hirsvogel, 1973, S. gaff, (mit
älterer Literatur).
155 Vgl. Frenzel, Hirsvogel, 1960, S. 199h. Abb. 3; Peters, 1980, S.
79-92, Abb. 1,4, 17-20.
156 Vgl. zuletzt Kat. Ausst. Los Angeles/Saint Louis 2000, S. 174-188.
157 Gottfried Frenzel, Zwei monumentale Nürnberger Fensterschöp-
fungen des Amalisten und Glasmalers Jacob Sprüngli aus Zürich, in:
Bau- und Bildkunst im Spiegel internationaler Forschung, FS Edgar
Lehmann, Berlin 1989, S. 246-260.