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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0158

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EHEMALS ERSHEIM • PFARR- UND FRIEDHOFSKIRCHE / EULBACH • INSELKAPELLE

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ANHANG: VERLORENE GLASMALEREIEN
Laut der frühen, 1811 publizierten Beschreibung von Aloys Schreiber (s. Bibi.) waren in Ersheim »Familienbilder
der Geschlechter von Handschuhsheim, Habern und Hirschhorn« zu sehen. Hiervon muss der größte Teil als verloren
angesehen werden; bei den wenigen erhaltenen figürlichen Resten ist die Identifizierung vor allem im Hinblick auf
das Stifterfragment Nr. 189 in Darmstadt, HLM, nicht sicher zu leisten. Verloren ist aber auch eine Scheibe mit den
Hll. Andreas und Johannes Bapt. (Fig. 77)60. Sie muss zusammen mit den Stifterscheiben Heinrichs VII. von Hand-
schuhsheim und Margarete Wiedergrüns von Staufenberg (Abb. 47L), mit denen sie eine bahnübergreifende Kom-
position bildete (vgl. Fig. 76), im 19. Jahrhundert nach München gelangt sein. In der Residenz, wo sie erstmals 1902
erwähnt wird, wurde sie im sog. Herzkabinett der Päpstlichen Zimmer aufbewahrt, wohl in Unkenntnis ihres Zusam-
menhangs mit den Stifterscheiben, und ging dort während des Zweiten Weltkriegs zugrunde.

EULBACH • INSELKAPELLE IM ENGLISCHEN GARTEN

Bibliografie: Jäger (1824), S. 27 (»die Fenster [...] sind mit den schönsten Glasmalereyen geziert, meist in Wappen-
schildern bestehend«); Hotz 1963, S. 39 (in den Fenstern »ursprünglich kostbare mittelalterliche Farbscheiben«); Hess
1995/96, S. 232, 236 (pauschale Erwähnung).
Gegenwärtiger Bestand: Der ursprünglich hexagonale, kleine, außen mit Baumrinde verkleidete Bau aus dem Jahr
1818(?), der erst 1858 unter Graf Eberhard XV. zu Erbach-Erbach mit einer Altarnische im Westen versehen und für
den Gottesdienst geweiht worden ist , enthält in vier Fenstern Scheiben und Scheibenfragmente aus der Zeit von
1300-1310 bis in das 20. Jahrhundert. Mittelalterlich sind nur zwei Blattstücke und sieben Blattscherben, die aus der
Dominikanerkirche in Wimpfen am Berg stammen und als Zwickel in die Fenster süd II und nord II zuseiten der
Altarnische in eine Umgebung aus ebenfalls mittelalterlichen, aber weitgehend unbemalten farbigen Glasscherben
eingesetzt worden sind (Abb. J4)1 2.
Geschichte der Sammlung: Vor der Einrichtung des Rittersaals im Schloss trug Graf Franz I. zu Erbach-Erbach
sich mit dem Gedanken, in dem ehemaligen Dorf Eulbach, wo die Familie ein Hofgut besaß, den von ihm gesammelten
merkwürdigen Ueberbleibseln der Vaterländischen Vorzeit ein eigenes Gebäude - nach Karl Morneweg eine »Rit-
terkapelle«3 - zu errichten; noch im September 1804 suchte er dafür um die alten gemahlten Fenster aus den hierlän-
dischen Kirchen an (s. Reg. Nr. 5). Wenngleich Graf Franz diesen Gedanken schon bald darauf aufgegeben haben muss,
so hatte er Eulbach doch zu seiner Sommerresidenz erkoren und nach und nach ausgebaut: Noch in den I79oer-Jahren
ließ er das seit 1770/71 bestehende Jagdschloss aufstocken und einen mehrere Tausend Hektar umfassenden Wildpark
anlegen; zu Beginn des 19. Jahrhunderts folgte die Errichtung einiger Wirtschaftsgebäude rund um das Jagdschloss
sowie die Anlage eines auch der Öffentlichkeit zugänglichen Englischen Landschaftsgartens nach Plänen von Fried-
rich Ludwig (von) Sckell4.

1 Willy List, Jagdschloß Eulbach. Ein Gräflich Erbach-Erbachischer
Sommersitz in seiner Vergangenheit und Gegenwart, Erbach i. Oden-
wald 1907, S. 29; Dehio Hessen, II, 2008, S. 844!.
2 Außer den mittelalterlichen Stücken befinden sich noch acht früh-
neuzeitliche, zwischen 1525/50 und 1700 entstandene Wappenscheiben
und -fragmente in den Fenstern s II und n II, darunter - in n II, 2 -
eine hier nicht katalogisierte Willkommscheibe mit unbekannter
Hausmarke (Schweiz, 2. V. 16. Jh.) sowie - als Pendant in s II, 2 - die
Wappenscheibe des Straßburger Ammeisters Georg Leimer (f 1572)
aus dem Jahr 1555; zu Letzterem s. Kindler von Knobloch, II, 1905,

S. 479. In den Fenstern s III und n III ersetzen geschmacklos-kitschige
Scheiben des 20. Jh. einige nach Erbach zurückgeführte Stücke, die im
Rittersaal des Schlosses einen Teil der durch Veräußerung der Wimp-
fener Scheiben entstandenen Lücken schließen (s. S. 117).
3 Morneweg, Graf Franz zu Erbach, 1924, S. 49.
4 Vgl. hierzu: Eulbach, ein Jagdhaus und Sommer-Aufenthalt des
Herrn Grafen Franz von Erbach, in: Sylvan NF 1, 1823, S. 105-116;
Schäfer 1891, S. 97; List 1907 (wie Anm. 1), bes. S. 5-22; Teubner/
Bonin 1998, S. 543-547; Dehio Hessen, II, 2008, S. 844E - ZumEulba-
cher Englischen Garten im Werk Sckells liegt noch keine eigene Unter-
 
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