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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0161

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EULBACH ■ INSELKAPELLE / GRONAU • PFARRKIRCHE

160
Vorbemerkung zum Katalog: Von den vier ähnlich gestalteten Zwickelfüllungen wurde nur eine - diejenige in Fenster
süd II, 2 (links) - im Oktober 1991 fotografisch dokumentiert; die Untersuchung der Stücke erfolgte im April 2008.

FENSTER süd II

Abb. 54

Aus Holz gezimmertes, Stein imitierendes, dreizeiliges Fenster mit Spitzbogenabschluss. Die mittelalterlichen Stücke
befinden sich - mehr schlecht als recht zu der blässlich gelben Rautenverglasung mit farblosen Randstreifen passend
- im mittleren, 75,5 x 82,5 cm messenden Feld (2) in der linken bzw. rechten oberen Ecke.

2 ZWEI ZWICKEL MIT BLATTFÜLLUNGEN
H./B.: 25/20 cm (links) bzw. 25/17 cm (rechts).

Abb. 54 Ehemals Wimpfen am Berg, Dominikanerkirche, Chorfens-
ter I. Wimpfen(?), um 1300-1310.
CVMA G 254 (MF)

FENSTER nord II

Von der abweichenden Spitzbogengliederung abgesehen, entsprechen Aufbau, Größe und Komposition im Wesent-
lichen dem Fenster süd II.

2 ZWEI ZWICKEL MIT BLATTFÜLLUNGEN
H./B.: 34/26 cm (links) bzw. 36/24 cm (rechts).

Ehemals Wimpfen am Berg, Dominikanerkirche, Chorfens-
ter I. Wimpfen(?), um 1300-1310.

GRONAU • PFARRKIRCHE

Bibliografie: Eberhard Kühner, Das Dorf in der Grünen Aue. Gronau im Laufe der Jahrhunderte, Bensheim
1989, S. 24, 33 (Erwähnung); Scholz, Bergstraße, 1994, S. 56E, Nr. 75 (vermutet eine Herkunft der Scheibe aus dem
Vorgängerbau, datiert sie aus paläografischen und stilistischen Gründen um 1470-1490); Kreis Bergstraße, I: Die
Städte Bensheim, Heppenheimund Zwingenberg, bearbeitet von Dieter Griesebach-Maisant (Denkmaltopographie
Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen), Stuttgart 2004, S. 429 (wie Scholz, Bergstraße, 1994);
Dehio Hessen, II, 2008, S. 379 (dto.).
Gegenwärtiger Bestand: Auf der Südseite des blank verglasten Langhauses, in dessen erstem Fenster von Osten (süd
III), befindet sich eine kleine Darstellung der Darbringung im Tempel aus der Zeit um 1460/70 (Fig. 93, Abb. 54).
Zur Frage der Herkunft: Da der bestehende Kirchenbau erst in den Jahren 1831-1834 nach Entwürfen des dama-
ligen Bensheimer Kreisbaumeisters Ignaz Opfermann errichtet wurde1, kann das Glasgemälde nicht für seinen heutigen
Standort geschaffen worden sein. Dort wird es überhaupt erstmals in den i93oer-Jahren erwähnt (s. Reg. Nr. 21); ältere
Nachrichten fehlen2. Somit ist die vorderhand am plausibelsten erscheinende Möglichkeit, nämlich dass es aus jener Kir-
che stammt, die dem Bau Opfermanns vorausging - nach dem bildlichen Zeugnis Carl Philipp Fohrs eine einschiffige
Saalkirche mit einem polygonalen Chor und einem Turm an ihrer Südseite3 -, nicht mehr als eine Vermutung. Gegen sie
spricht Folgendes: Zum einen dürfte die kleine, seit 1387 nachweisbare, vermutlich der Hl. Anna geweihte Kirche unter
dem Patronat der Schenken von Erbach4 schon aus Platzgründen kaum Standort eines weitschweifigen erzählenden Zy-
klus mit Szenen aus dem Leben Mariä oder Christi gewesen sein, zu dem die Scheibe einst gehört haben muss; zum ande-
ren lässt sich deren Datierung um 1460/70 schlechterdings nicht mit dem überlieferten Neubau des Chores 1509-1511 in
Einklang bringen. Vermutlich wurde das Glasgemälde zwischen 1834 und 1934 in die Gronauer Kirche geschenkt5.
 
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