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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Anhänge, Tafeln — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52870#0057
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584

REGESTEN

auf M 2800-
auf M 7673.-
auf M 2400-

anzunehmen ist, so könnte man hierüber mit dem kgl. General-
conservatorium und der verehrl. Kirchenverwaltung immerhin
zuerst Rücksprache nehmen.
Auf Grund unserer im Vorstehenden dargelegten Untersuchung
belaufen sich die Restaurierungskosten:
1) für das Mittelchorfenster
2) für das linke seitliche Chorfenster
j)für das rechte seitliche Chorfenster
franco Fracht und Emballage Station Rothenburg o/Tauber und
inclusive Herausnehmen der alten Scheiben und Wiedereinsetzen

der restaurierten Flügel. Das Befestigen der Windeisen geschieht
mittels Bleihaften und für die Verbleiung selbst haben wir mög-
lichst starke Bleie vorgesehen. - Die Gerüst-, Schlosser- & Mau-
rerkosten sind in unserem Voranschläge nicht mitinbegriffen.
Von Seite der verehrlichen Kirchenverwaltung wurde nun der
Wunsch geäussert, es möchten die Restaurierungsarbeiten in
Rothenburg selbst vorgenommen werden. Diesem Wunsch
könnte in Bezug auf die mehr mechanische Arbeit des Neubleiens
wohl entsprochen werden, hingegen müsste die Ausführung der
zeichnerischen und malerischen Ergänzungen in den Ateliers zu
München vorgenommen werden, denn die immerhin sehr bedeu-
tungsvollen Ergänzungs- und Restaurierungsarbeiten werden ein
inniges Zusammenarbeiten mit den behördlichen Stellen, d. i. vor
alllem dem kgl. Generalconservatorium als notwendig erscheinen
lassen, nachdem unter dessen Aufsicht und mit dessen dankens-
werter Unterstützung bisher alle derartigen Arbeiten mit Erfolg
durchgeführt wurden. Wir möchten es deshalb auch einer verehr-
lichen Kirchenverwaltung anheim geben, sich wegen dieses
Punktes mit dem kgl. Generalconservatorium ins Benehmen zu
setzen und ordnen wir uns der diesbezüglichen Entschließung
dann recht gerne unter.
Wir bemerken auch zugleich, dass die verehrl. Kirchenverwal-
tung bei einer Ausführung der Verbleiungsarbeiten am dortigen
Platze mit einem Mehrkostenaufwand von ca: 1200.- für die 3
Fenster zu rechnen haben dürfte, wobei eine eventl. Lokalmiete
zur Ausführung der Arbeiten noch nicht inbegriffen wäre.
Nicht unbesprochen darf auch der Umstand bleiben, wie das pro-
visorische Schliessen des jeweils zu restaurierenden Fensters vor
sich gehen soll. Wir glauben, dass das Einfachste eine provisori-
sche Verglasung mit Kathedralglas wäre. Wir schätzen deren
Kosten auf ca.: M 300.- und das jeweilige Verglasen und Umgla-
sen pro Fenster auf vielleicht M 30.- so dass mit einer Gesamt-
summe von M 450.-für die 3 Fenster gerechnet werden müsste.
Für eine gewissenhafte und pietätsvolle Restaurierung überneh-
men wir selbstverständlich alle Garantie und dürften die zahlrei-
chen Restaurierungsarbeiten, welche wir durch das Vertrauen des
bayerischen Staates übertragen erhielten und die uns in vieljähri-
ger Praxis ein reiches Mass an Erfahrung verschafften, die beste
Gewähr bieten für das Vertrauen, das die verehrl. Kirchenver-
waltung durch die Übertragung dieser ebenso interessanten als
ehrenvollen Aufgabe in uns setzen würden.
München, den 4. Juni 1912.
Kgl. Bayer. Hofglasmalerei, F. X. Zettler.
Rothenburg, PfA St. Jakob.

