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Parello, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Regensburg und der Oberpfalz: ohne Regensburger Dom — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 13,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52874#0119
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EDELSFELD • PFARRKIRCHE

CHORFENSTER nord II

Fig. 90, Abb. 35, 39

Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 2,25 m, B. ca. 0,90 m.
Zweibahniges, fünfzeiliges Maßwerkfenster. Der Mittelstab bildet in der Maßwerkzone zu den Lanzetten hin Nasen
aus und endet in einem blütenförmigen Schneuß. Die darin befindliche Scheibe noch an ursprünglicher Stelle.

iAB HL. ANNA SELBDRITT Fig. 90, Abb. 35, 39
H. 32,5 cm, B. 35,5 cm.
Inschrift: Auf den Schriftbändern zuseiten der Figurengruppe
in gotischen Minuskeln: • an(n)o • dom(im) • // 1498. Die beiden
letzten Ziffern sind heute weitgehend abgewittert, auf älteren
Aufnahmen jedoch noch lesbar .
Erhaltung: Die Substanzverluste im Randbereich sind auf die
Herausnahme der tief in das Maßwerk eingeputzten Scheibe
während der letzten Restaurierung zurückzuführen. Ein Teil-
stück im Nimbus der Hl. Anna ist verwittert. Die feine Zeich-
nung auf sämtlichen Gläsern ist stark berieben.
Ikonographie: Die Hl. Anna thront, von einem Schriftband
hinterfangen, auf einer Steinbank. Auf ihrem Schoß sitzt Ma-
ria, die den nackten Christusknaben hält und offenbar im Be-
griff ist, das Kind ihrer Mutter zu reichen. Hervorzuheben sind
zwei Details: Anna und Maria blicken sich vertrauensvoll in die
Augen, und Maria selbst wird hier als Kind charakterisiert. Das

Fig. 90. ES Chor n II, iAB.
M 1:15


CVMAT6031

Motiv der Anna Selbdritt erfreute sich im ausgehenden Mit-
telalter großer Beliebtheit. Es hebt die Bedeutung der matrili-
nearen Generationenfolge hervor und unterstreicht die Auser-
wähltheit Christi durch die jungfräuliche Empfängnis Annas
wie Marias, wie sie über das apokryphe Jakobus-Evangelium in
die allgemeine Glaubens Vorstellungen des Mittelalters Eingang
fand19.

CHORFENSTER süd II

Fig. 91, Abb. 36

Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 2,25 m, B. ca. 0,90 m.
Zweibahniges, fünfzeiliges Maßwerkfenster mit genasten, nahezu rundbogig schließenden Bahnen und stehendem
Schneuß, dessen Form durch Einputzen der hier zweitverwendeten Wappenscheibe verunklärt ist.

iAB WAPPEN PIENZENAU Fig. 91, Abb. 36
H. 29,5 cm, B. 22 cm.
Inschrift: Die umlaufende Inschrift lässt sich heute aufgrund
der fortgeschrittenen Verwitterung der Scheibe nicht mehr ent-
ziffern. Sie dürfte aber den Namen der Katharina Pienzenau
nennen.
Erhaltung: Das Medaillon musste für den Einbau in die Maß-
werköffnung im unteren Randbereich etwas beschnitten wer-
den, ansonsten ist es ohne Substanzverlust. Vollständig erblin-
deter violetter Randstreifen; der blaue Hintergrund ist von weit
fortgeschrittenem Lochfraß überzogen; die nur leicht getönten
weißen Gläser weisen eine flächige, braunschwarze Verwitte-
rungsschicht auf. Starke Malschichtverluste auf nahezu allen
Gläsern. Die Rautendamaszierung des silbernen Schildes ist
auf den historischen Aufnahmen noch zu erkennen.
Ikonographie: Wappen der (Katharina) Pienzenau: In Silber
ein mit drei goldenen Kugeln belegter schwarzer Schrägrechts-

Fig. 91. ES Chor s II, iAB.
M 1:15


balken; auf dem gekrönten Stechhelm mit schwarz-silbernen
Decken der Rumpf eines Mannes in Silber, der auf dem Kopf
eine mit drei silbernen Straußenfedern besteckten silbernen,
schwarz gestülpten und mit drei goldenen Kugeln belegten Hut
•• 20
tragt .
Komposition: Gestreckter, von einem Inschriftband einge-
fasster Rautenvierpass.
CVMA T 6032

Für Hinweise habe ich Rüdiger Fuchs von der Mainzer Forschungs-
stelle »Die Deutschen Inschriften«, Akademie der Wissenschaften und
der Literatur, Mainz, zu danken.
1<? Adolf Reinle und Elisabeth von Witzleben, in: M arienlexikon,
I, 1988, S. 159h

20 Am Rande sei hier auf ein gleichfalls Pienzenauisches Allianzwap-
pen hingewiesen, das sich in einer kalifornischen Privatsammlung er-
halten hat. Es handelt sich dabei um zwei 1532 datierte Rundscheiben
mit den Wappen Simprechts von Pienzenau und seiner Frau Kunigun-
de vom Stein. Abb. bei Caviness u.a. 1989, S. 99.
 
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