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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0160
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EULBACH • INSELKAPELLE

U9


Fig. 92. Eulbach, Englischer Garten. Blick auf die Inselkapelle mit der »Eberhardsburg« am Ostufer des Sees.

Über pauschale Erwähnungen von Glasmalereien in der älteren Literatur hinaus ist noch unbekannt, wie der Eulba-
cher Bestand sich ursprünglich zusammengesetzt hat12. Mittelbar dürfte er sich aber aus der Auflistung der Glasge-
mälde in der Inselkapelle um i8/o(?) rekonstruieren lassen: Seinerzeit umfasste die Sammlung 47 Nummern (s. Reg.
Nr. 20), von denen ein Teil - Nr. 9, 39, 42L sowie eine kleinere Anzahl nicht identifizierbarer Stücke (vgl. Reg. Nr. 17,
pag. 32L, Nr. 517, jzjf-, 538, 539ff.) - sich zunächst im Rittersaal des Erbacher Schlosses befunden hatte und erst im
Zuge der Neuordnung der dortigen Fenster VI und VII nach Eulbach versetzt wurde (s. S. 116). Im Jahr 1870 wurde
die Inselkapelle wiederhergestellt, doch schon 1873 wurde der Großteil der in ihr befindlichen Glasmalereien entfernt,
um damit die Fenster der Hubertus-Kapelle des Erbacher Schlosses zu bestücken; die Lücken wurden u.a. mit Glas-
malereien aus dem Eulbacher Jagdschloss gefüllt (s. Reg. Nr. 18, 20)1 . Dergestalt dürfte die Verglasung die Kriege des
20. Jahrhunderts überdauert haben, bis sie im Jahr 1968, als erneut Glasgemälde von Eulbach nach Erbach transloziert
wurden - nunmehr zur Kaschierung der durch Veräußerung der Wimpfener Scheiben entstandenen Lücken im Fens-
ter V des Rittersaals (s. S. 117) -, in ihren heutigen, von der einstigen Konzeption weit entfernten Zustand überführt
wurde. Restaurierungsmaßnahmen an den in der Inselkapelle verbliebenen mittelalterlichen Wimpfener Fragmenten
sind zu keiner Zeit ausgewiesen.
Erhaltung: Zum Zeitpunkt der Untersuchung im April 2008 befanden sich Bau und Ausstattung generell in bekla-
genswertem, akut gefährdetem Zustand: Die Fensterrahmen, in welche die mittelalterlichen wie frühneuzeitlichen
Scheiben eingelassen sind, sind marode und verwölbt; da der Raum sehr feucht ist und eine Schutzverglasung fehlt,
sind die Glasmalereien außerdem ständiger innen- wie außenseitiger Bewitterung ausgesetzt; damit nicht genug, wer-
den die Fenster von unbesonnenen Besuchern immer wieder zum Ziel von Steinwürfen auserkoren, die ihre verheeren-
de Wirkung nicht verfehlen. Zu diesen Gefährdungen kommt bei den mittelalterlichen Stücken und Fragmenten das
übliche Schadensbild in Form von Verbräunung und Lochfraß hinzu.
 
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