143 Nürnberg 1912 Juni 20
Stellungnahme des Kgl. Professors J. Schmitz, Nürnberg, zu dem
im Gutachten Zettlers vorgesehenen Umfang der Restaurie-
rungsarbeiten an den Rothenburger Chorfenstern; argumentiert

aus denkmalpflegerischen Gründen gegen die Eliminierung der
früheren Ergänzungen Kellners (Auszug):
... Die von Herrn Hofglasmaler Franz Zettler angestellten und
im Gutachten vom 4. Juni niedergelegten Untersuchungen der
Chorfenster sind sehr dankenswert und für die erforderlichen
Instandsetzungsarbeiten sehr wertvoll. Ganz besonders erfreu-
lich ist der Umstand, daß die Erhaltung der alten Malereien eine
so vorzügliche ist.
Es entspricht nun den Anschauungen unserer Zeit hei historischen
Kunstwerken die originale Verfassung möglichst zu erhalten und
lieber frühere minderwertige Ausflickungen zu dulden, als durch
eine an sich vorzügliche Ergänzung den Originalbestand zu ver-
wischen. Es ist richtig, daß damit einer kunsthistorischen Würdi-
gung gegenüber der rein ästhetischen ein Vorrang eingeräumt
wird. Allein dies scheint besonders da berechtigt, wo es sich um
Werke handelt, die für die Geschichte der Kunst und Technik von
hervorragender Bedeutung sind, wie es bei den Chorfenstern von
St. Jakob der Fall ist. Ich bin überzeugt, daß im Kunsthandel
etwa ein Feld dieser Fenster, in dem der Originalbestand und spä-
tere Einflickungen klar erkennbar sind, höher bezahlt würde, als
ein im alten Charakter ergänztes Feld, bei dem man nicht genau
erkennen kann, was alt und neu ist. Danach würde also der mate-
rielle Wert des Fensters durch eine Verbesserung der alten Restau-
rierungen, deren Richtigkeit übrigens von späteren Zeiten viel-
leicht wieder abgesprochen wird, nicht vergrößert, sondern eher
vermindert. Vom ästhetischen Standpunkte aus aber werden die
vorhandenen kleineren Ergänzungen bei der imposanten Ge-
samtwirkung kaum als störend empfunden.
Unter diesen Umständen spreche ich mich für die Beibehaltung
der alten Ergänzungen, bis auf die Fälle, wo gar zu plumpe und
umfangreiche Teile in Frage kommen, aus, und möchte in letzte-
ren Fällen eine Ergänzung Vorschlägen, die zwar harmonisch
zum Alten paßt, aber den Unterschied vom Originalbestand klar
erkennen läßt.
Dieser Standpunkt, nach dem die Instandsetzungsarbeiten ver-
hältnismäßig geringe Kosten erfordern werden, wird sich um so
mehr empfehlen, als die Erhaltung des Schwarzlotes also der Auf-
malungen nach der genauen technischen Untersuchung bei die-
sen alten Fenstern im Gegensatz z. B. zu den Nürnberger Glas-
malereien eine so erfreulich gute ist, sodaß Restaurierungen nicht
erforderlich sind.
Als Instandsetzungsarbeiten, die jedoch unerläßlich sind, müssen
einmal die Erneuerung der Steinrippen und Maßwerke und dann
die völlige Neuverbleiung der Fenster bezeichnet werden. Wenn
die letzteren durch sachverständige Arbeiter etwa der Hofglas-
malerei Zettler in der Bauhütte selbst stattfinden könnte, so
würde ich dies für das Beste halten. Besonders wenn sich infolge
dessen eine Hebung der Kunstglaserei und die Möglichkeit der
Herstellung geschickter Glaserarbeiten auch späterhin in
Rothenburg selbst für die Stadt und Umgebung ergeben sollte.
Die unmöglich sehr großen Mehrkosten gegen die Herstellung in
München könnten den Vorteilen gegenüber, die die gewissen-
hafte Ausführung der Arbeiten unter dem Auge der Bauleitung
bietet, nicht ins Gewicht fallen. ...
Die Oberleitung der Wiederherstellung von St. Jakob
Schmitz, Kgl. Professor.
Rothenburg, PfA St. Jakob19.
 
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